Knapp 100 Menschen sind zu einer Kundgebung von Seebrücke und Asylpfarramt gegen Abschiebung in Reutlingen gekommen

Bündnis Seebrücke und Asylpfarramt für Bleiberecht

Kundgebung in Reutlingen gegen Abschiebung

Stand

Knapp 100 Menschen verfolgten am Samstag in Reutlingen eine Kundgebung des Asylpfarramtes und des Bündnisses Seebrücke. Kritik gab es an der Abschiebepraxis der Landesregierung

In den vergangenen Wochen seien verstärkt Menschen abgeschoben worden, die bald ein Bleiberecht in Deutschland bekommen hätten, so die Veranstalter bei der Kundgebung auf dem Weibermarkt. Viele von ihnen hatten feste Arbeitsverhältnisse und seien gut integriert gewesen. So wie der Gambier Sedia Marega, der zuletzt in Reutlingen lebte, als Gabelstapler in einer Firma auf der Schwäbischen Alb arbeitete und Anfang September abgeschoben wurde.

In anderen Bundesländern keine Abschiebung

Wäre bei Sedia Marega eine Einzelfallprüfung erfolgt, würde er jetzt in Reutlingen leben, so eine Sprecherin bei der Kundgebung. Hätte er Anfang September in einem anderen Bundesland wie beispielsweise Hessen, Schleswig-Holstein oder Rheinland-Pfalz gelebt, wäre Marega eine Abschiebung erspart geblieben. Dort gibt es bereits entsprechende Regelungen.

Forderung nach Wiedereinreise

Das Bündnis Seebrücke und das Reutlinger Asylpfarramt forderten bei ihrer Protestaktion die Landesregierung auf, die Wiedereinreise des Gambiers zu ermöglichen. Asylpfarrerin Fischer berichtete, dass sie telefonisch mit dem Mann in Kontakt steht. Seit seiner Abschiebung leide er unter Depressionen und sehe keine Perspektive mehr. Fischer hofft, ihn über das Fachkräftezuwanderungsgesetz wieder nach Deutschland bringen zu können. Dazu brauche es nun die Fürsprache der Abgeordneten, die sich dafür eingesetzt haben, dass es eine Einzelfallregelung geben soll.

Die Teilnehmer einer Kundegbung gegen Abschiebung in Reutlingen
Kundgebung "Rotes Licht für Abschiebungen – grünes Licht für Bleiberecht" in Reutlingen

Bäckereibesitzer hat positive Erfahrungen mit Geflüchteten

Bei der Kundgebung schilderte der Reutlinger Bäckereibesitzer Hubert Berger, dass zwölf seiner insgesamt 110 Angestellten Geflüchtete seien. Er hat gute Erfahrungen mit ihnen gesammelt. Alle seien motiviert und besuchten Deutschkurse, so Berger. Die Abschiebepraxis in Baden-Württemberg findet er befremdlich. Die zwölf Geflüchteten, die bei ihm arbeiten, brauche er auch. Und er weiß aus Gesprächen mit Kollegen: Ohne Geflüchtete könnten viele Bäcker ihren Laden dicht machen.

Proteste im Land erfolgreich

Die Veranstalter der Kundgebung, das Bündnis Seebrücke und die Reutlinger Asylpfarrerin Fischer, sind erleichtert, dass die massiven Proteste aus der Gesellschaft und von Unternehmern gegen die Abschieberegelungen gewirkt haben. Die grün-schwarze Landesregierung habe bereits zugesagt, dass ab jetzt in jedem Einzelfall geprüft werden soll, ob eine Abschiebung erfolgt.

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