Hummeln navigieren ähnlich wie Menschen - womöglich erstellen sie eine Landkarte im Kopf | Hummel fliegt

Tier-Navigation

Hummeln erstellen Landkarten im Kopf

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Autor/in
Michael Lang
Bild von SWR Multimediareporter Michael Lang aus dem Regionalbüro Bad Neuenahr-Ahrweiler
Onlinefassung
Lilly Zerbst
Portraitbild der Reporterin Lilly Zerbst.

Wie Insekten sich in der Welt zurechtfinden, war bisher nicht ganz klar. Ein neues Experiment zeigt nun, dass Hummeln ähnlich navigieren wie Menschen.

Forschende haben nun in einem Test mit Erdhummeln bewiesen, dass die kleinen Tierchen ähnlich wie Menschen navigieren. Anders als es auf den ersten Blick scheint, fliegen sie nämlich nicht einfach beliebig im Zickzackkurs von Blume zu Blume, um so zufällig Futter zu sammeln.

Hummeln erkennen den schnellsten Weg zum Ziel

Die schwedischen Forscherinnen und Forscher haben mehr als 80 Hummeln in einer großen Versuchsarena platziert. In der Mitte der Arena stand das Futter für die Hummeln. In der Arena selbst waren verschiedenen Lichter verteilt.

Die Forschenden wussten schon, dass Hummeln sich an bestimmten Lichtern orientieren können. Im Experiment liefen sie dann einfach drauf los. Fliegen konnten sie nicht, denn die Forschenden hatten ihnen die Flügel leicht beschnitten.

Die Hummeln im Experiment krabbelten zu ihrem Futter | Krabbelnde Hummel
Die Hummeln im Experiment krabbelten zu ihrem Futter.

Die Hummeln fanden schließlich das Futter und brachten es in ihr Nest am Rand der Arena. Aber schon nach einigen Versuchen nahmen die Hummeln den direkten Weg zum Futter. Sie hatten also eine Art Karte in ihren Köpfen erstellt, auf der ihr Nest, das Futter und die Lichter eingezeichnet waren, schlussfolgern die Forschenden.

Landkarte bleibt im Kopf der Hummeln gespeichert

Eine weitere Erkenntnis: Die Hummeln vergessen wohl auch nicht, was sie einmal gelernt haben. Denn als die schwedischen Forschenden sie ein paar Tage später an verschiedenen Stellen in der Arena aussetzten, krabbelten sie ohne Umwege in ihr Nest zurück.

Und noch etwas haben die Forschenden herausgefunden: Die Hummeln lassen sich nicht austricksen. In einem anderen Experiment veränderten die Forschenden Lichtpunkte in der Arena. Aber die Tiere passten das Navi in ihrem kleinen, pelzigen Kopf schnell an und fanden die Wege dann teilweise sogar noch schneller.

In ihren kleinen Köpfen können Hummeln sich Landkarten abspeichern und so gezielt navigieren | Kopf einer Hummel
In ihren kleinen Köpfen können Hummeln sich Landkarten abspeichern und so gezielt navigieren.

Eignet sich die Hummel-Methode als Navi der Zukunft?

Hummeln können also, so die Forscherinnen und Forscher, was wir auch können - Landkarten erstellen. Mit ihren Methoden genügt dafür aber offenbar ein sehr viel kleinerer Kopf.

Diese Effizienz könnte irgendwann auch für die Hersteller von Navigationsgeräten interessant sein, so das Forschungsteam. Dann stehen wir mit unserem Auto irgendwann vielleicht mit einem Hummel Navi im Stau.

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