Jede 13. Frau betroffen

Zu wenig Nachsorge bei Schwangerschaftsdiabetes

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Autor/in
Veronika Simon
Portraitbild von Veronika Simon, Multimedia-Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell
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Lilly Zerbst

Schwangerschaftsdiabetes ist die häufigste Stoffwechselerkrankung während der Schwangerschaft. Doch oft merken die Betroffenen nichts davon. Für die Gesundheit der Frau und des Kindes ist es aber wichtig, dass er möglichst schnell behandelt wird.

Der Zuckertest gehört für die meisten Schwangeren wohl nicht zu den beliebtesten Untersuchungen: Zuerst muss man ein Glas mit süßem Zuckerwasser trinken, dann warten, und schließlich Blut abnehmen lassen.

Aber: Das Prozedere hat einen wichtigen Zweck. Denn das entnommene Blut kann Hinweise darauf geben, ob die Glukose problemlos verwertet werden kann oder, ob der Zuckerstoffwechsel aus der Balance geraten ist.

Schwangerschaftsdiabetes schadet Mutter und Kind

Wird die Glukose nicht richtig im Körper verarbeitet, steigt der Blutzuckerspiegel der Mutter. Sie bekommt einen Schwangerschaftsdiabetes, auch Gestationsdiabetes genannt.

Das ist gefährlich – für Mutter und Kind. Denn die überschüssige Glukose im Blut geht über die Plazenta auch in das Blut des Babys. Das reagiert und produziert mehr Insulin. Eine Folge: Die betroffenen Kinder wachsen rasant. Ein Geburtsgewicht von über vier Kilogramm ist nicht ungewöhnlich bei Schwangerschaften mit Gestationsdiabetes, erklärt die Diabetologin Katharina Laubner von der Uniklinik Freiburg:

„Große Kinder machen Probleme bei der Entbindung. Es kommt häufiger zu Geburtskomplikationen und zu Geburtsverletzungen.”

Außerdem kommt es zu einer höheren Kaiserschnittrate als bei Frauen ohne diese Erkrankung.

Eine von 13 werdenden Müttern leidet an Schwangerschaftsdiabetes

Schwangerschaftsdiabetes ist die häufigste Stoffwechselerkrankung während der Schwangerschaft. Sie wird bei etwa 7,5 Prozent der Schwangeren festgestellt – Tendenz steigend. Das Risiko, daran zu erkranken, ist besonders bei älteren und schweren Müttern höher.

Eine schwangere Frau geht walken.
Die Deutsche Diabetes Hilfe empfiehlt schwangeren Frauen sich mindestens drei Mal pro Woche für 30 Minuten bei moderater Anstrengung zu bewegen.

Schwangerschaftsdiabetes ist gut behandelbar

Doch die Frauen können etwas gegen ihren Schwangerschaftsdiabetes tun: Nur bei zehn bis zwanzig Prozent der Betroffenen wird eine Insulingabe notwendig. In den meisten Fällen reicht eine Ernährungsumstellung und regelmäßige Bewegung bis zum Ende der Schwangerschaft, so Katharina Laubner von der Uniklinik Freiburg.

Diabetesrisiko steigt nach der Schwangerschaft

Bestenfalls sollten diese Gewohnheiten auch nach der Schwangerschaft fortgeführt werden. Der Schwangerschaftsdiabetes sei nach der Schwangerschaft zwar weg. Aber das Risiko, nach einem Schwangerschaftsdiabetes später noch einen dauerhafteren Diabetes zu entwickeln, ist um ein zehnfaches erhöht. Auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall, ist deutlich höher als bei Frauen ohne diese Schwangerschaftskomplikation.

Empfohlene Nachsorge wird zu selten wahrgenommen

Aufgrund des erhöhten Risikos, nach dem Schwangerschaftsdiabetes einen dauerhaften Diabetes zu entwickeln, sei es wichtig, die Patientinnen mit Gestationsdiabetes auch nach der Geburt regelmäßig zu untersuchen, so Laubner. Direkt sechs bis zwölf Wochen nach der Geburt sollte ein Zuckertest durchgeführt werden, danach erneut alle ein bis drei Jahre.

Doch der Großteil der Frauen, etwa 60 Prozent, nehmen diese Nachsorgeangebote nicht wahr. Diese Zahlen seien erschreckend, so Laubner:

„Da müssen wir einfach mehr Sensibilität schaffen, dass die Frauen eine entsprechende Nachsorge bekommen und auch wahrnehmen nach Gestationsdiabetes.“

Hürden bei der Nachsorge

Doch der in der Schwangerschaft behandelnde Frauenarzt ist nach der Geburt nicht mehr für die Patientinnen zuständig. Die Nachbehandlung wäre in der Hand der Hausärztin. Doch die weiß im Zweifel nichts von dem Schwangerschaftsdiabetes. Die betroffene Frau müsste sich selbst um das Screening kümmern, doch sie hat gerade ein Neugeborenes und andere Sorgen.

Außerdem sind solche Zuckertests aufwendig: Zwei Stunden kann das Prozedere dauern. Das schreckt ab. Hinzu kommen oft Sprachbarrieren und mangelnde Aufklärung.

Höhere Aufmerksamkeit könnte Nachsorge-Quote verbessern

Ein Ansatzpunkt, um die Nachsorge-Quote zu verbessern, wäre das Screening zu vereinfachen – mit weniger ausführlichen Zuckertests, so Laubner. Wichtig wäre es auch, die Hausärzte zu sensibilisieren und eventuell die Hebammen auf das Thema aufmerksam zu machen. Sie könnten dabei helfen, mehr Bewusstsein für die möglichen Folgen des Schwangerschaftsdiabetes bei den Betroffenen zu schaffen.

Einen Informationsflyer zur Nachsorge bei Schwangerschaftsdiabetes stellt das Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg zur Verfügung.

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