Jürgen & Claudia wohnen zur Miete in einem Schloss

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Ein Film von
Feline Gerhardt (Redaktion), Enno Endlicher und Alex Kühn (Kamera), Cécilia Marchat (Ton) und Sam Handel (Schnitt). Produktion: EIKON Media GmbH, im Auftrag des SWR.

Absolut spektakulär auf der Spitze eines steil abfallenden Felsens liegt Schloss Bronnen, erreichbar nur über eine Zugbrücke. Hier wohnt Jürgen Bickel mit seiner Lebensgefährtin Claudia Link zur Miete. Die für die Öffentlichkeit nicht zugängliche Burganlage liegt im Oberen Donautal unweit von Tuttlingen. Unterhalb des Schlosses fließt die Donau.

Ein Schloss zur Miete

Claudia und Jürgen wohnen in einem auf fünf Jahre befristeten Mietverhältnis auf dem Anwesen. Durch seine Bekanntschaft mit der Familie von Enzberg erfuhr Jürgen Bickel von der Vermietung dieser besonderen Immobilie.

Schloss Bronnen bei Tuttlingen

Die Burganlage ist seit 1409 im Besitz der Familie von Enzberg, erbaut wurde sie bereits um 1150. Zunächst bestand das Anwesen hauptsächlich aus einem Wehrturm. Etwa 1750 wurde dieser zum heutigen Schlossgebäude umgebaut. Es folgten die Kapelle und das Jägerhaus, das heute als Gästehaus dient.

Seit 1950 vermietet Familie von Enzberg das Anwesen privat: „Dabei hinterließ jeder Mieter etwas, was dem Schloss zuträglich war”, erklärt Jürgen Bickel. „Das finde ich einen schönen Gedanken.” Und obwohl Jürgen und Claudia nur befristet und zur Miete im Schloss wohnen, investierten sie fast zwei Jahre, um das Schloss denkmalschutzgerecht in Schuss zu bringen und zu modernisieren.

Denkmalschutzgerechte Sanierung und Erhalt des Schlosses

Jürgen faszinierte es schon immer Immobilien zu verwalten und zu erschließen, daher war er federführend für die Renovierung zuständig. Dabei wurden die Böden aufbereitet, die Wände und Decken gestrichen - und das mit maximal zwei zusätzlichen Helfern. „Es war schon sehr viel Arbeit”, erzählt Jürgen lachend.

Ein Schloss stilvoll und passend einrichten

Claudia sorgte anschließend für den Feinschliff: die Einrichtung. Die meisten Möbel erhielt Claudia aus Villenauflösungen oder über die Suche im Internet: „Ich habe immer darauf geachtet, dass die Einrichtung eine Mischung aus alt und neu ist und dass jedes Zimmer seine ganz eigene Ästhetik und eigene Farbigkeit bekommt.”

Einzug und Renovierung über 150 Stufen nur mit Steilbahn möglich

Die Möbelstücke ins Schloss zu bekommen war eine besondere Herausforderung. Denn zum Schloss führen nur 150 verwinkelte Stufen oder eine Lasten-Seilbahn, die von einem der Vormieter gebaut wurde und nur über einen steilen Weg zu erreichen ist. Fast alle Möbelstücke und Materialien für die Renovierung wurden auf diesem Weg Stück für Stück zum Schloss befördert. Im Winter ist dieser Transportweg oft nicht möglich, weil der steile Zuweg zur Seilbahn für Fahrzeuge bei Schnee kaum befahrbar ist. Auch größere Einkäufe und Getränkekisten werden über die Seilbahn transportiert.

Viel Platz für Besuch und Übernachtungsgäste

Jürgen und Claudia haben sehr gerne Besuch. „Wenn man sich dieses Anwesen hier anschaut, merkt man schnell, dass es viel zu groß ist für nur zwei Personen. Wir laden oft unsere Familie und Freunde ein und da heißt es dann immer: für die Gäste nur das Beste. Für mehr als 70 Personen haben die beiden schon selbst gekocht. Und die Gäste feiern das. Wenn es mal zu lang wird, hat das Paar insgesamt 14 Schlafplätze zu vergeben. Für Veranstaltungen ist das Anwesen allerdings nicht zu mieten.

Barrierefrei ist das Schloss ebenfalls nicht. Bis rauf in die Küche müssen 150 Stufen erklommen werden.

Heizkosten und Unterhalt eines Schlosses haben ihren Preis

Im Winter ziehen sich Claudia und Jürgen meist in die Wohnetage zurück, um nicht alle Räume heizen zu müssen. In den Wohnräumen wird mit modernen Holzöfen geheizt, die in jeweils sieben Seilbahn-Fuhren auf das Schloss transportiert wurden. Wenn dann doch einmal alle Räume beheizt werden müssen, weil Gäste zu Besuch sind, kostet das schon mal 200 Euro pro Tag.

Auf Schloss Bronnen zu wohnen hat also durchaus Nachteile. Doch wenn Jürgen und Claudia oben auf ihrem Aussichtspunkt stehen, der fast einen 360-Grad-Blick ermöglicht, sind sie sich ganz sicher, dass sich alle Mühen und Investitionen gelohnt haben. Und selbst wenn sie nur fünf Jahre bleiben sollten, sie sind froh zum Erhalt eines solchen Ortes beigetragen zu haben.

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Feline Gerhardt (Redaktion), Enno Endlicher und Alex Kühn (Kamera), Cécilia Marchat (Ton) und Sam Handel (Schnitt). Produktion: EIKON Media GmbH, im Auftrag des SWR.