Der letzte Wanderschäfer - Finn-Ole will seine Schafe nicht abgeben müssen

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Michèle Kraft
Michèle Kraft
Junger Mann mit kariertem Hemd und Strohhut lehnt vor einem Wald auf einem Stock. Um ihm herum sind Schafe.
„Für viele bedeuten die Schafe Urlaub. Die kommen und sagen: „Das sieht ja aus wie an der Nordsee.“
Ein kleines Schaf schaut in die Kamera.
Finn-Ole ist Wanderschäfer und hat in acht Jahren nur vier Wochen Urlaub gemacht.
Junger Mann mit kariertem Hemd und Strohhut lehnt vor einem Wald auf einem Stock. Um ihm herum sind Schafe.
„Ich arbeite sieben Tage in der Woche. Regen, Schnee, Sonne, immer!“
Junger Mann, mit kariertem Hemd, Strohhut und Stock krault ein bei ihm stehendes Schaf.
„Schäfer sein ist eher eine Berufung als ein Beruf.“
Eine Schafherde auf einem Damm.
Seine 500 Schafe pflegen unterschiedliche Grünflächen in ganz Rheinhessen.
Eine Schafherde läuft in einer sommerlichen Landschaft über einen Damm.
Vertragliche Unsicherheiten machen es Finn-Ole fast unmöglich für die Zukunft zu planen.
Drohnenaufnahme der Schafherde, die auf einer Wiese an einem Wirtschaftsweg steht, während ein Fahrradfahrer vorbeifährt.
Daher ist eventuell demnächst Schluss für den letzten Wanderschäfer in Rheinland-Pfalz.
Ein Schaf schaut neugierig in die Kamera und berührt dabei fast die Linse.
„Der Gedanke daran aufzuhören, ist schon schwer. Das nagt auch wirklich an einem. Gerade, wenn man das aus Überzeugung macht.“

„Irgendwann sind die Nerven blank. Wir arbeiten hier seit neun Jahren, finanziell absolut miserabel, zeitlich absolut miserabel – in acht Jahren habe ich vielleicht vier Wochen Urlaub gehabt. Jetzt irgendwann sagt man sich: Warum?“

Als Wanderschäfer zieht Finn-Ole mit seinen 500 Schafen jedes Jahr, Tag für Tag, durch Rheinhessen. Doch sehr bald ist Schluss, wenn es nicht umgehend eine Verbesserung seiner Lage gibt. „Ich habe die vertraglichen Sicherheiten nicht.“ Finn-Ole fehlen die Verträge, um die Grünflächen in Rheinhessen zu pflegen. Die Behörden kommen mit der Vergabe dieser Flächen nicht hinterher. Bis Mitte August kann er seine Schafe noch finanzieren, danach ist er an dem Punkt, an dem er Anfang Juni schon einmal war: Zu diesem Zeitpunkt mussten 200 Schafe weg.

Schon seit Jahren macht er auf seine Situation aufmerksam, aber ohne erkennbaren Erfolg. Seine Wunschvorstellung wäre Verträge über fünf Jahre, damit er auf lange Sicht planen kann und privat auch mehr Sicherheiten hat. Zudem eine vernünftige Zusammenarbeit mit dem Naturschutz. „Hoffen wir mal, dass ich nochmal mit einem blauen Auge davonkomme.“

Die Vorstellung, dass die Schafe durch Maschinen ersetzt werden, ist für Finn-Ole unvorstellbar. Er ist der letzte Wanderschäfer in Rheinhessen und würde sich sogar über mehr Konkurrenz freuen. Die gibt es aber nicht, da in Rheinland-Pfalz niemand mehr die Ausbildung zum Schäfer machen möchte. So ist es fast schon etwas ganz Besonderes ihn mit seinen Schafen zu treffen. Immer wieder bleiben Menschen stehen und schauen den Schafen beim Fressen zu. Auch, wenn es manche gar nicht mehr zu schätzen wissen, genießt Finn-Ole diese Momente.

„Für viele bedeuten die Schafe Urlaub. Viele kommen und sagen: ‚Ah, das sieht ja aus wie an der Nordsee.‘ – Gerade, wenn wir hier in der Deichregion sind, also in Ingelheim.“

Solange es geht, möchte Finn-Ole noch weitermachen - Seine Schafe liegen ihm am Herzen.

„Schäfer sein ist eher eine Berufung als ein Beruf.“

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