Josef Teusch ist 77 Jahre alt. Seit 2014 hat er Parkinson. Erste Symptome wie Zittern hatte seine Frau damals festgestellt.
Die endgültige Diagnose kam dann vom Neurologen: Parkinson. "Das war der Anfang", sagt Josef Teusch. Zunächst hatte er versucht, mit wenig Medikamenten zurecht zu kommen. Generell gleichen Parkinson-Medikamente den Dopaminmangel im Gehirn aus und lindern so die Beschwerden. Oft lässt ihre Wirksamkeit jedoch mit der Zeit nach. Bei Josef Teusch hatten sich über die Jahre hinweg seine Symptome verstärkt. Besonders schlimm sei das letzte halbe Jahr gewesen.
Hauptproblem bei Josef Teusch: Ein Tremor in der rechten Hand. Später seien weitere Ausfälle dazugekommen, dann auch auf der linken Seite. Bei emotionaler Anspannung - Aufregung oder Stress etwa - sei das Zittern mehr geworden. "Ich versuche dann immer, gelassen zu sein", sagt der 77-Jährige. "Es gelingt mir aber nicht immer." Auch Bewegung helfe, wenn das Zittern besonders stark sei.
Hirnschrittmacher mit 77 Jahren
Unter anderem seine damalige Neurologin habe ihm wegen seines hohen Alters von einer OP abgeraten. Josef Teusch hat es dennoch gewagt - und es bisher auch nicht bereut. Die rechte Hand ist ruhig. Das Zittern, der Tremor, ist unterdrückt. Für Josef Teusch ein ganz neues Gefühl.
Eingesetzt wurde Josef Teusch der Hirnschrittmacher an der Unimedizin Mainz. Einfach sei die Operation auch für ihn nicht gewesen. Das Schlimmste: Zuhören zu müssen, wie der Bohrer durch die Schädeldecke geht. Schließlich sei er während der OP eine gewisse Zeit noch bei Bewusstsein gewesen. "Ein enormer Lärm", sagt Josef Teusch. Von dem Rest der OP, der dann unter Vollnarkose stattfand, habe er dann Gott sei Dank nichts mehr mitbekommen.
Der Schrittmacher wurde dem 77-Jährigen auf Brusthöhe unter die Haut, die Elektroden ins Gehirn gesetzt. Das Gerät sendet elektrische Impulse an das Hirn, das Zittern wird unterdrückt.
Operation mit Herausforderungen
Eine mittlerweile bewährte Methode, aber kein leichter Eingriff. "Die Operation ist auf jeden Fall kompliziert, da muss der Neurochirurg ganz genau das richtige Hirngebiet treffen, sonst funktioniert es nicht", erläutert Dr. Damian Herz, Arzt in der Neurologie der Unimedizin Mainz. "Man muss dieses kleine Hirngebiet genau erwischen und dann mit dem Strom stimulieren."
Das sei die erste Herausforderung, sagt Herz. Die zweite sei, die richtigen Einstellungen zu finden, sobald die Elektrode gut sitzt. Denn schließlich sei jeder Parkinson-Patient anders. "Und man kann nicht sagen, dass dieselbe Einstellung für jeden gleich funktioniert."
Zusatzeffekt: Weniger Angst, weniger Depressionen
Der Hirnschrittmacher wirkt sich aber nicht nur auf die Motorik der Patienten aus, erklärt Prof. Sergiu Groppa, Geschäftsführender Oberarzt der Universitätsmedizin Mainz. "Wir können derzeit schon die gesamte psychische Situation der Patienten verändern. Die Patienten haben weniger Angst, die Patienten sind weniger depressiv."
Derzeit arbeiten die Forscher daran, das Gehirn noch präziser zu stimulieren, um so die Patienten zu schonen. Gemeint ist, die Stimulation mit dem Schrittmacher so anzupassen, dass nur dann stimuliert wird, wenn es auch wirklich nötig ist. "Wir stimulieren den ganzen Tag, 24 Stunden mit derselben Intensität. Aber wahrscheinlich müssten wir das gar nicht machen", sagt Dr. Damian Herz. Manchmal sei das Zittern ja auch gar nicht da.
So wie jetzt bei Josef Teusch. Sein Leben mit Hirnschrittmacher ist jetzt schon anders als zuvor. Ob sich jetzt bei ihm auch schon ein neues Lebensgefühl - so, wie ihm das Prof. Groppa vorausgesagt habe - eingestellt hat, da ist er noch vorsichtig: "Ich hoffe, er hat Recht", sagt er grinsend.