Wohnen mit Rollstuhl: Barrierefrei und individuell

Stand
Autor/in
Bettina von Bonin
Ein Film von
Frederik Dietz (Kamera)
Johnannes Bock (Kamera/Ton)
Marcella Krings

Dass barrierefreies Wohnen nicht gleich Krankenhaus-Einrichtung bedeutet, zeigt die Wohnung von Britta und Micha. Die beiden leben mit ihrer kleinen Tochter Karlotta in einer Mietwohnung mitten in Tübingen.

Seit Badeunfall querschnittsgelähmt

Micha sitzt im Rollstuhl, seit einem Badeunfall 2016 ist er querschnittsgelähmt und kann auch seine Hände nur eingeschränkt nutzen. Selbstständigkeit ist für ihn Lebensqualität, deshalb haben die beiden die Wohnung so angepasst, dass er fast alles allein machen kann. Und es war ihnen wichtig, dass es zuhause nicht nach Pflegeeinrichtung aussieht.

Als Micha nach einem Jahr Krankenhaus und Reha entlassen wurde, konnte er nicht zurück in seine WG. Der Traum von Britta und Micha in eine inklusive WG zu ziehen, stellte sich als schwer umsetzbar heraus, denn der Wohnungsmarkt gibt auch für Menschen mit Einschränkungen nicht viel her. Zum Glück lernten sie einen Rollstuhlfahrer kennen, der kurz vor dem Umzug stand und sie konnten seine 3-Zimmer-Wohnung übernehmen.

Barrierefrei und trotzdem schick wohnen

Ein absoluter Glückfall, denn barrierefreies Wohnen ist nicht gleich rollstuhlgerechtes Wohnen. Jede Schwelle, jede Griffhöhe kann ein Hindernis im Alltag sein. Rampen, höhenverstellbare Arbeitsflächen, kippbare Spiegel und Schiebetüren erleichtern den Alltag. Doch das verschlingt oft Unsummen. Auch in dieser als barrierefrei geplanten Wohnung findet sich das nicht alles und nicht alles ist perfekt. Da helfen gute Ideen, wie z. B. das Rutschbrett. Micha (Ingenieur) und Britta (Grafik-Designerin) haben die Mietwohnung für sich so umgestaltet, dass Micha wirklich kaum noch Hindernisse hat – und das, ohne ein Vermögen zu investieren.

Universelles und nutzungsorientiertes Design

Britta ist ein großer Fan von „universellem Design“ – der Idee, Dinge einfach und für möglichst alle nutzbar zu gestalten. Es folgt den Prinzipien, dass Gegenstände, Systeme und Prozesse generell von Menschen mit ganz unterschiedlichen Fähigkeiten genutzt werden können, dass sie flexibel nutzbar sind (z. B. rechts-/linkshändig, aber auch per Bild, Sprache oder Tasten), dass die Nutzung einfach und intuitiv ist, ohne Risiken und mit minimalem körperlichem Aufwand. Außerdem wird ausreichend Platz zur Benutzung berücksichtigt.

Britta findet, all diese Dinge sind auch für Gehende bzw. nicht körperlich eingeschränkte Personen sinnvoll und hilfreich im Alltag. Man stößt sich weniger, hat mehr Platz und weniger Stolperfallen. Das ist auch für Töchterchen Karlotta praktisch. Zusammen sind sie inzwischen eine eigene kleine Wohngemeinschaft und meistern die Herausforderungen im Alltag wie jede andere Familie mit zwei berufstätigen Eltern und kleinem Kind.

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