Gastarbeiterin aus der Türkei: Firdevs kam durch das Anwerbeabkommen nach Deutschland

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Autor/in
Claudia Bathe

„Es war eine schwere Zeit“, sagt Firdevs Akin heute über ihre ersten Monate in Deutschland.

Gerade einmal 17 Jahre war sie alt und frisch verheiratet, als sie und ihr Mann 1972 beschlossen, sich als Gastarbeiter von der Türkei aus in Deutschland zu bewerben. Ihre Schwägerin, die bereits in Aalen arbeitete, überredete die beiden. Eine Woche lang wurden Firdevs und ihr Mann vom deutschen Arbeitsamt in Istanbul untersucht. Sie mussten Blut- und Urinproben abgeben, wurden geröntgt. Am Ende bekam nur Firdevs eine Arbeitserlaubnis. Ihr Mann fiel durch, ihm fehlte ein Backenzahn.

Zwei Tage später saß sie allein im Flieger nach München. Ihr neuer Arbeitgeber holte sie in Sonthofen am Bahnhof ab und zeigte ihr ihr Zimmer. Sie fing sofort an zu arbeiten. In der Schokoladenfabrik musste sie Dosen verschließen. Sprachkurse gab es nicht für die türkischen Beschäftigten. Firdevs konnte sich nicht verständigen und hatte großes Heimweh. Deswegen holte sie ihre Schwägerin schon nach vier Monaten zu sich nach Aalen und suchte für sie eine neue Stelle. Auch ihr Mann kam kurz darauf nach Deutschland. Inzwischen hatte er sich einen neuen Zahn einsetzen lassen. Firdevs bekam eine Tochter und einen Sohn. Nach mehreren Arbeitsstationen in verschiedenen Städten zog die Familie schließlich nach Neuwied.

Von der Gastarbeit in die Politik

Alles lief gut, als überraschend ihr Mann starb. Eine Nachbarin lud sie daraufhin zu einem Weihnachtsfest der SPD ein. Der damalige Oberbürgermeister und seine Frau lernten die junge Witwe kennen überredeten sie dazu, sich für die Wahl zum Stadtrat aufstellen zu lassen. Sie gewann die Wahl überragend. 18 Jahre lang saß sie im Ausländerbeirat der Stadt. „Ich wollte immer anderen Menschen helfen und sie unterstützen“, sagt sie.  Heute lebt die 67-Jährige in Neuwied, ganz in der Nähe von ihrem Sohn, ihrer Tochter und den Enkeln. Wenn sie Urlaub in der Türkei macht, hat sie in der Regel schon nach wenigen Wochen wieder Heimweh nach Deutschland.

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Claudia Bathe