Blanca kommt aus einer der ältesten Familien in Bad Wimpfen. Der Blaue Turm bedeutet für sie Heimat und dort zu wohnen, war schon immer ihr Lebenstraum. Als sich 1996 die Chance ergab, bewarb sich Blanca als Türmerin – auch ihre Kinder waren begeistert. Von einer Sechs-Zimmer Wohnung ist sie mit ihren drei Kindern in die Ein-Zimmer-Wohnung im Turm gezogen. „Natürlich war es ab und an auch mal schwierig, vor allem in der Pubertät oder in den Wechseljahren, aber wir haben es alle überlebt. Wenn es sehr stressig war, bin ich einfach nach oben auf meinen Turm gestiegen und schon war alles halb so wild.“
Während die früheren Türmer die Glocke läuten und nach Feinden und Feuern Ausschau halten mussten, sind Blancas Aufgaben heute überschaubar: Sie verkauft die Eintrittskarten für die Aussichtsplattform und lässt die Touristen auf den Turm hinauf. Ein Bewegungsmelder kündigt jeden Besuch an, am Wochenende und an Feiertagen oft im Sekundentakt. An ihrer „Mautstelle“ kassiert Blanca die Eintrittsgelder für den Turm. „Die ganze Welt kommt zu mir. Ich freue mich immer, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen.“
Inzwischen sind vor allem die Einkäufe für Blanca eine Herausforderung. Mit 72 Jahren wird das Treppensteigen für sie immer schwieriger. 134 Stufen sind es bis zu ihrer Wohnung. Häufig bittet sie Besucher um Hilfe. Die tragen ihr die Einkäufe bis in den dritten Stock. Dort gibt es einen Lastenaufzug, der händisch mit einer Kurbel betrieben wird. „Ich versuche nicht mehr so oft nach unten zu gehen, mittlerweile nur noch zwei bis drei Mal pro Woche. Es geht eben alles langsamer.“
Sie möchte aber so lange wie möglich in ihrem Zuhause bleiben, denn Blanca liebt den Blauen Turm. „Und ich glaube, er liebt mich auch.“
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