Am Abend des 20. Juli 2024 hätte Denise Zeiher wahrscheinlich locker mit Julien Alfred mithalten können. Ein kleines Sprintduell zwischen der Faustballerin aus Baden-Württemberg und der späteren Olympiasiegerin über 100 Meter aus St. Lucia? Die Abwehrspielerin vom TSV Dennach wäre im direkten Vergleich wohl kaum langsamer gewesen.
Faustball-WM 2024 der Frauen in Argentinien
An jenem Samstagabend im vergangenen Sommer sprintete Zeiher aber nicht um eine Medaille, denn die hatten sie und ihre Mitspielerinnen in diesem Moment bereits sicher. Die Verteidigerin rannte los, mit großen Schritten und weit aufgerissenen Augen, weil sie so schnell wie möglich in die Arme ihrer jubelnden Teamkolleginnen wollte. Wenige Sekunden zuvor hatte Dennach den Titel bei der Klub-Weltmeisterschaft gewonnen - mit 4:2 in einem irrsinnig mitreißenden Finale gegen Schneverdingen.
"Ein tolles Spiel, alle waren voll im Fokus", blickt Zeiher im Gespräch mit SWR Sport auf das Endspiel im Mannheimer Rhein-Neckar-Stadion zurück: "Wenn man dann noch mit dem ersten Platz belohnt wird, brechen alle Emotionen heraus."
Für Denise Zeiher vom TSV Dennach erfüllt sich ein Kindheitstraum
Für die 26-Jährige waren die World Tour Finals der vorläufige Höhepunkt eines sportlich, wie sie sagt, "bombastischen" Jahres 2024. Vorläufig deshalb, weil im November das nächste Highlight im Kalender steht - und sich ein weiterer Titelgewinn anschließen könnte: Bei der am Donnerstag (7.11.2024) beginnenden WM in Argentinien nimmt Zeiher erstmals in ihrer Karriere mit der deutschen Faustball-Nationalmannschaft an einem großen Turnier teil.
"Das ist die Erfüllung eines riesengroßen Kindheitstraumes", sagt die Baden-Württembergerin, die beim TV Obernhausen (Birkenfeld/ Enzkreis) zum Faustball gekommen ist. In den vergangenen Jahren nahm sie immer wieder Anlauf, um den Sprung ins Nationalteam zu schaffen. Kurz vor der Europameisterschaft 2023 war Zeiher dicht dran, wurde schließlich aber doch nicht ins Aufgebot berufen.
Zehn Spielerinnen im deutschen WM-Kader
"Umso schöner ist es jetzt, sich den Traum erfüllen zu können", sagt sie. Eine Belohnung für die Sportlerin, die im Hauptberuf als Industriekauffrau arbeitet. Faustballerinnen trainieren und spielen in vergleichbaren Umfängen wie Profis anderer Disziplinen, Geld verdienen sie damit aber nicht.
Im insgesamt zehn Spielerinnen umfassenden Kader von Bundestrainerin Eva Krämer ist Zeiher eine von gleich drei Akteurinnen vom TSV Dennach. Auf der Mittelposition sind auch die beiden Zuspielerinnen Maya Mehle und Ann-Kathrin Motteler dabei.
Auch Henriette Schell vom TSV Calw bei Faustball-WM dabei
Dass sich das Trio aus dem Verein kennt, soll für die Spiele im argentinischen Montecarlo in der Provinz Misiones unbedingt ein Vorteil sein, wie Zeiher erklärt: "Das versprüht Sicherheit. Maya und Anki können abschätzen, welche Bälle sie nach hinten durchlassen können - und welche nicht." Mit Henriette Schell vom TSV Calw sind es in Summe sogar vier Nationalspielerinnen aus Baden-Württemberg.
In der WM-Gruppenphase trifft die deutsche Mannschaft auf die Top-Teams aus Brasilien, der Schweiz und Österreich. "Alles sehr starke Gegner", sagt die 26-Jährige, die aus den Ansprüchen der Titelverteidigerinnen aus Deutschland aber kein Geheimnis macht: "Zielsetzung ist natürlich, wieder den Titel zu holen."
Finale der Faustball-WM am 10. November
Das Finale steigt übrigens am Sonntagabend des 10. November. Vielleicht hat Olympiasiegerin Julien Alfred ja kurz Zeit - Denise Zeiher könnte wieder in der Stimmung für ein kleines Sprintduell sein.