Robert ist Analphabet und will anderen Mut machen

Stand
Autor/in
Gesa Walch

„Alles, was schwierig war, habe ich ein bisschen ,geschnuddelt‘, so dass man es nicht erkennen konnte.“

Robert Bambauer spielte Verstecken, sein Leben lang. Mit 48 Jahren konnte er noch nicht richtig schreiben – und das sollte keiner merken. Wenn er Formulare oder Anträge ausfüllen musste, hat er immer so undeutlich geschrieben, dass er dann Rückrufe bekam und sich im Gespräch erklären konnte. Sein Glück. So hat er sich irgendwie durchgemogelt.

Über sechs Millionen Analphabeten in Deutschland

Richtig lesen und schreiben zu können, ist für viele Menschen nicht selbstverständlich. In Deutschland sind es über sechs Millionen, in Rheinland-Pfalz mehrere hunderttausend Betroffene. Das hat eine Studie der Universität Hamburg und des Bundesbildungsministeriums herausgefunden. Einer von ihnen ist Robert aus Ludwigshafen. Er ist „funktionaler Analphabet“. Er kann lesen, aber schreiben ist für ihn ein großes Problem.

Eltern schicken ihn in ein Heim für „Lernbehinderte“

Seine Familie konnte ihn nie richtig fördern. Der Vater war lange arbeitslos, dann bei der Müllabfuhr, die Mutter Hausfrau. In der zweiten Klasse blieb Robert das erste Mal sitzen. Mit zehn gaben ihn seine Eltern in ein Heim für schwer erziehbare und lernbehinderte Jugendliche. „Das war ein schlimmes Erlebnis, weil dir Personen fehlen, die dir nahestehen, die dir zeigen, was man im Leben eigentlich braucht.“

Rückblickend ist er trotzdem froh über die Zeit im Heim. In der Sonderschule konnte er lesen und rechnen lernen. Und er schafft die Prüfung zum Bus- und Straßenbahnfahrer, da musste er nur lesen und ankreuzen. „Mein Beruf war alles für mich“, sagt Robert. Ein Kindheitstraum - seine Schreibschwäche kann er hinter dem Lenkrad verstecken.

Traumberuf Busfahrer – plötzlich vorbei

21 Jahre fährt er durch Ludwigshafen, bis er seinen Beruf aufgeben muss. Und mit der Arbeitslosigkeit wird seine Schwäche wieder zum Problem. Aufgefangen wird er von der Selbsthilfegruppe Analphabeten Ludwigshafen-Mannheim „SALuMa“. „Saluma habe ich mit zu verdanken, dass ich überhaupt den Schritt gewagt habe, mich zu outen“, sagt er. „Hier kannst du über deine Schwäche sprechen und wirst nicht verurteilt.“

Eigene Biografie aufschreiben

„Er schreibt seit er hier ist ganz freie Texte und ist hochmotiviert“, sagt seine Lehrerin Elfriede Haller. So motiviert, dass er jetzt sogar seine eigene Biografie schreiben will.

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Gesa Walch