Wo vor ein paar Jahrzehnten noch fleißig das ABC gebüffelt wurde, befindet sich heute Arnos Wohnzimmer: Er wohnt in einer alten Dorfschule, die er komplett schuldenfrei kernsaniert hat.
In einem eigenen Haus zu wohnen, stand viele Jahre lang nicht auf Arnos Lebensplan. Als Wanderschäfer hatte er viele Jahre überhaupt keinen festen Lebensmittelpunkt. Ein schwerer Motorradunfall hatte ihn seinerzeit dazu gebracht, als Aussteiger zu leben: Weg von gesellschaftlichen Erwartungen und stattdessen nur noch das machen, was ihm gut tut.
Als er 1988 eines Tages mit seinen Schafen unterwegs war, entdeckte er zufällig die alte Schule in Dornholzhausen im Rhein-Lahn-Kreis. Sofort verliebte er sich in das Gebäude und für ihn war klar, dass er die Schule irgendwann mal erwerben möchte.
Aussteigerleben gegen Traumhaus eingetauscht
Doch es dauerte einige Jahre, bis er seine Frau überreden konnte, das Aussteigerleben zu beenden und nach Dornholzhausen zu ziehen: 1996 konnten sie das Gelände mitsamt der alten Schule, einem weiteren Gebäude und einer Scheune für damals 215.000 DM erwerben. Den Kaufpreis finanzierten sie aus Erspartem und mit Unterstützung der Eltern. Zunächst bewohnten sie das Nachbargebäude seines Traumhauses. 2010 begann er dann mit der Sanierung der alten Schule, in der er heute lebt.
Sie wurde 1906 gebaut und bis 1966 fand hier noch Unterricht statt. Acht Jahrgänge saßen gemeinsam im Klassensaal, der heute Arnos Wohnzimmer ist. Bei seinen Renovierungsarbeiten hat er noch alte Klassenarbeiten gefunden: viele mit schlechten Noten. Vielleicht wurden sie deshalb auf dem Dachboden versteckt.
Haus saniert, ohne Schulden zu machen
Nach 1966 wurde das Gebäude als Schafstall genutzt. Über die Jahre verfiel es. Dementsprechend waren die Renovierungsarbeiten für Arno ein echter Kraftakt. Um sich die Sanierung überhaupt leisten zu können, hat er fast alles selbst gemacht. Sogar einige der Möbel hat Arno selbst gebaut. Dadurch musste er lediglich 80.000 Euro in die Sanierung investieren.
Viel Upcycling und DIY
Sehr am Herzen liegt Arno die Spiritualität indigener Völker, die er praktiziert. In seinem Schlafzimmer hat er sich dafür einen Ort zum Meditieren eingerichtet. Im Wohnzimmer finden sich ganz bewusst die vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde wieder.
Keinen Kredit aufnehmen zu müssen, war Arno sehr wichtig. Der ehemalige Aussteiger wollte und will möglichst autonom leben, ohne viele Jahre Schulden abbezahlen zu müssen. Seine freigeistige Haltung spiegelt sich auch in der Einrichtung wider: Das Hoch-Sofa im Wohnzimmer hat er extra so gebaut, damit seine Enkel auf die Köpfe der Erwachsenen herabblicken können und die Erwachsenen mal zu den Kindern aufschauen müssen. Andere Einrichtungsgegenstände hat Arno auch vom Sperrmüll aufgesammelt und restauriert.
Die Spiritualität hat ihn auch dazu gebracht, das Vergangene in besonderer Weise zu ehren und zu bewahren. So hat er darauf geachtet, das Haus möglichst behutsam zu renovieren und das Alte immer wieder aufzugreifen und einzubinden. Beim Rundfenster im Obergeschoss hat er daher in der Mitte eine alte grüne Scherbe des originalen Fensters eingearbeitet.
Um das Haus zu beheizen, hat sich Arno ein raffiniertes System ausgedacht: Ein einziger Kamin heizt über ein Gefüge aus Ventilatoren und Lüftungsschächten das gesamte Haus auf. Mit drei Kubikmetern Buchenholz kommt er durchs Jahr und zahlt dafür gerade mal 200 Euro.
2020 konnte Arno endlich in sein Traumhaus einziehen. Auch wenn das Projekt sehr knapp auf Kante genäht war und er sich selbst nie sicher war, ob er mit der Renovierung jemals fertig werden würde: Er hat unglaublich viel durch die Arbeit gelernt und denkt positiv und stolz an diesen Lebensabschnitt zurück.
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