Der TV Cannstatt bietet in Kooperation mit der Aqua Academy Schwimmkurse in einem Containerbad an.

Lange Wartezeiten auf Schwimmkurse

Schwimmen lernen im Schiffscontainer: TV Cannstatt geht neue Wege

Stand
Autor/in
Nicole Schmitt

In Deutschland können immer weniger Kinder sicher schwimmen. Laut DLRG liegt das vor allem an fehlenden Wasserflächen. Der TV Cannstatt will dagegen vorgehen und bietet seit einigen Wochen Schwimmkurse in einem Containerbad an.

Sie spritzen und planschen, toben und tauchen wild durchs Wasser: Für Darja, Bernard und Co. ist der Schwimmkurs am Dienstagnachmittag seit einigen Wochen fester Bestandteil. "Wir versuchen mit den Nudeln, Brettern oder mit gar nichts zu schwimmen", erzählt der siebenjährige Feodor und ergänzt stolz: "So ein bisschen hat das schon geklappt".

Schwimmenlernen im Containerbad

Das Besondere: Feodor und die anderen Kinder lernen das Schwimmen nicht in einem herkömmlichen Schwimmbad, sondern in einem alten Schiffscontainer in Stuttgart-Freiberg. Das Becken darin ist neun Meter lang, drei Meter breit und 1,30 Meter tief. In einem zweiten Container direkt nebenan sind die Umkleidekabine und ein kleiner Aufenthaltsraum für die Eltern.

Betrieben wird das Containerbad vom TV Cannstatt in Kooperation mit der Aqua Academy. "Wir waren auf der Suche nach Alternativen zu Schwimmbädern, da es einen Mangel gibt", sagt Leonhard Maurer. "Die habe ich mit dem Schwimmbad-Mobil gefunden", so der Leiter der Schwimmschule weiter. Auch Roland Schmid, Vereinspräsident des TV Cannstatt, ist froh über diese Lösung, denn "unsere Kurse sind immer sehr schnell ausgebucht".

DLRG: Bis zu zwei Jahre Wartezeit auf einen Platz im Schwimmkurs

Dass es derzeit für viele Familien unmöglich ist, einen Platz im Schwimmkurs zu ergattern, bestätigt auch die DLRG. "Wir hatten ja schon vor Corona lange Wartezeiten", sagt Eleonore Wagner, Geschäftsführerin der DLRG Württemberg. Durch die Pandemie habe sich die Situation aber noch einmal "wesentlich verschärft." "Wir haben teilweise von zwei Jahren Wartezeit und mehr von unseren Ausbildern gehört", so Wagner weiter.

Über die Hälfte der Kinder nach Grundschulzeit keine sicheren Schwimmer

Der Wunsch der DLRG sei es, dass alle Kinder am Ende der Grundschulzeit sicher schwimmen können. "Sicher schwimmen können heißt: Deutsches Schwimmabzeichen in Bronze. Das ist ein Schritt weiter als das Seepferdchen", so Wagner. Das Seepferdchen stelle immer nur den ersten Weg zum Schwimmenlernen dar. Aber davon sei man derzeit "weit entfernt". "Unsere Recherchen und Umfragen ergeben: Über die Hälfte der Kinder sind nach Ende der Grundschule keine sicheren Schwimmer."

Hauptgrund dafür sind laut DLRG fehlende Wasserflächen. "Wir wünschen uns Gespräche zwischen Bund, Land und Kommunen, die sich alle an einen Tisch setzen, um nach Lösungen zu suchen, wie die Bäder vielleicht saniert werden können oder neue Bäder aufgebaut werden können."

"Die Kinder lernen hier die Grundfertigkeiten"

Der TV Cannstatt geht das Problem des Bädermangels schon jetzt proaktiv mit seinem Containerbad an. Angeboten werden dort drei verschiedene Kursstufen: Wassergewöhnung, Anfänger und Seepferdchen. Ein Kurs beinhaltet neun Einheiten á 45 Minuten. Die Verantwortlichen betonen aber auch, dass das nicht reicht, um sicher schwimmen zu können. "Die Kinder lernen hier die Grundfertigkeiten", erklärt Schwimmlehrerin Birgit Bouteldij. "Ich sage den Eltern immer: Es muss danach weiter gehen." Für das Bronze-Abzeichen sei dann ein größeres Schwimmbecken mit Sprungtürmen notwendig.

Soweit sind Darja, Feodor und die meisten Kinder im Schwimmcontainer noch nicht. Sie üben fleißig weiter, bis sie das Seepferdchen in der Badetasche haben.

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Nicole Schmitt

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