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Motto "Diskriminierung ade, Vielfalt Olé"

WE United - Integrationsprojekt in Weimar

Stand
Autor/in
Pirmin Styrnol
Redakteur/in
Andrea Wieland

Bei WE United geht es um Solidarität, Integration und Zukunftsvision – und die Stärkung der Demokratie im Thüringischen Weimar.

Gegen die Neutralität

Die junge Frau auf dem Schwarzweißfoto blickt ernst in die Kamera. In den Händen hält sie einen viereckigen Pappkarton mit der Aufschrift „Wir stehen auf“. In der unteren linken Ecke des Fotos steht geschrieben, gegen was die Frau mit den kinnlangen Haaren aufsteht: „Gegen Neutralität". Position beziehen, so lautet die Botschaft hinter dem Bild.

So entsteht ein Wir in der Stadt

Dutzende solcher Fotos sind auf der Facebook-Seite des AWO Fördervereins WE United zu finden. „‘Wir stehen auf‘ war so etwas wie eine digitale Demonstration“, erzählt Harun Koyuncu von der AWO Thüringen. Das Prinzip von „Wir stehen auf“ ist denkbar einfach: Die Online-Demonstranten bekommen das Pappschild mit Aufschrift in die Hand, werden von einem professionellen Fotografen abgelichtet und dürfen dann ihr Anliegen preisgeben. „Wir stehen auf gegen Rassismus, wir stehen auf für Vielfalt“, nennt Harun Koyuncu Beispiele. Wofür oder wogegen aufgestanden wird, das entscheiden die Teilnehmer selbst. So entsteht ein Stimmungsbild der Thüringer Einwohner.

Solche Aktionen sind nur ein kleiner Teil der Tätigkeiten des Vereins, doch die Aktion „Wir stehen auf“ zeigt den Ansatz von WE United. Der AWO Förderverein ist kein einrichtungsbezogener Förderverein, wie beispielsweise ein Kindergarten- oder Schulförderverein. Bei WE United gehe es ums große Ganze: „Wir verstehen uns als Netzwerker“, erklärt Koyuncu. Sein Verein sei eine Anlaufstelle für viele Organisationen in Thüringen. WE United unterstütze auch beim Unterstützen, weiß Birgit Blank-Mucavele, die Vorsitzende des Fördervereins. Die 55-jährige gebürtige Tirolerin lebte viele Jahre in Afrika, bevor sie vor vier Jahren nach Thüringen zog.

So sieht es aus bei WE United

Ein Film von AWO Regionalverband Mitte-West-Thüringen

Nach 24 Jahren zurück in Deutschland

1994 wandert Birgit Blank-Mucavele nach Simbabwe aus, mit dem Plan zwei Jahre zu bleiben. Es werden zehn. In Simbabwe lernt sie ihren Mann kennen und zieht im Jahr 2004 gemeinsam mit ihm und ihren beiden Söhnen ins Nachbarland Mosambik, um dort ein deutsch-mosambikanisches Kulturzentrum aufzubauen. Erst 2018 zieht sie nach 24 Jahren Afrika-Aufenthalt nach Weimar und hegt schnell den Wunsch, etwas für die afrikanische Diaspora in Thüringen auf die Beine zu stellen. So lernt sie WE United kennen. „Ich bin bei der Veranstaltung Diversity Day auf Harun gestoßen“, erzählt Blank-Mucavele. „Das hat mich sehr inspiriert.“

Ein Afrika-Festival in Weimar

Von Mosambik nach Thüringen zu ziehen, habe sie zu Beginn durchaus nachdenklich gemacht, gibt sie zu. „Ich habe dann mit Harun gesprochen und ihn gefragt, ob er mich unterstützen könnte. Zunächst mit einem afrikanischen Konzert", erinnert sich Birgit Blank-Mucavele. So entsteht im Jahr 2018 das erste „Afrika Festival“ in Weimar. „Es waren wenige Leute da, aber es war eine wunderschöne Veranstaltung. Für uns, für die Musikerinnen, für die Afrikanerinnen, die dabei waren.“ Seitdem wächst das Festival. Auch im September 2022 findet das Weimarer Afrika Festival wieder statt. Mittlerweile ist aus dem Konzert ein ganzer Tag mit afrikanischer Musik, Poetry Slam und Food Trucks geworden. „Es wächst von Jahr zu Jahr“, freut sich Blank-Mucavele. „Wir hoffen, dass es etwas hinterlässt bei den Bürgerinnen von Weimar. Dass Vorurteile abgebaut werden“, sagt sie.

Hilfe für die Ukraine von WE United

Doch nicht nur vor Ort in Weimar zeigt sich WE United aktiv. Als die ersten Nachrichten von humanitären Problemen an der polnisch-belarussischen Grenze auftauchen, macht sich Harun Koyuncu mit seinem Verein dorthin auf den Weg. So bringt sein Team von WE United unter höchst schwierigen Bedingungen Hilfsgüter für afrikanische und arabische Flüchtlinge nach Osteuropa. Das Überschreiten der Grenze ist auch für Hilfslieferungen untersagt. „Das hat mich sehr mitgenommen“, erzählt Koyuncu, der es mit seinem Team dennoch bewerkstelligt, frische Kleidung, Essen und Medizin über eine unbewachte Grenze zu fahren und den Bedürftigen so zu helfen. Seit fünf Monaten unterstützt der Verein Ukrainerinnen und Ukrainer durch Hilfslieferungen und hilft bei der Integrationsarbeit von Flüchtlingen in Weimar.

„Wir stehen auf – für eine bessere Zukunft“, steht auf dem letzten Foto der Online-Demonstration von WE United. Ein zeitloses Motto. “Es ist sowieso besser ‘für’ etwas aufzustehen, als ‘gegen’ etwas zu sein”, findet Koyuncu. Dann macht er sich wieder an die Arbeit, diesen Wunsch in kleinen Schritten zu erfüllen.

AWO Bundesverband e.V. gehört zu den Unterstützern der ARD-Mitmachaktion WIR GESUCHT – das Projekt. Unsere weiteren Unterstützer sind: Caritas Deutschland, Deutscher Gewerkschaftsbund, Diakonie Deutschland, nebenan.de Stiftung / Plattform nebenan.de und ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft.

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Pirmin Styrnol
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Andrea Wieland