Heidenheim-Trainer Frank Schmidt im Gespräch mit seinen Spielern.

Fußball | Bundesliga

Bundesliga-Premiere: Warum der 1. FC Heidenheim nicht nervös ist

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Autor/in
Johannes Holbein

Nicht nur für den Klub, auch für Heidenheims Trainer Frank Schmidt und viele seiner Spieler steht die erste Saison in der Bundesliga an. Wie gelingt es, gelassen zu bleiben?

Was haben Norman Theuerkauf, Tim Kleindienst, Eren Dinkçi, Marnon Busch, Denis Thomalla, Jonas Föhrenbach, Lennard Maloney und Tim Siersleben gemeinsam - abgesehen davon, dass sie Fußballer beim 1. FC Heidenheim sind?

Sie sind die einzigen im Kader, die bereits in der Bundesliga gespielt haben. Theuerkauf für Eintracht Braunschweig (29 Spiele), Kleindienst und Föhrenbach für den SC Freiburg (26, 3), Dinkçi und Busch für Werder Bremen (25, 9), Thomalla für die TSG Hoffenheim (4), Maloney für Borussia Dortmund (2) und Siersleben für den VfL Wolfsburg (1).

Kein Team hat weniger Bundesliga-Erfahrung als der 1. FC Heidenheim

Zusammengerechnet kommen sie auf 99 Bundesliga-Partien. In der Spielzeit 2023/24 hat, was diese Statistik angeht, kein Team weniger Erfahrung. Der zweite Aufsteiger Darmstadt 98 kommt auf 117 Partien. Bei anderen Klubs haben schon einzelne Akteure mehr Bundesliga-Spiele vorzuweisen.

Hinzu kommt, dass der 1. FC Heidenheim noch nie in der Bundesliga war und mit Frank Schmidt den einzigen Trainer der Liga hat, der weder als Spieler noch als Trainer oder Co-Trainer in der besten deutschen Spielklasse gearbeitet hat.

Nervös? "Das hilft uns nicht"

Zugegeben, das sind Zahlen, die mit der Qualität der Heidenheimer und deren Eignung für die Bundesliga nichts zu tun haben müssen. Dennoch liegt die Vermutung nahe, dass die Neulinge besonders nervös sein könnten vor der anstehenden Saison, die für sie am 19. August (15:30 Uhr) beim VfL Wolfsburg startet.

Frank Schmidt widerspricht: "Wir sind mitten in der Arbeit und wenn du arbeitest, dann denkst du nicht so viel nach." Er und sein Team konzentrierten sich auf das, was sie beeinflussen könnten: dass die Spieler fit seien, dass sie taktisch wüssten, was sie zu tun haben, dass sie sich spielerisch weiterentwickelten, dass sie auf ihre Gegner vorbereitet seien. Daran haben sie im Trainingslager in Österreich gearbeitet. "Da hilft uns Nervosität nicht. Es ist die Arbeit, die Spaß macht, die fruchten muss und das ist der Alltag, der uns beschäftigt."

Warum Heidenheim keine erfahrenen "Stars" holt

Andere Klubs würden sich womöglich um teure Routiniers bemühen, aber das passt nicht zur Philosophie der Heidenheimer. "Wir müssen innovativ sein, kreativ sein. Wir bleiben unserem Weg treu, Spieler zu holen, die vielleicht im ersten Moment nicht jeder auf dem Zettel hat, auch vielleicht nicht für die Bundesliga", sagt Schmidt.

Der Plan sei, den Weg mit "jungen, hungrigen, entwicklungsfähigen" Spielern zu gehen. "Die müssen nicht 18 sein, die können auch 22, 23 sein." Sie möchte Schmidt entwickeln. Und genug erfahrene Spieler habe die Mannschaft auch. "Und die wissen, wie die DNA des 1. FC Heidenheim ist, denen muss man das nicht erklären, das ist in Fleisch und Blut." Deren Aufgabe sei es, das Team zu führen.

Auch Schmidt will den nächsten Schritt machen

Schmidt selbst will an der neuen Aufgabe wachsen. "Im Fußball wie im Leben geht es um die Neuerungsfähigkeit. Einfach bereit sein, nicht zu sagen, was fünf Jahre gut war, wird automatisch fünf Jahre gut sein, sondern zu überlegen: Was brauchen wir jetzt als nächsten Step. Das meine ich inhaltlich, das meine ich im taktischen Bereich, das meine ich an die Anforderungen des Spiels." Nichts ändern werde er daran, wie er mit seinen Spielern umgehe. Er bleibt nach wie vor Ansprechpartner, nimmt sich Zeit für sie - auch das ist Teil der Heidenheimer Philosophie.

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Johannes Holbein