Fabian Wohlgemuth vom VfB Stuttgart

Nach spektakulärem Saisonstart

Umbau beim VfB Stuttgart in vollem Gange - wichtige Entscheidung steht aus

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Corona-Folgen und Stadion-Investitionen prägen beim VfB Stuttgart die Transferpolitik. Fabian Wohlgemuth hat intensive Wochen hinter sich - und der Klub eine wichtige Entscheidung vor sich.

Fabian Wohlgemuth sitzt schon wieder am Telefon, aber mal nicht am Verhandlungstisch. Den ganz großen Stress hat der Sportdirektor des VfB Stuttgart vorerst hinter sich. "Ich glaube, wir haben den Spagat zwischen unseren wirtschaftlichen Vorgaben und unseren sportlichen Ambitionen gut hinbekommen", sagt er über den Transfersommer.

Nach zwei Jahren im Abstiegskampf sehnen sich die Schwaben nach einer sorgenfreien Saison in der Bundesliga. "Wir haben versucht, in dieser Transferperiode eine gute Grundlage dafür zu legen", erklärt Wohlgemuth.

VfB legt furiosen Saisonstart hin

Der Auftakt mit sechs Punkten aus drei Spielen dürfte ihn darin bestärken. 5:0 gegen Bochum, 1:5 in Leipzig, 5:0 gegen Freiburg - Stuttgarts Start war ein Spektakel.

Und lieferte erste Erkenntnisse. Dass Torjäger Serhou Guirassy geblieben ist, dürfte Gold wert sein für den VfB. Der neue Torhüter Alexander Nübel strahlt - zumindest über weite Strecken - bislang die Ruhe aus, die seine Vorderleute brauchen. Angelo Stiller könnte die durch den Abschied von Wataru Endo zum FC Liverpool entstandene Lücke im Mittelfeld schließen. Und Hiroki Ito schlägt von der linken Seite nicht weniger schöne Flanken als der zu Ajax Amsterdam und Ex-VfB-Sportdirektor Sven Mislintat gewechselte Borna Sosa.

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Anthony Rouault, den die Stuttgarter kurz vor Ablauf der Transferfrist aus Frankreich geholt hatten, muss sich als Ersatz für den zu West Ham United gewechselten Konstantinos Mavropanos in der Abwehr erst noch beweisen. Die Befürchtungen mancher Fans, dass das System durch den Wegfall der langjährigen Fixpunkte Endo, Sosa und Mavropanos abstürzen würde, haben sich fürs Erste aber nicht bewahrheitet.

Wehrle zufrieden mit dem VfB-Transfersommer

Womöglich ist der Neustart auch eine Chance. Neue Reize können gesetzt werden, neue Führungspersönlichkeiten heranwachsen. In einem Kader, den der VfB durch die Ausleihen von Reservisten wie Juan José Perea (Rostock), Gil Dias (Warschau) oder Wahid Faghir (Elversberg) zudem bewusst verschlankt hat.

"Unter dem Strich bin ich mit der Transferperiode sehr zufrieden", sagt auch Vorstandschef Alexander Wehrle. Die wirtschaftlichen Zwänge des VfB sind nach wie vor groß, das wird in den Ausführungen des 48-Jährigen deutlich. "Ich habe mich gegen das Wort 'Wir müssen zwingend verkaufen' immer gewehrt", sagt Wehrle. "Aber man muss schon berücksichtigen, dass wir durch die Corona-Krise in den vergangenen Jahren einen Umsatzverlust von rund 90 Millionen Euro hatten und eine ähnliche Summe in den Stadionumbau geflossen ist beziehungsweise immer noch fließt."

VfB: Wohlgemuths Job bleibt knifflig

Der im Juni angekündigte Einstieg von Porsche als zusätzlichem Investor soll den Klub weiter entlasten, aber nicht vorrangig bei der Kaderplanung. "Wir haben auch diese Transferperiode nicht 50 Millionen Euro für Endo, Mavropanos und Sosa eingenommen", sagt Wehrle zudem. "Von diesem Geld geht ja immer noch ein erheblicher Teil ab - an Berater, Beteiligungen, Restbuchwert und so weiter." Heißt: Nur Teile der kolportierten Summen landen am Ende auch wirklich beim VfB. Der finanzielle Spielraum auf dem Transfermarkt bleibt überschaubar. Und die Aufgabe gerade für Sportdirektor Wohlgemuth entsprechend knifflig.

Der frühere Sportgeschäftsführer von Holstein Kiel und des SC Paderborn ist seit Dezember 2022 beim VfB - und immer noch dabei, sich aus dem langen Schatten seines Vorgängers Sven Mislintat herauszuarbeiten. Die Transfers, die der 44-Jährige im vergangenen Winter tätigte, dürfen als Sofortmaßnahmen im damaligen Abstiegskampf gewertet werden. An denen, die diesen Sommer folgten, wird er sich messen lassen müssen - und will es womöglich auch. Bei der Suche nach einem neuen Sportvorstand fiel in Stuttgart zuletzt wieder der Name Joti Chatzialexiou, derzeit Leiter der Nationalteams beim DFB. Eine andere Möglichkeit wäre, Wohlgemuth zu befördern. Es bleibt spannend. Auch nach dem intensiven Transfersommer.

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