SWR1: Können Sie an Regentagen wie gewohnt arbeiten und kommen dann genügend Leute?
Paula Kolz: Das ist natürlich ganz unterschiedlich. Es gibt Menschen, die im Voraus für ihre eigene Gruppe eine Führung gebucht haben. Die nehmen, was sie kriegen. Bei den öffentlichen Führungen, wo man als Einzelgast hinkommen kann, überlegt man es sich vielleicht beim Blick aus dem Fenster nochmal. Aber generell haben wir Gästeführer in der Hauptsaison auch im Regen viel zu tun.
SWR1: Welche Nation ist besonders regenresistent?
Kolz: Nach meiner Erfahrung sind die Niederländer besonders regenresistent und sind wirklich Outdoor-Affin. Sie haben an Equipment dabei, was es braucht. Immer wieder überrascht bin ich, wenn ich amerikanische Kreuzfahrtschiff-Touristen geführt habe, die selbst im Oktober und November noch in ihren kurzen Shorts da lang gehen. Wenn ich dann nachfrage, kommen die meistens aus Texas oder Florida. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie kalt es in Europa werden kann.
SWR1: Die haben einfach die innerliche Hitze, oder?
Kolz: Genau - whrascheinlich. Und sie haben gute Laune, das ist das Wichtigste.
SWR1: Wie halten Sie denn bei dem komischen Wetter die Leute bei Laune?
Kolz: Einer meiner Standardsprüche ist immer: nur hässliche Städte brauchen schönes Wetter, schöne Städte vertragen auch Regen. Aber ich versuche natürlich jede meiner Gästeführungen als Infotainment aufzuziehen. Je schlechter das Wetter ist, desto "infotainiger" muss man werden, selbst sehr aktiv sein und auch ganz klassisch dafür sorgen, dass man die Gruppe auch mal irgendwo unterstellen kann. Oder vielleicht die Innenbesichtigungen, die vorgesehen sind, ein bisschen länger zieht und auch mehr Verständnis dafür hat, wenn die Gäste zwischendurch mal kurz anhalten, um sich irgendwo einen dampfenden Coffee to go zu holen.
SWR1: Wohin gehen Sie am liebsten mit der Reisegruppe, wenn es regnet? Der Bogen der Porta Nigra bietet sich ja an.
Kolz: Bei der Porta Nigra vertut man sich ein bisschen, weil der Innenhof nach oben offen ist. Leider ist man da gar nicht so windgeschützt. Besonders bietet sich in Trier die Konstantinbasilika an. Da kann man sich schön auf die Bänke setzen und durch die grandiose Akustik auch länger sitzen und leise sprechen. Die Gäste verstehen einen trotzdem und man stört den Kirchenraum nicht.
Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Steffi Stronczyk.
Paula Kolz ist auch in verschiedenen Museen und Sonderausstellung als Gästeführerin tätig, wie beispielsweise im Karl Marx Haus, Trierer Dom oder bei der Langen Museumsnacht am 9. September.