Nein, erklären konnten die Hoffenheimer ihren Auftritt in Mainz nicht. Als "lethargisch" beschrieb Pellegrino Matarazzo sein Team nach der 1:4-Niederlage und wirkte angesichts der schwachen Leistung damit noch fast mild. "Wir waren nicht auf dem Platz", so der Coach gegenüber SWR Sport. "Das war zu wenig – in allen Belangen."
Genau so sah es auch Oliver Baumann. Der Kapitän und Keeper dürfte sich spätestens zu Beginn der zweiten Halbzeit von seinen Mitspielern völlig allein gelassen gefühlt haben. Nachdem die Mainzer mit zwei Treffern binnen vier Minuten die Partie gedreht hatten und dabei tatkräftig von der TSG unterstützt worden waren, rauschte Baumann aus seinem Tor und ließ seine Fäuste in den weißen Torwarthandschuhen durch die Luft fliegen und brüllte. Wütend, beinahe fassungslos.
Ratlosigkeit und Schulter zucken
Was folgte waren zwei weitere Treffer der Mainzer und Baumann blieb ratlos zurück. "Ich habe nichts Greifbares gerade in der Hand", sagte der 33-Jährige nach dem Spiel schulterzuckend: "Wir hatten einen extrem schlechten Tag. In der zweiten Halbzeit haben uns die Mainzer komplett überrannt."
Dabei waren die Hoffenheimer fast aus dem Nichts durch ein Kopfballtor von Pavel Kaderabek (19. Minute) in Führung gegangen. Das Spiel gestaltet hatten bis dahin aber vor allem die Mainzer. Jonathan Burkardt (47.), Phillipp Mwene (51.), Brajan Gruda (63.) und Karim Onisiwo (88.) trafen dann nach der Pause für die Mainzer.
Nicht sauer, aber enttäuscht
"Wir wussten genau, wie sie spielen, aber wir haben den Kampf dann nicht angenommen“, so Anton Stach, Ex-Mainzer, inzwischen in Hoffenheim. "Wir müssen daran arbeiten, dass wir uns immer reinhauen und es schwieriger wird, Chancen gegen uns zu bekommen." Matarazzo sprach von einem "hochverdienten Sieg" der Gastgeber.
57 Gegentore in 29 Spielen sagen zudem viel aus über die geringe Widerstandskraft der Hoffenheimer. Der Coach kritisierte vor allem taktische Defizite und die Ideenlosigkeit beim Spielaufbau seines Teams. Er war nicht sauer, aber "sehr enttäuscht von unserer Leistung".
Finger in die Wunde
Damit stand er nicht allein – auch die 1.300 mitgereisten Fans machten ihrem Unmut Luft. "Roboter sind wir halt auch nicht" – das habe er den aufgebrachten Anhängern nach dem Spiel gesagt, meinte Baumann. Und fügte hinzu: "Eine Erklärung habe ich auch nicht." Gemeinsam werden Baumann und seine Teamkollegen die aber in den nächsten Tagen finden müssen, wenn es noch etwas werden soll mit dem selbst gesteckten Ziel Europa. Dafür will Matarazzo "den Finger tief in die Wunde legen" – nächster Gegner ist Borussia Mönchengladbach.