Mikroplastik in Kunstrasen

Hintergrund

Verbot von Mikroplastik: Herausforderung und Chance für den Sport

Stand
Autor/in
Dorothee Büttner

Die Umweltbelastung durch Mikroplastik ist enorm. Deshalb verbietet die EU ab Mitte Oktober viele plastikhaltige Produkte. Das hat auch Konsequenzen für den Sport und seine Kunstrasenplätze.

Jährlich wird tonnenweise Mikroplastik freigesetzt. Das belastet die Umwelt und könnte zudem nicht abschätzbare Auswirkungen auf den menschlichen Körper haben. Ein Verkaufsverbot von Mikroplastik und mikroplastikhaltigen Produkten soll das zukünftig ändern.

Kunstrasengranulat ist größte Mikroplastik-Quelle

Mikroplastik ist ein synthetisches Material, das schwer abbaubar und weniger als fünf Millimeter groß ist. Die kleinen Plastikteilchen lassen sich unter anderem in Kosmetika, Spielzeug und Düngemittel finden.

Auch auf den mehr als 7.000 Kunstrasenplätzen in Deutschland findet sich Mikroplastik als Füllmaterial, meist aus recycelten Autoreifen. Laut der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) ist das Granulat in Kunstrasen der größte Verursacher von freigesetztem Mikroplastik - schätzungsweise 16.000 Tonnen pro Jahr. Durch das neue Verbot sollen in den kommenden 20 Jahren EU-weit bis zu 500.000 Tonnen Mikroplastik verhindert werden.

Kunststoffgranulat im Rasen
Kunststoffgranulat auf einem Fußballplatz

Der große Vorteil von Kunstrasen ist, dass er ganzjährig genutzt werden kann. Hinzu kommt, dass Kunstrasen im Gegensatz zu normalem Rasen nicht gemäht werden muss und strapazierfähiger ist. Die Lebensdauer eines Rasens mit Kunststoffgranulat wird auf 10 bis 15 Jahre geschätzt. Doch diesen Vorteilen stehen auch Risiken gegenüber. Die bis zu drei Millimeter kleinen Granulatkügelchen können durch die Schuhe der Sportler und auch durch Regen oder Wind in die Umwelt verteilt werden. Dort können sie von Tieren aufgenommen und so auch in die Nahrungskette gelangen. Im menschlichen Körper kann das Plastik zu Entzündungen führen und sogar krebserregende Wirkungen haben.

Verbot der Europäischen Kommission: absehbar und nötig

Das am 15. Oktober in Kraft tretende Verbot war schon länger absehbar. Fördermittel für Kunstrasenplätze mit Plastikgranulat gibt es schon seit 2019 nicht mehr. Allerdings betrifft dieses Verbot erstmal andere Industriebereiche sofort. Die Sportvereine haben dagegen acht Jahre Zeit zur Umsetzung. Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert diese lange Übergangszeit und fordert ein schnelleres Umdenken. Eine weitere Ausnahme ist, dass bereits bestehende Kunstrasenplätze und Restbestände von Plastikgranulat weiter genutzt werden dürfen. Dennoch ist die Aufregung groß und die Meinungen darüber unterschiedlich.

Reaktionen der Vereine und Verbände: Uneinigkeit

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) rechnet mit Kosten in Höhe von mindestens einer Milliarde Euro und fordert finanzielle Hilfe von Bund und Ländern. "Es bleiben große Herausforderungen für den Amateurfußball. Über die kommenden Jahre muss ein Großteil der Kunstrasenplätze in Deutschland schrittweise modernisiert werden", sagt der DFB. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) sieht dagegen andere Baustellen im deutschen Sport als dringlicher an.

Der Sport in Deutschland hat ganz andere Probleme. Sportstättensanierungen im Generellen und Schwimmhallen im Konkreten.

Alternativen: Kork, Oliven, Kokosnuss

Es muss nicht zwingend Kunststoff sein. Bereits jetzt gibt es alternative Befüllungsmaterialien für Kunstrasen: Kork, Olivenkerne und Kokusnuss zum Beispiel.

Ein Fußballverein, der rechtzeitig an die Zukunft gedacht hat, ist der SV Weiler im Kreis Tübingen. Der Kunstrasen des Kreisligisten ist mit dem natürlichen Rohstoff Kork befüllt. "Der Platz ist nach wie vor sehr angenehm zu bespielen und wir sehen aktuell keinen Nachteil gegenüber einem Kunstrasen mit Mikroplastik", erzählt Vorstand Tobias Zug.

Aber auch dieses Material hat seine Minuspunkte: Kork saugt sich mit Feuchtigkeit voll und schimmelt irgendwann. Die Suche nach dem optimalen nachhaltigen Ersatz bleibt also.

Fakt ist: Kunstrasenplätze werden auch in Zukunft nicht verboten. Aber spätestens ab 2031 werden Kunstrasen nicht nur eine grüne Farbe haben; sie werden auch eine grüne Umweltbilanz aufweisen müssen. Das neue EU-Verbot ist also Herausforderung und Chance zugleich - für den Sport und die Umwelt.

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