100 Jahre alter Laden zu Wohnhaus umgebaut

Stand
Autor/in
Jörn Michaely
Ein Film von
Baharak Bayat (Kamera)
Paul Heydecke (Kamera/Ton)
Monika Kostrzewa (Schnitt)

In einem ehemaligen Laden zu wohnen, war schon lange der große Traum von Astrid. In Diez hat sie ihn sich verwirklicht und mit akribischer Planung ein ehemaliges Ladengeschäft zu einem Zuhause im Industrie-Design umgebaut.

Die Idee, mal in einem alten Laden zu wohnen, kam Astrid in London, wo sie eine Zeit lang gearbeitet hat. Ihre Arbeitsstelle befand sich in einem ehemaligen Ladengeschäft und sie liebte die Atmosphäre und den Charme des Industrial Style dort. Daher entschied sie sich, in Deutschland gezielt nach einem alten Laden zu suchen.

100 Jahre alter Laden wird zum Traumhaus

2020 wurden ihr Partner und sie in Diez an der Lahn fündig: Ein 300 Jahre altes Haus, das vor hundert Jahren in ein Ladengeschäft umgebaut worden war. Einst war hier ein Juwelier, später dann ein Elektronikgeschäft, eine Kfz-Werkstatt und zuletzt ein italienisches Reisebüro zu finden. Astrid und ihr Partner haben das Gebäude nun wieder in ein Wohnhaus verwandelt. Dafür war viel Arbeit nötig: Gemeinsam mit ihrer Familie haben sie einen Anbau aus den 60er Jahren abgerissen, Decken freigelegt, Tapeten von den Wänden gerissen.

Alter Charakter des Hauses bleibt erhalten

Den beiden war es wichtig, dass das Haus einen modernen, offenen Loft-Stil erhält, aber gleichzeitig die Geschichte des Gebäudes spürbar bleibt. Deshalb haben sie einige Wände unverputzt belassen, Stahlträger offengelegt und das alte Schaufenster so wiederhergestellt, wie es vor 50 Jahren aussah.

Im Vorfeld Umbau akribisch geplant

Astrid hatte sehr konkrete Vorstellungen für ihr Traumhaus. Schließlich hat die Software-Entwicklerin mal Kommunikationsdesign studiert und somit ein Auge für Ästhetik. Damit der Umbau perfekt klappt, hat sie im Vorfeld alles akribisch geplant und lange herumgetüftelt. Ein selbstgebautes Pappmodell des Hauses half ihr dabei eine gute Vorstellung der Räume zueinander zu bekommen.

Wohnen mit viel Farbe

Um die richtigen Farben für ihr Haus zu finden, hat sie Moodboards erstellt und dabei darauf geachtet, dass jeder Raum so gestrichen wird, wie es zu seiner Nutzung passt: Etwa die Küche in der Farbe Grün, damit sie wie eine Verlängerung des Gartens in den Innenraum wirkt. Oder das Wohnzimmer in Rot, um gemeinsam mit dem Kamin ein gemütliches, warmes „Höhlenfeeling“ zu erzeugen. Um bei der Küchengestaltung keine Fehler zu machen und ein besseres Gefühl für die Proportionen zu bekommen, hat Astrid die geplante Küche im fertigen Raum mit Pappkisten simuliert.

Nachhaltige Baumaterialien und Secondhand-Möbel

Das Thema Nachhaltigkeit liegt Astrid sehr am Herzen. Sie hat darauf geachtet, mit natürlichen Materialien zu arbeiten, wie Lehm, Kalk, Schilf und Stroh. Die geeigneten Handwerker für diese alten Bauweisen zu finden, war nicht leicht, doch Astrid suchte so lange, bis sie fündig wurde. Ihr war, insbesondere nach den Erfahrungen bei dem aufwändigen Abriss, wichtig, dass das Haus irgendwann mal möglichst einfach auch wieder rückbaubar ist. Viele der Möbelstücke im Haus sind „second hand“, vom Flohmarkt oder aus Antiquitätengeschäften. Und einiges hat Astrid sogar selbst gebaut – etwa Außenmöbel aus Metallböcken und Waschzuberdeckeln.

Beheizt wird das Haus im Erdgeschoss über eine Fußbodenheizung, im Obergeschoss durch den Kamin und durch Wandheizungen. Die sind besonders effektiv durch ihre schnelle Aufheizzeit und durch den geringen Wärmeverlust.

Bei dem Umbau stießen sie immer wieder an ihre Grenzen

Insgesamt 1,5 Jahre hat der Umbau des Hauses gedauert. Immer wieder ist das Paar an seine Grenzen gestoßen: Sei es aus finanziellen Gründen oder weil es schwer war, Handwerker zu finden. Zwischenzeitlich haben sie auch darüber nachgedacht, aufzugeben. Aber durch die Unterstützung ihrer Freunde und Familie, die immer wieder Ideen geliefert und mitangepackt haben, konnten sie sich ihren Traum verwirklichen.

Aufgeben? Keine Option!

Zwar sind noch ein paar kleinere Arbeiten an dem Alten Laden zu erledigen, aber Astrid ist sich Astrid sicher, dass die Entscheidung für das Haus genau die richtige war. Sie schätzt besonders, dass in jeder Ecke der historische Charme zu sehen ist und sie will mit ihrem Haus zeigen, dass es eben nicht immer der weiße Betonkubus sein muss, der auf ehemaligem Ackerland gebaut wird.

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