Schmerzen durch Knorpelschwund

Arthrose in den Fingergelenken

Stand
Autor/in
Dorothea Brummerloh
Onlinefassung
Rabea Limbach
Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei Redakteur bei SWR Kultur DAS Wissen.

Bluse zuknöpfen, Flasche öffnen, Brote schmieren. Der tägliche Gebrauch unserer Hände ist für die meisten ganz selbstverständlich. Für Menschen mit Fingergelenksarthrose dagegen sind solche alltäglichen Dinge oft eine Qual - all das ist mit extremen Schmerzen verbunden. Wie kann man die Schmerzen wirksam lindern?

Der Ursprung von Fingergelenkarthrose

Bis zu 30 Prozent aller Frauen und bis zu vier Prozent aller Männer leiden an einer Arthrose der Hand- und Fingergelenke, bei denen besonders die kleinen Endgelenke der Finger betroffen sind. Die Arthrose der großen Gelenke entsteht durch starke Belastung. Bei den Fingern sind die Ursachen für eine Arthrose meist anders gelagert, führt der Orthopäde Ingo Arnold aus:

"Dieser Arthrose entsteht durch genetische Disposition, also durch Vererbung zum Beispiel. Aber auch Hormone haben einen großen Einfluss. Wenn man ganz genau hinguckt, dann entdecken wir, dass diese Entzündung an den Ansätzen der Bänder beginnt und gar nicht direkt im Gelenk. Und erst sekundär wird dann auch wirklich das Gelenk betroffen. Aber ganz ehrlich: es ist natürlich für den Patienten ganz egal. Wenn die Arthrose erst einmal manifest ist und das Gelenk der Zerstörung anheimgefallen ist, dann tut es weh."

Fingerknochen auf einem Röntgenbild
Bei Fingerarthrose baut sich der Knorpel in den Fingergelenken allmählich ab.

Normalerweise überzieht ein elastischer Knorpel die Gelenkflächen. Er wirkt wie ein Stoßdämpfer und schützt die empfindliche Knochenhaut. Da der Knorpel selber keine Blutgefäße hat, bekommt er seine überlebenswichtigen Nährstoffe über die Gelenkflüssigkeit. Doch diese gelangt nicht von allein ins Gelenk. Der Mensch hilft dabei selbst aktiv mit. "Durch Belastung, durch Druck, durch den ständigen Wechsel der verschiedenen Bewegungsebenen walkt die Flüssigkeit und die Nährstoffe werden quasi in das Gelenk gewalkt. Das ist auch der Grund, warum Ruhe und keine Bewegung für das Gelenk schädlich ist, weil durch diese fehlende Bewegung der Knorpel unzureichend ernährt wird", erklärt Arnold.

Der ungenügend ernährte Gelenkknorpel nutzt sich im Laufe der Zeit ab, wird immer dünner, seine Gleitfunktion wird schlechter. Irgendwann reibt nur noch Knochen auf Knochen. Das hat Folgen: Schmerzen, angeschwollene Gelenkkapseln, Steifheit und Bewegungseinschränkungen. Und Arthrose ist nicht heilbar.

Manuelle Therapien lindern Schmerzen

Bewegungstherapien helfen, Schmerzen zu reduzieren, die Beweglichkeit zu erhalten und den Krankheitsverlauf zu reduzieren. So setzen Orthopäden zum Beispiel auf Therapien mit einer Schale warmem Kies oder mit Rapskörnern, in der die Patienten ihre Hände gezielt bewegen. Bei moderaten Symptomen hilft Wärme, die Handgelenke zu entspannen. Bei akut entzündeten Gelenken hingegen empfiehlt es sich eher, zu kühlen, da Kälte entzündungshemmend und schmerzlindern wirkt. Zentrale Bestandteile der Therapien sind zudem Muskeldehn- und Fingerübungen, um die Beweglichkeit der Finger zu erhalten. Eine gute Übungen ist zum Beispiel, einen nassen Schwamm mit gleichmäßigem Fingerdruck auszudrücken.

Eine weitere Möglichkeit der Therapie bildet eine Traktionsbehandlung. Dabei werden die Gelenke auseinandergezogen. Milder Zug an den Gelenken hilft, wieder mehr Flüssigkeit in das Gelenk zu bekommen und hierüber die Schmerzen zu bekämpfen.

Als Unterstützung manueller Therapien und zur akuten Schmerzbehandlung rät Ingo Arnold zur Nutzung von schmerzstillenden und entzündungshemmenden Medikamenten in Salbenform, da diese - gezielt auf die Fingergelenke aufgetragen - weniger Nebenwirkungen haben als Tabletten. Salben wirken besonders gut, wenn man sie beispielsweise in einen Handschuh füllt und sie über Nacht an den Händen einwirken lässt.

Kleine Hilfen im Alltag

Betroffene können sich mit einfachen Tricks den Alltag etwas erleichtern: Knopfanziehhilfen oder Griffhilfen für Messer, Kugelschreiber oder Werkzeuge können durch den Alltag helfen und die betroffenen Gelenke schonen. Eine Einkaufstasche oder ein Rucksack auf Rollen entlastet die Hände, die ansonsten häufig schwere Taschen tragen und hierfür lange Zeit in einer Zwangshaltung verharren.

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Dorothea Brummerloh
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Rabea Limbach
Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei Redakteur bei SWR Kultur DAS Wissen.