Krankmachender Pilz bedroht beliebte Bananensorte

Artensterben

Krankmachender Pilz bedroht beliebte Bananensorte

Stand
Autor/in
Miriam Mair
Onlinefassung
Martina Janning
Martina Janning, Redaktion SWR Wissen aktuell

Die Canvendish-Banane könnte einem Pilz zum Opfer fallen. Forschende haben vielleicht eine Lösung für die bedrohte Bananensorte gefunden: Das Erbgut des Pilzes verändern.

Zunächst beginnen die Blätter zu welken, bevor die Früchte ungenießbar werden und die Bananenpflanze komplett abstirbt. Ausgelöst wird ihr Verfall durch einen aggressiven Pilz mit dem außergewöhnlichen Namen "Fusarium oxysporum forma specialis cubense".

Aktuell betroffen ist die Sorte Cavendish, beheimatet in den Subtropen und Tropen. Die Cavendish-Banane zählt zu den beliebtesten Bananen. Jährlich werden in Deutschland pro Kopf durchschnittlich elf Kilogramm verzehrt. Doch neue Erkenntnisse eines Forschungsteams aus den USA geben vielleicht Hoffnung. Sie sehen Stickstoffmonoxid als Katalysator für die Ausbreitung des Pilzes. Deshalb wollen sie die dafür verantwortlichen Gene aus dem Pilz entfernen.

Bananen sind in Deutschland ein beliebtes Obst: Pro Jahr isst jeder durchschnittlich elf Kilogramm Bananen. Die beliebte Bananensorte Canvendish könnte aber zunehmend verschwinden; schuld ist ein Pilz, der sie krank macht.
Bananen sind in Deutschland ein beliebtes Obst: Pro Jahr isst jeder durchschnittlich elf Kilogramm Bananen. Die beliebte Bananensorte Canvendish könnte aber zunehmend verschwinden; schuld ist ein Pilz, der sie krank macht.

Wie kommt der Pilz in die Banane?

"Der Wurzelraum ist ein ganz zentraler Ort, wo der Befall der Pflanze stattfindet", erläutert Frank Rasche. Am Institut für Tropische Agrarwissenschaften der Universität Hohenheim forschte er lange Zeit zu dem Pilz und seinen Auswirkungen. Die Sporen des Pilzes dringen über die Wurzel in die Pflanze ein und beginnen, die Zellen zu schädigen.

Eine komplette Ausrottung des Pilzes sei laut Frank Rasche nicht möglich. Denn einmal eingenistet, bleibt der Pilz für fünfzig Jahre im Boden, sodass dort keine neuen Bananenplantagen entstehen können.

Aussterben der Bananensorte wäre existentielle Bedrohung

In Teilen Afrikas und Asiens hat die Banane den Stellenwert eines Grundnahrungsmittels, vergleichbar mit der deutschen Kartoffel. Ein Aussterben der Banane hätte somit massive Konsequenzen für die Bevölkerung und die Arbeitenden in den Anbaugebieten. Es könnte ihnen ihre Existenzgrundlage entziehen. Umso wichtiger wird die Erfindung eines Gegenmittels. Doch keinem Forschungsteam gelang in über 70 Jahren der entscheidende Durchbruch. Denn der Pilz ist keine neue Bedrohung, sondern ein alter Bekannter.

In vielen Teilen Afrikas und Asiens sind Bananen Grundnahrungsmittel. Das Aussterben von Bananensorten hätte weitreichende Folgen. Deshalb ist es wichtig, Lösungen gegen krankmachende Pilze zu finden.
In vielen Teilen Afrikas und Asiens sind Bananen Grundnahrungsmittel. Das Aussterben von Bananensorten hätte weitreichende Folgen. Deshalb ist es wichtig, Lösungen gegen krankmachende Pilze zu finden.

Pilz mit langer Vorgeschichte

Bereits in den 1950er-Jahren rottete der Pilz die Vorgängersorten der Cavendish, wie etwa Gros Michel, aus. Die aktuell gefährliche Variante ist bereits die Vierte. Deswegen auch TR4, also Tropical Race 4 genannt.

Bedeutet das also, dass es bald kein Bananenbrot oder keinen Smoothie mehr zum Frühstück geben wird? "Nein", beruhigt Frank Rasche. "Das ist nicht wahrscheinlich, dass die Banane komplett ausgerottet wird. Es wird nie zu 100 Prozent Ausfall kommen." Es werde weiterhin Anbaugebiete geben, die nicht vom Pilz befallen seien oder weitere, die man sich dann neu erschließen müsse, so der Experte.

Eingriff ins Erbgut könnte Verbreitung des Pilzes eindämmen

Forschende aus den USA kamen in einer neuen Studie nun zu einer Erkenntnis, die Hoffnung macht. Das Erbgut des Pilzes enthält zwei Gene, die Stickstoffmonoxid produzieren. Stickstoffmonoxid ist verantwortlich dafür, dass der Pilz in die Bananenpflanze eindringen kann. Werden die Gene aber entfernt, kann sich der Pilz nicht mehr so gut verbreiten. Die Rettung der Cavendish-Banane ist damit aber noch nicht garantiert.

Problematisch an den Erkenntnissen der Studie sei ihre praktische Umsetzung, erläutert Frank Rasche. "Das kann man im Labor tätigen, aber der Pilz ist eben auch schon in der Umwelt vorhanden. Das würde ja bedeuten, dass sie letztlich die Pilze, die sich schon verbreitet haben, dann auch entsprechend verändern müssten. Also das finde ich dann vom machbaren Hintergrund etwas fragwürdig."

Bananen vor schädlichen Pilzen retten: Bananensorten vor schädlichen Pilzen retten: Was im Labor gut funktioniert, kann an der praktischen Umsetzung scheitern. Der  Pilz hat sich schon in der Umwelt verbreitet. Symbolbild: Staude mit Bananen
Bananensorten vor schädlichen Pilzen retten: Was im Labor gut funktioniert, kann an der praktischen Umsetzung scheitern. Der Pilz hat sich schon in der Umwelt verbreitet.

Andere Lösungen: Mischkulturen oder Bohnen als Nachbarn von Bananen

Eine weitere Lösung zur Eindämmung des Pilzes könnte der verstärkte Anbau von Mischkulturen sein. Monokulturen weisen keine genetische Vielfalt auf, was sie anfälliger für Krankheitserreger macht. Außerdem muss auf sauberes Wasser geachtet werden, um die Verbreitung des Pilzes nicht durch sporenverseuchtes Wasser zu begünstigen.

Rasche und sein Team entdeckten eine Methode, die sich in der Praxis vielleicht eher durchsetzen könnte. Sie pflanzten Bananen zusammen mit stickstofffixierenden Pflanzen, sogenannten Leguminosen, an. Zu diesen zählen zum Beispiel Bohnenpflanzen. Frühere Studien ergaben, dass diese "die Entwicklung von Pilzen, speziell Fusarien, erheblich steuern können", so Rasche. Durch die abgegebenen Stoffe könne das Wachstum der Pilze reduziert werden, berichtet der Forscher.

Konsequenzen für die Bananensorte Cavendish

Trort der neuen Erkenntnisse wird die beliebte Cavendish-Banane wohl bedroht bleiben, aber nicht ganz verschwinden. Vielleicht können die Erkenntnisse der Uni Massachusetts und des Teams um Frank Rasche Möglichkeiten sein, den Pilz einzudämmen. Dafür müssen die Methoden aber auch außerhalb von Laboren funktionieren.

Mehr zu Bananen

Fakt ab! Eine Woche Wissenschaft So hat eine Elefantendame gelernt, Bananen zu schälen

Diese Woche mit Julia Nestlen und Aeneas Rooch

Ihre Themen sind:
- Das Internet und wir sind verzückt! Eine Elefantendame im Berliner Zoo hat gelernt, Bananen zu schälen! (01:33)
- Ein Forscherteam hat männlichen Krabben kleine Krabben-Sexdolls mit ins Aquarium gesetzt und sie laut beschallt, um zu untersuchen, wie sich Schiffslärm auf ihr Liebesleben auswirkt (07:40)
- Eine neue Brille kann mit Hilfe von KI jetzt Lippenlesen! (17:21)
- Ein Team hat die Physik der Kinderschaukel näher untersucht und eine Formel dazu entwickelt (23:26)

Weitere Infos und Studien gibt’s hier:
https://www.cell.com/current-biology/fulltext/S0960-9822(23)00266-X
https://www.youtube.com/watch?v=wRMn79j2R7s
https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0276889
https://ruidongzhang.com/files/papers/EchoSpeech_authors_version.pdf
https://journals.aps.org/pre/abstract/10.1103/PhysRevE.107.044203

Hier noch ein Podcast-Tipp aus der Redaktion: https://www.ardaudiothek.de/sendung/cosmo-stories-of-deutschland/10427897/
Hört doch mal rein in „Stories of Deutschland“ – die Multifunktionsjacke der Podcasts! Sina und Marius vom Instagram-Account alman_memes2.0 horchen darin ganz tief in die Seele Deutschlands hinein und sehen sich mit den skurrilsten Schlagzeilen dieses Landes konfrontiert.

Habt ihr auch Nerd-Facts und schlechte Witze für uns?
Schreibt uns bei WhatsApp oder schickt eine Sprachnachricht: 0174/4321508
Oder per E-Mail: faktab@swr2.de
Oder direkt auf http://swr.li/faktab

Instagram:
@julianistin
@sinologin
@aeneasrooch

Redaktion: Charlotte Grieser und Chris Eckardt
Idee: Christoph König

Ökologie Verrotten Bananenschalen im Wald?

Eine einzelne Bananenschale richtet keinen ökologischen Schaden an; die Tiere im Wald lassen die Bananenschalen in der Regel liegen. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.