Deniz Aytekin

Fußball-Bundesliga | Schiedsrichter

Genauso wie die Spieler: Die Schiedsrichter-Elite im Trainingslager

Stand
Autor/in
Jan Ebling
Onlinefassung
Désirée Krause

Die meisten Fußball-Profivereine sind gerade in ihrer Saisonvorbereitung im Trainingslager. Aber nicht nur sie, sondern auch die Schiedsrichter, die mit ihnen auf dem Feld stehen, bereiten sich vor.

Trainingslager, Analysen, Leistungstests. Auch für die DFB-Schiedsrichter sind die Wochen der Vorbereitung anstrengend. In Herzogenaurach ist die Elite zusammengekommen, die Erstliga-Unparteiischen. Sport, Theorie, Teambuilding, sechs vollgepackte Tage lang. "Wir haben schon einen 10- bis 11-Stunden Tag. Morgens um 8 Uhr gehts los", erklärt einer, der neu dabei ist. Timo Gerach aus Landau gehört ab der neuen Saison zur Schiedsrichter-Elite.

Theorie-Sitzungen, in denen es zum Beispiel um das Handspiel, um Strafstöße oder um Kommunikation auf dem Platz geht, sind Teil der Vorbereitung. Aber auch zwei Trainingseinheiten täglich gehören dazu. Das Rundum-Programm für den Saisonstart.

Leistungstest für alle

Direkt am zweiten Tag in Herzogenaurach wurde es ernst. Die Leistungsdiagnostik. Alle mussten Tests absolvieren und auch bestehen. Für Deniz Aytekin, der schon seit 2008 Bundesliga-Schiedsrichter ist, ein harter Brocken. "Also ohne Vorbereitung in ein Trainingslager zu kommen, das funktioniert nicht mehr", erklärt er. Aytekin hatte keine Sommerpause, sondern hat auch nach dem letzten Spieltag komplett durchtrainiert, um den Anforderungen gerecht zu werden. "Wir sind Profis, wir trainieren fleißig, das sehen nur nicht so viele Leute. Manche denken ja, wir gehen da samstags auf den Platz und leiten da mal eben ein Spiel." So funktioniert es aber nicht, so der Schiedsrichter: "Dahinter steckt ein großer Aufwand."

Und deswegen ist auch das Trainingslager durchaus anspruchsvoll. Beispielsweise intensive Läufe, direkt im Anschluss Szenen anschauen und Entscheidungen treffen, dann weiterlaufen. Bei Fehleinschätzungen gibts eine Strafrunde. Alles, um beim Bundesligastart auf den Punkt fit zu sein.

Input eines Ex-Profis

In Herzogenaurach gab es auch eine Gesprächsrunde mit Deniz Aytekin und dem Freiburger Ex-Profi Nils Petersen, der gerade seine Karriere beendet hat. Ein Talk mit dem Thema Kommunikation und Respekt auf dem Platz, in dem beide Seiten voneinander lernen wollten.

Petersen hatte im März gemeinsam mit dem Mainzer Anton Stach ein Bezirksliga-Spiel gepfiffen, um einen Einblick in die Schiedsrichterei zu bekommen. Jetzt der Austausch im Trainingslager der Unparteiischen. "Im Endeffekt werde ich hier von den Bundesliga-Schiedsrichtern lernen, aber klar, dann vielleicht mal die Ansicht eines inzwischen Ex-Aktiven zu bekommen, vielleicht die ein oder andere Situation mal durchzusprechen, wie man die sieht."

Auch für Deniz Aytekin ist es ein wertvoller Austausch. "Mal so die Sicht auch von Spielern mitbekommen, das gibt uns auch Impulse für unsere Spielleitung. So ein Austausch, der fördert letztendlich die Zusammenarbeit auf dem Platz. Deswegen großartig, dass Nils sich zur Verfügung gestellt hat."

Auch die Schiedsrichter sind ein Team

Auch wenn die Schiedsrichter während der Saison alle jedes Wochenende an unterschiedlichen Orten sind und nicht im Team arbeiten - die Assistenten sind auf dem Lehrgang nicht dabei - sind sie trotzdem ein eingeschworener Haufen. "So wie die Fans mit ihrem Team mitfiebern, so schauen auch wir am Wochenende die Spiele", erklärt Neuling Timo Gerach. "Wir hoffen natürlich, dass der Schiedsrichter in dem Moment die richtige Entscheidung trifft, hoffen, dass er das Glück hat, ein gutes Stellungsspiel zu haben und ihm niemand vor der Linse steht." Man freut sich füreinander, tauscht sich aus und hat auch ein offenes Ohr, wenn es mal nicht so gut funktioniert hat, erklärt Gerach. Bei aller Konkurrenz um die besten Spiele und um die großen Events, das Teamwork unter der deutschen Schiedsrichter-Elite, das scheint zu stimmen.

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Jan Ebling
Onlinefassung
Désirée Krause