Zufallsbegegnung: Wir sind auf dem Weg Richtung Park, da fallen uns auf einer Gartenmauer ein paar bunte Gartenzwerge auf. Neugierig folgen wir dem schmalen Weg und treffen auf ein paar Männer, die eine Holzbank bearbeiten. Als wir sie nach ihrer Arbeit fragen, kommen immer mehr Menschen dazu. Unter ihnen ist auch Christoph, der uns erzählt, dass in dieser Siedlung viele Sinti wohnen.
Er erzählt uns die Geschichte seines Vaters, der im Mai 1940 mit elf Jahren in Richtung Auschwitz deportiert wurde. Zum Glück überlebte er, doch Christoph erzählt, dass sein Vater bleibende Schäden davongetragen habe:
„Oftmals ist er nachts aufgewacht, hat geschrien und geweint. Und unter diesen Umständen sind wir aufgewachsen. Das hat natürlich auch etwas mit uns getan. Ich glaube, dass wir Mitgeschädigte sind.“
Zusätzlich zu dem Trauma über das, was seiner Familie widerfahren ist, hat Christoph schon oft antiziganistische Diskriminierungen erfahren. Er erzählt uns zum Beispiel von Beleidigungen in seiner Kindheit oder Vorurteilen während Polizeikontrollen im Erwachsenenalter. Trotzdem gibt Christoph die Hoffnung auf ein harmonisches Zusammenleben nicht auf.
Er erzählt uns, dass er seinen Kampf gegen Rassismus nicht als einen Kampf gegen Menschen empfindet, sondern als einen Kampf gegen eine „verdorbene Gesinnung.“ Dafür möchte Christoph Brücken bauen. Als Mitbegründer des Regionalverbands der Sinti und Roma Rheinhessen/Nahe ist er an einem Restaurationsprojekt beteiligt: Eine wiederaufgebaute Baracke soll es allen Menschen in Mainz ermöglichen, das Leben und die Geschichte der Mainzer Sinti kennenzulernen.
„Wir sind doch alles nur Menschen. Ob er blond ist, mit blauen Augen, ob er Schwarz ist oder ob er Braun ist. Ich habe die Hoffnung, wenn Menschen einander offenherzig mit Respekt und Akzeptanz begegnen, dass es funktioniert in unserer Gesellschaft. Das ist mein Glaube und mein Glaube ist es, woraus ich immer Kraft schöpfe.“
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