Jürgens Haus im Glashaus

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Ein Film von
Jörg Hommer (Redaktion), Lars Reuther (Kamera), Paul Heydecke (Ton), Susanne Dejung (Drohne) und Frank Rosam (Schnitt).

Flammersfeld im Westerwald: Umgegeben von Ackerland steht das über 300 Quadratmeter große Gewächshaus von Jürgen Heermann. Das Besondere: In dem Gewächshaus wiederum steht noch mal ein 150 Quadratmeter großes Haus aus Lehm. Das eigentliche Wohnhaus des 79-Jährigen. Vor über 15 Jahren hat er seinen Traum von einem Haus mit dem „gewissen Etwas“ gekauft.

Ein Gewächshaus mit integriertem Lehmhaus

Im Prinzip sei der Überbau nichts anderes als ein Gewächshaus. Allerdings sei es ausschließlich und schon von vornherein zum Schutz des Lehmhauses drumherum gebaut worden. Vor allem die in einem Gewächshaus üblichen klimatischen Bedingungen machen das Leben im Haus im Glashaus auch zu einem energieeffizienten Haus, mit sehr niedrigen Energiekosten, weit unter dem Durchschnitt.

Niedrige Energiekosten durch eigenes Klima im Glashaus

So herrscht im Winter – trotz kühler Temperaturen draußen – innen ein angenehm mildes Klima. An sonnigen Wintertagen kann es sogar recht warm werden und das überträgt sich dann auch auf den eigentlichen Wohnbereich im Lehmhaus.

Ungewöhnliche Immobilie war Grund für Kauf

Über 30 Jahre flog Jürgen Heermann als Bord-Ingenieur in Cockpits von Jumbo-Jets rund um die Welt. Ob New York, Rio oder Tokio – mit dem Ruhestand suchte er ein Haus, das nicht von der Stange ist. Jürgen erinnert sich noch genau: Kurz vor Weihnachten 2006 fand er das Angebot im Internet, das ihn so beeindruckte und sofort in den hohen Westerwald zu einer Besichtigung fahren ließ. Nur wenig später war der Kaufvertrag besiegelt.

Lehmhaus in ökologischer Bauweise

Der Verkäufer, ein praktizierender Schamane, ließ das Haus naturbelassen und ökologisch bauen, ohne künstliche Baustoffe, wie z. B. Bauschaum oder anderen Kunststoff. Heute würde man es wahrscheinlich nachhaltig nennen. Damals noch eher eine Seltenheit. Lediglich aus Lehm, Stroh und Holz ist es gebaut. Dem Wetter, Wind und Regen würde das Haus nicht standhalten können, das Glashaus dient als Schutz.

Mildes Klima im Gewächshaus lässt exotische Pflanzen gedeihen

Der Vorteil: Im Inneren des Gewächshauses entsteht eine eigene Atmosphäre, ein eigenes Klima. Das lässt selbst einen Granatapfelbaum, neben einem Olivenbaum und drei weiteren Bäumen im hohen Westerwald durch alle Jahreszeiten hindurch wachsen und blühen. Die Bäume muss Jürgen Heermann allerdings mit Hand oder viel mehr mit dem Schlauch bewässern. Das macht er gewissenhaft einmal im Monat. 750 Liter Wasser schlucken die grünen Lungen des Glashauses. Das Wasser nimmt er hierzu – ganz nachhaltig – aus seiner Regenwasserzisterne. Auch stutzen muss er die Bäume einmal im Jahr, sonst würden sie ihm über sein Glashaus hinauswachsen.

Freier Blick auf den Himmel

Auch Jürgens eigentliches Wohnhaus, das Lehmhaus, bietet einige Raffinessen. So bildet das Wohnzimmer als halbrunder Raum das Zentrum des Gebäudes. An der Decke laufen von einem Mittelpunkt aus Balken strahlenförmig wie ein Zeltgestänge nach außen. Die entstehenden Freiräume sind mit Oberlichtern ergänzt, die den Raum in Tageslicht tauchen. Vom Esstisch aus kann Jürgen so den freien Himmel betrachten. An das geschwungene Halbrund der Wände passen sich der dahinterliegende Flur und weitere Räume an. Die verbauten Wandschränke in Flur und Schlafzimmer mussten daher Schreiner-Maßarbeit sein. Neben dem Wohnraum, Schlafzimmer und Küche hat das Wohnhaus noch zwei Badezimmer, ein Gästezimmer und ein Arbeitszimmer. Allesamt mit Oberlichtern und freiem Blick zum Himmel.

624 Glasscheiben schützen das Lehmhaus vor Wind und Wetter. Die Glasflächen auf dem Dach sind, ähnlich wie bei einem Auto, aus Sicherheitsglas. An den Seiten des Gewächshauses ist normales Fensterglas verbaut.

Auch im Sommer sind die Temperaturen im Glashaus erträglich

Jürgen Heermann erzählt, dass viele Besucher in seinem Haus glauben, dass es im Hochsommer drückend heiß werden muss in seinem Glashaus. Ganz im Gegenteil, sagt er. An heißen Sommertagen lässt sich das Glashaus durch automatische Fensteröffnungen an den Seiten und im Giebel des Daches belüften. Sie sorgen so für ein angenehmes Klima.  Und falls die Sonne doch zu arg strahlt, kann ein Thermo-Schirm – eine weiße Plane – zwischen Dachgiebel und Wohnhaus automatisch aufgezogen werden. So können die Sonnenstrahlen reflektiert und nachts die Wärme im Haus gehalten werden. Das Fensterputzen überlässt Jürgen Heermann ganz dem Regen, das reiche völlig aus, sagt er.

Und natürlich hat auch das umliegende Grundstück von Jürgen so seine Besonderheiten: Neben Hochbeeten, einem Gartenhaus mit Sauna und vielen Bäumen markiert an der spitzen Grundstücksecke eine Windhose das Grundstücksende. Schließlich würde man bei Schnee sonst gar nicht wissen, wo der Acker anfängt und das Grundstück aufhört, erklärt Jürgen.

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