Ein Schulleiter hat viele Aufgaben: er ist ein Manager, der eine Schule zu leiten hat, er muss daneben unterrichten und er ist als Rektor Prellbock gegenüber den Schülern, gegenüber seinem Kollegium, gegenüber der Schulaufsicht und natürlich auch gegenüber den Eltern, die ihren Frust über Unterrichtsausfälle, über schlechten Unterricht und schlechte Noten auf ihn laden. Letztlich muss er zwischen allen Beteiligten vermitteln, damit alle zufrieden sind. So beschreibt Michael Gomolzig den Job als Rektor, den er seit 26 Jahren inne hat:
Die Folge: Es finden sich immer weniger Bewerber oder Bewerberinnen für den Job der Schulleitung. So bleiben viele Schulen in Deutschland eine ganze Zeit lang ohne Rektor oder Rektorin.
Michael Gomolzig ist auch Pressesprecher des Verbands Bildung und Erziehung Baden Württemberg. Er dröselt auf, warum die Position als Rektor so unbeliebt ist:
- Da ist die Verpflichtung weiter zu unterrichten. Das ist sinnvoll, denn ein Schulleiter muss Pädagoge sein und muss pädagogisch wirken können. Er braucht dazu die eigene Erfahrung aus dem Unterricht.
- Die Verwaltungsaufgaben werden immer umfangreicher: es gibt eine Unzahl von Statistiken, die ausgefüllt werden müssen, Anfragen müssen beantwortet werden - darunter auch Landtagsanfragen.
- Gleichzeitig ist die Möglichkeit, Leitungszeit anzurechnen geringer geworden.
- Die Zusatz-Vergütung für den Rektorenjob ist nicht besonders hoch. Sie ist gestaffelt nach Schulart und Schulgröße: Wenn man eine Grundschule leitet mit einer geringen Schülerzahl, dann bekommt die Rektorin oder der Rektor eine Zulage von 175 Euro monatlich brutto.
Der Rektor einer größeren Schule verdient etwas mehr. Aber es ist in der Regel eine minimale Differenz zum Gehalt als normaler Lehrer. Das wiegt den Mehraufwand in den Augen der Interessenten oft nicht auf.
Selbst Gymnasien, die ihren Rektoren das höchste Gehalt bieten können, haben heutzutage oft nur einen Bewerber. Da ist die Schulverwaltung froh, wenn sich überhaupt jemand findet, berichtet Gomolzig.
Insgesamt sind in Baden-Württemberg etwa 200 Schulleiterstellen unbesetzt. Die meisten offenen Stellen gibt es im Grundschulbereich. Das hat nach Meinung von Gomolzig vor allem mit der Besoldung und der geringen Leitungszeit zu tun.
Abhilfe sei möglich, findet Gomolzig. Wenn die Politik den Lohn für Schulleiter anheben und die Leitungszeit aufstocken würde. Ganz wichtig sei aber auch, dass die Arbeit eines Schulleiters mehr gesellschaftliche Anerkennung erfahre. Schließlich haben Schulen heute deutlich mehr Aufgaben als früher.
Dadurch sind Lehrer und Schulleitungen stark gefordert. Wenn sie diese Arbeit gut leisten, dann sollten sie dafür auch Respekt und Anerkennung erfahren. Viele Eltern sehen das heute nicht mehr so, bedauert Gomolzig. Für sie ist der Schulleiter nur noch der Buhmann.