Gas könnte als eine Folge des Ukraine-Krieges und den damit verbundenen Sanktionen in Deutschland bald knapp werden. Auch in Deutschland gibt es im Gestein gebundene Gasreserven. Das sogenannte Fracking-Verfahren bietet eine Chance, Erdgas-Ressourcen zu fördern. Es geht jedoch auch aber auch mit Risiken für Umwelt und Gesundheit einher.
Um bei der Fracking-Methode an das Gas zu kommen, muss unter enormem Druck und einem Gemisch aus Chemikalien aus tief liegenden Gesteinsschichten herausgepresst werden. So liegen auch unter dem Bodensee, in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen Gasreserven, die wir nutzen und so auf den langen Importweg aus den USA verzichten könnten.
Mit der Methode angefangen hatte man schon in den 60er-Jahren. Deutschland kehrte 2017 Fracking den Rücken zu und verbot das Verfahren. Jetzt soll künftig jedoch Flüssiggas, LNG, aus den USA importiert werden, dass dort ebenfalls per Fracking gewonnen wird.
Frank Schilling ist Professor für Technische Petrophysik am KIT und macht auf den Widerspruch dieses Vorhabens aufmerksam:
Die Gas-Reserven im eigenen Land nutzen
Es wäre möglich, innerhalb von drei bis vier Jahren rund 20 bis 30 Prozent unseres Energiebedarfs durch landesinternes Fracking zu decken. Auch wenn dies eine ergiebigere Methode wäre als beispielsweise Wind-Energie, stellt Fracking keine perfekte Lösung für die Versorgungssicherheit dar.
Wenn die Gaslieferungen aus dem Ausland stoppen würden, dann müssten 200 bis 400 Terawattstunden aus anderen Quellen ersetzen werden. Für solch eine Menge würde auch Fracking an seine Grenzen stoßen, aber ein Teil könnte damit aufgefangen werden.
Erdgas-Ressourcen so nah und doch so fern
Aktuell verfügt Deutschland nicht über entsprechende Anlagen, die ohne weiteres starten könnten, das Gas zu fördern. Die notwendigen Versuche dafür stehen noch aus. Auch der rechtliche Rahmen und das damit verbundene Fracking-Verbot verhindert derzeit die Methode.
Der erste, zeitaufwendige Schritt wäre demnach, die Gesetzgebung wieder zu ändern und die Rahmenbedingung so zu bearbeiten, dass die Möglichkeiten für zukünftige Fracking-Verfahren gegeben sind.
Sorge vor Chemikalien und Umweltrisiken
Doch die formale, gesetzliche Lage ist nicht die einzige Schwierigkeit. Die Akzeptanz gegenüber der Technologie ist in Deutschland nicht sehr groß. In vielen Menschen löst die Vorstellung von Chemie, die in den Untergrund gepumpt wird, ein unwohles Gefühl aus. Einige der genutzten Chemikalien sollen krebserregend sein und das schreckt ab. Die Chemie werden beim Fracken vor allem dazu genutzt, das Gemisch aus Wasser und Quarzsand homogen zu halten und Keime abzutöten.
Über eine genaue Anzahl und Art der eingesetzten Substanzen gibt es widersprüchliche Angaben. Einige Wissenschaftler halten jedoch fest, dass viele der Stoffe weniger giftig sind als gedacht. Früher wurde das Fracking-Abwasser auch tatsächlich in Flüsse geleitet, so Schilling. Dieser Weg wäre heute undenkbar.
Wie risikoreich ist das Fracking?
Die Erdschicht, an die man gelangen möchte, befindet sich 1,5 Kilometer unter der Oberfläche und weist so einen großen Abstand zum Grundwasser auf. Frank Schilling macht deutliche, dass man die Risiken nicht so einseitig beachten kann. Wie soll Deutschland in der Zukunft mit ausreichend Energie versorgt werden? Die Antwort ist unter anderem mit LNG, also Flüssigerdgas aus den USA. LNG ist sehr ähnlich wie Fracking-Gas ist und muss zudem aufwendig heruntergekühlt werden muss. Auch hier gibt es mit Blick auf den Umweltschutz kritische Punkte.
Etwa 25 Prozent mehr Energie, wie wenn wir das direkt zum Beispiel Strom Nordsee bezieht, so Schilling. Diese zusätzliche Energie führt ebenfalls zu CO₂ Emission. Das Problem wird also nur in einen anderen Teil der Welt verschoben, was der gesummten Erde und dem Klima also wenig hilft.
Deutschland schaut weg, wenn Methan in den USA ausströmt
Eine große Menge an Methan gelangt bei den amerikanischen Fracking-Feldern in die Atmosphäre, ein Gas, das ein viel stärkeres Klimagas ist wie CO₂. Hier zeigt sich der Widerspruch. Im Ausland strömt so ein stärkeres Klimagas ist wie CO₂ aus, obwohl es in Deutschland mit eigener Technologie möglich wäre deutlich weniger Methan austreten zu lassen.
Schillig betont hier seinen Wunsch, richtig hinzuschauen! Man sollte ehrlich sein und wenn mehr Energie notwendig ist nach Weg im eigenen Land in Angriff nehmen. Technologie und Politische Voraussetzungen müssen geklärt werden.
Fracking könnte Teil unserer künftigen Energiegewinnung werden
Wenn die Umweltauflagen streng beachtet werden würden, was bis jetzt in einigen Ländern nicht der Fall war, dann könnte Fracking einen passenden Weg darstellen. Laut Schilling ist die Methode dann gut zu verantworten. Die heutige Technologie und das Wissen würden eine deutlich genauere Berechnung und Steuerung ermöglichen.
So könnte beispielsweise errechnet werden, wie weit die Risse beim Fracking im Untergrund tatsächlich reichten und was sie dort auslösten. So könnte man möglicherweise die Sorge mindern, dass ungewollt Risse in das Gesteinsschichten gesprengt werden, und so giftige Flüssigkeiten oder Methangas ins Grundwasser gelangen.
Technische Voraussetzungen wären demnach die kleineren Hindernisse. Politische Entscheidungen stellen hier die komplexen Entscheidungswege dar. Es gibt wenig wirtschaftliche Anreize, in Förderanlagen für Fracking-Gas zu investieren. Und auch das Ziel, Deutschland bis 2045 klimaneutral zu machen, stellt Deutschland bezügliche Energiebedarf für den Winter vor neue Herausforderungen.
Fracking in Deutschland bleibt ein umstrittenes Thema, welchem man sich bezüglich des wachsenden Energieverbrauchs und der schrumpfenden Energiereserven stellen muss.