Kristin näht Seelentröster für Hinterbliebene und Trennungskinder

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Autor/in
Michèle Kraft
Michèle Kraft
Saskia Schleyer
Frau mit langen blonden Haaren, einer blauen Jeansjacke und einem schwarzen Shirt darunter sitzt auf einem Stuhl und strahlt in die Kamera. Links neben ihr liegt ein Stofftier in Form einer Wildente. Im Hintergrund ist ihr Nähgeschäft zu sehen.
Aus Kleidung, die Kunden bei Kristin abgeben, näht sie Seelentröster. Diese Stofftiere dienen als Erinnerungsstück an einen Menschen, der nicht mehr da oder nicht mehr in der Nähe ist.
Frau mit langen blonden Haaren, einer blauen Jeansjacke und einem schwarzen Shirt darunter hält ein Kissen in ihren Händen. Das Kissen ist hell- und dunkelblau gestreift. Auf der Mitte des Kissens ist ein hellgrauer Elefant aufgenäht. Die Frau schaut auf das Kissen, welches sie in der Hand hält.
„Hier habe ich zum Beispiel ein Kissen, das ist für meinen Sohn entstanden. Er ist auch ein Trennungskind und in dem Kissen hat er wirklich alle vereint: Papa, Mama und seine kleine Schwester. Das kann er jetzt als Erinnerung mit sich tragen.“
Eine Frau steht an ihrem Nähtisch. Vor ihr steht eine Nähmaschine und es liegt eine selbstgenähte Wildente auf dem Tisch. Die Frau schaut auf das Stofftier hinab. Im Hintergrund sieht man ihr Nähgeschäft.
„Als ich die Rückmeldung bekommen habe, was das eigentlich für eine Wirkung schenkt, fand ich das eigentlich total schön und dachte, das könnte noch mehr Menschen abholen.“ So gründete sie 2017 ihr eigenes Unternehmen.

Ich habe Menschen auch schon begleitet auf dem Weg in den Tod und habe dabei gemerkt, wie wichtig es ist, dass man den Weg nicht allein gehen muss und was Greifbares hat.

Kristin näht Seelentröster. Die Stofftiere dienen als Erinnerungsstück an einen Menschen, der nicht mehr da oder nicht mehr in der Nähe ist. Die Seelentröster sind meistens aus Kleidungsstücken genäht, die eine besondere Bedeutung für die Menschen haben, die zu ihr kommen.

Ihren ersten Seelentröster nähte Kristin 2019 für eine Bekannte, deren Mann verstorben ist. Zu Kristins Kundschaft zählen aber nicht nur ihre Familie oder enge Freunde, sondern jeder kann sie aufsuchen. Sie hat Kunden, die sich mehrere hunderte Kilometer auf den Weg zu ihr machen, um Kristin ihre Geschichte zu erzählen.

Wenn die Kleidung bei ihr auf dem Tisch liegt, geht das meistens schon von ganz allein, dass sie direkt eine Vorstellung hat, wie der fertige Seelentröster aussehen soll. „Das Schwierigste daran ist meistens der erste Schnitt, wenn man merkt, okay, jetzt zerstöre ich gleich etwas ganz Wertvolles für jemanden. Es kann ja auch das letzte T-Shirt gewesen sein, das derjenige noch hatte. Wenn ich dann aber merke, dass was Neues entstehen darf, was viel Kraft und Mut schenkt, dann ist das Gefühl von ‚Ich zerstöre etwas‘ auch schnell wieder geheilt.“ Für so ein Stofftier braucht Kristin im Schnitt acht bis zehn Stunden.

Der Geruch spiele bei der ganzen Sache auch eine große Rolle, erzählt sie. „Es ist am besten, die Menschen waschen, das Kleidungsstück noch mal, tragen es dann ein, zwei Nächte und verpacken es dann in eine Plastiktüte und senden es dann an mich.“ Dadurch bleibt jeder Seelentröster ein individuelles unverwechselbares Einzelstück. Für die Erwachsenen bietet Kristin zudem Einzelworkshops an, in denen die Teilnehmer dann auch ihren eigenen Seelentröster nähen und ihre Geschichte erzählen können.

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