Ungewöhnliches Buchprojekt

Stand
Autor/in
Mike Roth

Arno erzählt Chris' Lebensgeschichte

Etwa die Welt eines Obdachlosen auf der Straße. Arno wollte mehr darüber erfahren und hat in einem Obdachlosen-Cafe in Koblenz Christoph kennengelernt. Und der hat Arno sein Leben erzählt. Fast zwei Jahre lang haben sie sich einmal pro Woche getroffen und geredet. Herausgekommen ist ihr gemeinsames Buch 'Fast das Leben verpennt. Einblicke in meine Parallelwelt.'

Bei dem Buchprojekt hat sich Chris, wie ihn alle nennen, vieles von der Seele geredet. Über ein Leben, das er so nie wollte, für das aber wohl schon früh seine Eltern die Weichen gestellt hatten. Bereits als Kind erlebte er Gewalt. „Mein Vater hat extrem viel Alkohol getrunken. Und meine Mutter hat meistens nur gesagt: 'Warte, wenn der Vater nach Hause kommt, dann wirst Du schon dein blaues Wunder erleben.'“

Die Schläge seines Vaters begleiten den heute 55-Jährigen sein Leben lang. Chris wollte sich dreimal das Leben nehmen. Das erste Mal mit 17 Jahren. Er traue sich oft nichts zu, habe kein Selbstbewusstsein, erzählt er. Und noch immer zucke er zusammen, wenn plötzlich jemand hinter ihm stehe. „Dann habe ich Angst, geschlagen zu werden.“

Chris hat zwei Berufe gelernt, Bergmann und Fleischereifachverkäufer. Er gründete eine Familie, hat vier Kinder – aber immer wieder habe er die Flucht gesucht, auch im Alkohol und Heroin. Nach einer Therapie sei er jetzt clean, erzählt Chris.

„Man macht sich was vor, wenn man sagt: Mit Drogen geht es mir besser. Im Gegenteil."

„Das merkt man dann, wenn man keine Drogen hat. In der Zeit, in der ich süchtig war, habe ich mich immer gefragt: Warum kannst Du Dich nicht so fühlen ohne Drogen.“  Mittlerweile hat Chris wieder eine Wohnung gefunden und hat einen Ein-Euro-Job im Bahnmuseum in Koblenz.

Nach ihrem gemeinsamen Buchprojekt treffen sich die beiden auch heute noch regelmäßig. Arno arbeitet in einem Kiosk, in dem Chris immer seinen Tabak kauft.

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