Viele von uns verbinden etwas Gruseliges mit Mooren. Etwa, dass darin Menschen verschwinden, dass es dort spukt oder einfach nur, dass es dort immer neblig ist. Doch eigentlich verdienen Moore einen Imagewechsel, weil sie in Zeiten des sich verändernden Klimas erstaunliches vollbringen.
Schatz im Wald
Tatsächlich sehen auch Teile des Nationalparks Hunsrück-Hochwald gerade etwas gruselig aus. An vielen Orten reihen sich kahle Gerippe aneinander, als würden sie eine Mahnwache an den Klimawandel abhalten. Ranger Hartmut Hoffmann erklärt mir, dass es tote Nadelbäume, meistens Fichten sind, die durch die Trockenheit und den Borkenkäfer dahingerafft wurden.
Doch läuft man tiefer in den Wald, eröffnet sich einem auf einmal eine saftig grüne Lichtung, wie eine Oase in der Wüste. Was aussieht, wie eine frische Wiese, ist in Wahrheit ein Moor, erklärt der Ranger. Der Ochsenbruch ist bedeckt mit vielen Sorten Moos, Farnen, Moorbirken und etlichen weiteren Arten, die sich auf dieses feuchte Gebiet spezialisiert haben.
Das Super-Moos
Genau hier versteckt der Wald seinen kostbarsten Schatz. Das Torfmoos und der Torf halten mitten an einem Hang enorme Mengen an Wasser fest und das sogar jetzt noch nach einer wochenlangen Dürre. "Wenn man ein bisschen vom Torfmoos nimmt und es ausquetscht, ist es wie eine nie versiegende Quelle", sagt der Ranger und demonstriert es.
Behutsam legt er das Moos wieder zurück. Torfmoose sind so aufgebaut, dass sie zwischen ihren Zellen Wasser speichern können. Die unscheinbare Pflanze kann mehr als das 30-fache ihres Eigengewichts an Wasser speichern. Sie besitzt keine Wurzeln, sondern stirbt an ihrem unteren Ende immer wieder ab und wächst einfach oben nach. Aus den abgestorbenen Teilen bildet sich der Torf.
Moore helfen gegen Dürre und Sturzregen
So gesehen ist der Ochsenbruch wie ein riesengroßer Schwamm und hat so einige Eigenschaften, die sehr praktisch sind gegen die Folgen des Klimawandels.
In Zeiten von Dürre gibt es hier also noch immer Wasser und wenn es mal zu viel regnet, schützen Moore vor Flutereignissen. Und das war noch nicht alles. "Zehn Zentimeter Torf speichern so viel CO2 wie ein 100 Jahre alter Buchenwald", erklärt Hartmut Hoffmann. Und an manchen Stellen haben die Ranger eine Dicke von zwei Metern Torf gemessen. Auf etwa 100 Hektar im Nationalpark gibt es noch Moore.
Arbeit um Moore wieder herzustellen zeigt Erfolg
Dass es im Ochsenbruch und in den anderen Mooren jetzt Wasser gibt, ist nicht selbstverständlich. Früher wurden die Moore mit Gräben entwässert, um darauf Fichten zu pflanzen oder Landwirtschaft zu betreiben. Was man damals nicht wusste: Trocknet das Moor aus, verschwindet nicht nur dieser besondere Lebensraum für viele Arten. Es entstehen auch klimaschädliche Gase wie CO2 und Lachgas.
In mühseliger Handarbeit hat die Renaturierung der Moore 2012 begonnen. Mit einem Förderprogramm der EU, der Stiftung für Umwelt und Natur Rheinland-Pfalz und dem Verein Bergwaldprojekt wurden im Nationalpark viele Entwässerungsgräben mithilfe von Spundwänden geschlossen.
Wie sich dieses Moor nach noch nicht einmal zehn Jahren entwickelt hat, verblüfft sogar Ranger Hartmut Hoffmann. Sie hätten nicht gedacht, dass sich die Moore so gut entwickeln.