Neues Blutspendezentrum in Freiburg

Jede Blutspende rettet Leben

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Autor/in
Stefan Troendle
Stefan Troendle, Reporter und Redakteur bei SWR Wissen aktuell und SWR Kultur Impuls.

Ob schwerer Verkehrsunfall oder Operation – Egal welcher Eingriff: Blutspenden retten Leben. Wie kann man mehr Menschen dazu bringen, Blut zu spenden?

Medizin zum Mitmachen – klingt für einige ein bisschen anstrengend. In Freiburg gab es kürzlich einen Termin für alle, die Blut sehen können: Das Freiburger Universitätsklinikum hat die neue Blutspende-Zentrale vorgestellt. Auch in Baden-Württemberg will man mehr Menschen dazu bringen, Blut zu spenden. In Freiburg gibt es da einen ganz besonderen Trick.

Blut spenden mit gutem Gefühl

Es gibt ganz unterschiedliche Gründe, warum Menschen Blut spenden, sagt Richard Schäfer vom Blutspendezentrum der Freiburger Uniklinik. Viele kommen über Vereine oder durch Blutspendeaktionen. Es kann aber auch sein, dass es manchmal auch Patienten-Schicksale sind, die die potentiellen Spenderinnen und Spender aufmerksam machen: „Mensch, ich muss was tun, ich muss hingehen“; auch vielleicht Erkrankungen in der Familie in der Verwandtschaft, die aufzeigen, dass es lohnenswert ist.

Blutspende kann Leben retten. Daher rufen verschiedene Verbände, Kliniken immer wieder dazu auf, Blut zu spenden.
Blutspende kann Leben retten. Daher rufen verschiedene Verbände, Kliniken immer wieder dazu auf, Blut zu spenden.

Heute hängen vor allem Chemotherapien und Operationen vom freiwilligen Einsatz der Spenderinnen und Spender ab. Denn künstlich kann man Blut immer noch nicht in dem Maß herstellen, in dem es benötigt wird. Unlängst, so Richard Schäfer, wurde eine Studie publiziert, das erste Mal im Menschen, dass rote Blutzellen, die aus Stammzellen gewonnen wurden, gegeben wurden, die auch vertragen wurden. Allerdings handelte es sich nur um wenige Milliliter.

Spenderblut ist also noch für viele Jahre unverzichtbar. Das Problem: Deutschland wird älter.

Unser Hauptspendealter liegt zwischen 45 und 50 Jahren, das sind die geburtenstarken Jahrgänge auch noch der 60er Jahre. Und es ist eben die große Herausforderung in den nächsten zehn, 15 Jahren hier für ausreichend neue Spendewillige zu sorgen.

In Freiburg gibt es viele Stammspender

Blut spenden ist einfach und geht schnell. Die neuen Plätze eigenen sich für alle Spendearten – auch wenn nur Plasma oder Blutplättchen entnommen werden. Das Freiburger Uniklinikum ist auf Freiwillige wie Laila und ihre Schwester angewiesen, Stammspender sorgen für mehr als 30.000 Spenden pro Jahr – Feedback inklusive:
Wir haben uns hier etwas ganz Besonderes einfallen lassen, nämlich eine E-Mail, die die Spenderinnen und Spender bekommen, wenn das Produkt, das aus Ihrer Spende hergestellt wurde, einem Patienten gegeben wurde. Da kommt dann: "Sie haben ein Leben gerettet." Ich muss sagen, das kommt tatsächlich sehr gut an.

In Freiburg versucht man auch mit Plakaten Werbung für die Blutspende zu machen.
In Freiburg versucht man auch mit Plakaten Werbung für die Blutspende zu machen. Eine E-Mail mit der Nachricht, dass das gespendete Blut gerade ein Leben gerettet hat, scheint auch für viele Spenderinnen und Spender ein Anreiz zu sein, wieder zu spenden.

Junge Menschen und Migranten sollen zur Blutspende animiert werden

Dieses Motivationssystem ist wichtig. Auch wenn laut dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) die Zahl der Erstspendenden in Baden-Württemberg gerade wieder steigt. Weil die bereits Spendenden älter werden, geht es auch darum, Menschen für die Blutspende zu interessieren, für die das bisher eher kein Thema war – natürlich junge Menschen, aber auch aus Einwanderer-Familien:

Die Blutspende kommt aus der Mitte der Gesellschaft. Die Migranten gehören zu unserer Gesellschaft - das ist unsere Pflicht und unser Auftrag, auch die Migranten zur Blutspende zu gewinnen.

Beim DRK hat die Zahl der Erstspendenden zwar gerade wieder zugenommen, trotzdem ist langfristig gesehen klar: Mehr Spender sind nötig – auch aus anderen Bevölkerungsgruppen, die mit diesem Thema bisher wenig bis gar nichts zu tun hatten: "Menschen mit Migrationshintergrund oder, die in ihrer Familie einen Migrationshintergrund haben, sind für unsere Aufrechterhaltung der Blutversorgung sehr wichtig. Und auch deswegen gibt es Spendenaktionen zum Beispiel in Moscheen."

Migranten oder ihre Kinder für die Blutspende zu gewinnen, ist aber auch aus anderen Gründen wichtig, sagt Richard Schäfer aus Freiburg: "Menschen aus Afrika oder aus Asien, die unterscheiden sich von ihren Blutgruppeneigenschaften doch stärker, also jetzt vielleicht Menschen aus Südosteuropa zu uns, so dass hier Spendergruppen motiviert werden müssen, nachhaltig eben auch für dieses Patientinnen und Patienten zu spenden." Stichwort Osteuropa: auch Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine kommen ins Spendenzentrum in der Uniklinik