Fußball | Frauen-Bundesliga

Teamcheck SC Freiburg: Nicht Fisch, nicht Fleisch

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Autor/in
Anna Klär

Zur Halbzeit der Frauen-Bundesliga steht der SC Freiburg auf Platz acht. Bislang eine Saison mit Höhen und Tiefen für den Sport-Club.

So lief die Hinrunde

Die Hinrunde der Freiburgerinnen lief so, wie die Rückrunde der vergangenen Saison aufgehört hatte. Durchwachsen. Nach einem späten 2:2-Ausgleich gegen die übermächtigen Bayern im ersten Spiel der Saison war der Jubel groß. Ein Punkt gegen die starken Münchnerinnen - ein Ausrufezeichen. Doch die folgenden Spiele verliefen nicht immer so wie gewünscht. Vor allem bei Niederlagen, wie die gegen den Aufsteiger aus Nürnberg oder dem Unentschieden gegen die Duisburgerinnen, aktuelles Tabellenschlusslicht, ließ der SC wichtige Punkte liegen. "Das waren unnötig hergeschenkte Spiele", so SC-Trainerin Theresa Merk, "wo wir vielleicht auch nicht mit dem 100 Prozent richtigen Mindset an die Sache rangegangen sind".

Die Ansprüche waren sicher höher, vor allem nach dem Highlight der vergangenen Saison: Das DFB-Pokalfinale gegen den VfL Wolfsburg. Lange hielt der SC Freiburg in diesem Spiel gegen den Rekordmeister mit, am Ende mussten sich die Freiburgerinnen zwar deutlich mit 1:4 geschlagen geben. Mit der Leistung durfte man aber zufrieden sein.

Auch in dieser Saison ist das Team von Theresa Merk weiter im Pokal dabei. Nach Siegen gegen Andernach und Sand steht Anfang Februar das Achtelfinale in Frankfurt an. Die Partie wurde witterungsbedingt bereits zweimal verlegt, in jedem Fall wartet auf die Freiburgerinnen ein schweres Los bei der Eintracht.

Wer kommt, wer geht?

Vor allem eine Personalie hat zuletzt Wellen geschlagen: Janina Minge. Freiburgs Nationalspielerin und Offensivkraft wird den Verein im Sommer verlassen. Wohin es sie zieht ist nicht klar. Nur, dass sie geht. Ein schwerer Verlust, den der SC ab der kommenden Saison zu verkraften hat.

Verstärkung gab es in der Winterpause vor allem im Angriff. Eileen Campbell aus Österreich und Leela Egli aus der Schweiz wagen den Sprung in den Breisgau. Die 23-jährige Campbell kam vom Tabellenzweiten der österreichischen Bundesliga, FFC Vorderland, und zählte dort zu den absoluten Stammkräften, wurde im vergangenen Jahr sogar zu Österreichs Fußballerin des Jahres gewählt.

Mit Leela Egli verstärkt sich der SC mit einer Spielerin vom FC Zürich, die in der Nationalmannschaft der Schweiz als eine der größten Sturmhoffnungen gilt. Die erst 17-Jährige gab bereits mit 15 Jahren ihr Debüt in der Champions League und zählt damit zur jüngsten jemals eingesetzten Fußballerin in diesem Wettbewerb. Ein Talent, das aufgrund des jungen Alters in Freiburg vielleicht dennoch seine Zeit brauchen wird.

Auch die Defensive des SC wird verstärkt. Mit Annie Karich kommt eine gebürtige Kalifornierin in den Schwarzwald. Die 20-Jährige wurde innerhalb der West Coast Conference in den USA zur besten Defensivspielerin der vergangenen Saison gewählt.

Die Trainerin

Theresa Merk sitzt auch in dieser Saison auf der Freiburger Trainerbank; es ist bereits ihr zweites Jahr beim Sport-Club. Bei Jobbeginn übernahm sie das Büro von Männertrainer Christian Streich im Dreisamstadion. "Selbstverständlich war alles schön leer geräumt - bis auf so eine alte Schrankwand, die früher voll mit DVDs und Videokassetten war. Die braucht man heute natürlich nicht mehr für die Videoanalyse", erzählt sie.

Eine Frau als Cheftrainer – Theresa Merk vom SC Freiburg | SWR Sport

Sie ist derzeit die einzige Frau im Trainerpool der Bundesliga. "Also vor zwei, drei Jahren war die erste Frage: Okay - und davon kann man leben? Oder: Was machst du sonst so?", sagt die SC-Trainerin, "Mittlerweile heißt es meistens: echt cool - erzähl mal!" Das sei für viele Menschen total interessant, weil ja gefühlt jeder ein bisschen Bezug zum Fußball habe.

Der SC Freiburg ist Merks erste Station als Cheftrainerin in der Bundesliga, zuvor stand sie bereits ein Jahr an der Seitenlinie des Schweizer Erstligisten Grashopper Zürich. Erste Coaching-Erfahrungen auf Profi-Niveau sammelte die 33-Jährige während ihrer Zeit bei Wolfsburg. Dort war die gebürtige Ravensburgerin zwei Jahre lang als Co-Trainerin an der Seite von Stephan Lerch tätig.

Erwartungen an die Rückrunde

Die Freiburgerinnen müssen dringend an ihrer Torgefährlichkeit, aber auch an ihrem Abwehrverhalten arbeiten. "Für uns geht es vor allem darum, auch defensiv konstanter zu stehen", sagt die Trainerin, "weniger Gegentore zuzulassen." Nur 13 Treffer stehen 23 Gegentoren aktuell gegenüber. Zum Vergleich die vergangene Saison: Da zählte der SC nach der Hinrunde 25 Tore und 17 Gegentreffer. Besonders bitter ist da der Ausfall von Svenja Fölmli, Freiburgs Toptorjägerin in dieser Saison. Nach einem Kreuzbandriss kehrte sie zum Sommer wieder zurück und sorgte beim SC für Torgefahr. Damit ist es jetzt erst mal wieder vorbei, denn im Dezember hieß die Diagnose nach einer Trainingsverletzung erneut: Kreuzbandriss.

Der Anschluss an die vorderen Platzierungen dürfte für den Sport-Club schon verloren sein. Der Abstand auf die Abstiegsränge dagegen ist auch recht deutlich - dabei sollte es das Team von Trainerin Theresa Merk belassen. Im Fokus steht in dieser Rückrunde sicherlich, dass die Mannschaft wieder zu ihrem Spiel findet, das sie in der vergangenen Saison - gerade in der Hinrunde - so erfolgreich gemacht hat. "Wir wollen, egal in welchem Spiel und egal gegen welchen Gegner, mit derselben Klarheit auftreten", ruft Theresa Merk als Ziel für die Rückrunde aus "um auch die Spiele für uns zu entscheiden, die wir für uns entscheiden wollen." Im Klartext: Keine "unnötig hergeschenkten Spiele" mehr beim SC Freiburg.

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Anna Klär

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