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Arbeitserleichterung für Asylbewerber? Von Sophie Rebmann

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Autor/in
Rebmann, Sophie

Das Bundeskabinett hat am Mittwoch beschlossen: Asylsuchende sollen leichter im Arbeitsmarkt integriert werden.

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In seiner simplen Pragmatik klingt der Vorschlag überzeugend: Wenn die Asylbewerber arbeiten dürfen, löst das den Arbeitskräftemangel und die Sozialausgaben sinken. Und ganz nebenbei klappt auch die Integration in die Gesellschaft besser – und der Abbau von Vorurteilen. Weil die Flüchtlinge und die deutsche Bevölkerung so in Kontakt treten.

Nur konsequent finde ich, auch die Menschen arbeiten zu lassen, die hier nur geduldet werden. Aber genau daran stört sich die Opposition. Sie, die sonst jede Sozialausgabe kritisiert, will die Menschen, die sie nicht abschieben kann, somit lieber durchfüttern – anstatt ihnen die Möglichkeit zu geben, selbst für ihren Lebensunterhalt aufzukommen. Aus Angst, sie könnten bleiben. Aber: Was wäre schlimm daran? Wir brauchen doch Arbeitskräfte.

Mir scheint: Die Opposition stört sich daran, dass Deutschland die Einwanderung nicht steuern kann. Dafür müssten einerseits Anwerbeabkommen geschaffen und andererseits sichere Herkunftsländer ausgewiesen werden. Mit den Balkanländern ist beides schon passiert, Georgien und Moldau sollen folgen. Die Asylanträge von dort sind gesunken. Aber die Fach- und Arbeitskräfte fehlen weiter. Daher ist der Ansatz, Asylbewerbern schneller auf den Arbeitsmarkt zu bringen, doch eine weitere gute Lösung.

Dennoch sollten wir uns dabei nicht allzu viele Hoffnungen machen. Auch dieser Kabinettsbeschluss wird schlagartig wenig ändern. Das zeigt ein Blick auf die ukrainischen Flüchtlinge, die von Beginn an arbeiten durften: Im ersten Jahr nach ihrer Flucht arbeitet nur jede fünfte Person im erwerbsfähigen Alter.
Von den Flüchtlingen, die 2015 kamen, hat nach fünf Jahren die Hälfte gearbeitet, wie eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigt. Und das ist auch gut so, sagen die Forscher. Anstatt den erstbesten Hilfsjob anzunehmen, den sie ebenso schnell wieder verlieren können, sollen sie sich qualifizieren. Zu Fachkräften werden. Das dauert seine Zeit – ist aber nachhaltig.
Wirklich nachhaltig wäre der Beschluss daher nur dann, wenn das auch in die deutsche Bevölkerung kommuniziert wird.

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Rebmann, Sophie