Ein Gutshaus mit langer Geschichte
Das Haus liegt rund 30 Kilometer südöstlich von Rostock in Mecklenburg-Vorpommern. Über dem Eingang prangen die eisernen Ziffern des Baujahres: 1690. So manche Mauer und auch die Kellergewölbe sind sogar noch älter. Einst stand hier eine mittelalterliche Verteidigungsanlage gegen Angriffe der Wikinger.
Umbau des Hofes: eine finanzielle Herausforderung
Die heutigen Gutsherren wohnen seit 2010 hier. Eigentlich stammen die beiden aus urbanen Gefilden: Knut kommt aus Hamburg, Christina aus Kopenhagen. Kennengelernt haben sie sich im Studium in Kopenhagen. Über das Thema Geld spricht das deutsch-dänische Paar nur ungern. Nur so viel: Der Umbau und die Renovierung des alten Gutshauses Rensow waren ein finanzieller Kraftakt.
Rensow: Von Gutshof über Produktionsgenossenschaft zum Familienhaus
Das Haus hat in seiner Jahrhunderte langen Geschichte viele Besitzer beheimatet. Die letzten adeligen Hausherren wurden 1945 enteignet. Danach wurde das Gut eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft. Das Gutshaus diente dabei als Wohnraum für die Mitarbeitenden der LPG und wurde als Kantine und Sozialräumlichkeit genutzt. 1990 wurde das Gutshaus dann von der Landwirtschaft getrennt und war seit Mitte der 90er Jahre weitestgehend unbewohnt.
Der lange Weg der Renovierung
Die Bausubstanz verfiel seitdem zunehmend. Dazu kamen Vandalismus und Müllablagerungen in den Räumen und Kellern des Gebäudes. Der ruinöse Zustand beim Kauf hat den Preis natürlich niedrig gehalten. Um so kostspieliger waren aber die Sanierungsmaßnahmen. Unter anderem musste eine Heizungsanlage eingebaut werden.
Einzig bei der Renovierung des Daches bekamen die Gutsherren Fördermittel. Den Rest haben Knut und Christina aus eigener Tasche bezahlt – und die war oft leer. Auch deshalb haben die beiden Einiges in Eigenleistung gemacht. Dementsprechend hat es auch jahrelang gedauert, bis die Familie in das alte Gutshaus einziehen konnte. Auch Gästezimmer und Ferienwohnungen haben sie dort eingerichtet.
Christine und Knut sind "Gutshausretter"
Es ist nicht das erste Renovierungsobjekt der Familie. In der „Gutshausretterszene“ in Mecklenburg-Vorpommern sind sie bekannt. Knut und Christina kaufen mittlerweile erfolgreich eine Ruine nach der anderen, um deren ursprünglichen Kern freizulegen und die geretteten Häuser dann an weitere Gutshausfans zu weiterzuvermitteln.
Gut Rensow erstrahlt heute wieder in altem Glanz. Neuer Glanz wäre auch so überhaupt nicht Knut und Christinas Ding, denn für Patina können sich die beiden begeistern und für Kurioses: Vom Kriegerkostüm eines afrikanischen Stammes, über eine japanische Kintsugi-Vase, bis hin zu einem der ersten Schränke überhaupt. Knut, der schon als Kind mit seinem Vater auf Antiquitäten-Jagd in alten Bauernhöfen und Gutshäusern unterwegs war, begeistert sich für barocke Möbel und historische Gegenstände.
Die Einrichtungselemente der beiden erzählen deshalb Geschichten: Zum Beispiel über den Umgang mit dem Älter werden. Imperfektion ist den beiden dabei wichtig. Hier und da haben sie sich bei der Einrichtung deshalb auch vom Wabi-Sabi Konzept inspirieren lassen, der Ästhetik der Einfachheit und Unvollkommenheit.
Gutshaus Rensow ist inzwischen weltbekannt!
Gutsherrin Christina Ahlefeldt-Laurvig hat sich mittlerweile mit ihrer kunstvollen Dekoration internationales Renommee erlangt. In vielen Büchern taucht nun Rensow neben Shanghai und New York auf. Dinge aus der Natur konservieren und zur Schau stellen, das macht ihren Stil besonders. Im Englischen gibt es einen Begriff dafür: „Foraging“ heißt der Designstil, der das kleine Rensow nun in der ganzen Welt bekannt macht.