Im Wahlkreis Backnang-Schwäbisch Gmünd wird sich mit der Wahl im September viel ändern. Zwei langjährige Abgeordnete von CDU und SPD treten nicht mehr an. Es gibt neue Gesichter.
Die politische Ausgangslage
Auf der Landkarte erinnert der Wahlkreis Backnang-Schwäbisch Gmünd an zwei Inseln, die sich knapp berühren. Nicht nur geografisch gibt es wenig Berührungspunkte: Gemeinsame Themen haben die beiden Regionen im Rems-Murr-Kreis und im Ostalbkreis eigentlich nicht, wirken wie zusammengewürfelt zum Wahlkreis 269.
Eine Gemeinsamkeit gibt es doch: In beiden Regionen hat seit jeher die CDU die meisten Stimmen gewonnen. Damit ging das Direktmandat immer an die Union und seit 23 Jahren an den Schwäbisch Gmünder Norbert Barthle. Von der SPD kam Christian Lange aus Backnang ebenfalls seit 1998 über Listenplatz 2 nach Berlin. Über die Jahre hat sich eine kollegiale Zusammenarbeit entwickelt, für den Ausbau der B29 bei Mögglingen beispielsweise haben sich beide Politiker in Berlin stark gemacht.
Lange wie auch Barthle kandidieren nicht mehr. Damit wird der Weg frei für neue Gesichter. Die CDU setzt auf eine erfahrene EU-Politikerin, die SPD auf den Nachwuchs, die Grünen schicken eine Kraft aus Berlin in den Kampf um den Wahlkreis Backnang-Schwäbisch Gmünd.
Die größten Herausforderungen vor der Bundestagswahl
Der nördliche Teil des Rems-Murr-Kreises - größte Stadt ist Backnang mit 37.000 Einwohnern - gehört zur Metropolregion Stuttgart. Viele Beschäftigte pendeln von dort ins Oberzentrum Stuttgart. Ländlicher geprägt ist dagegen der westliche Teil des Ostalbkreises mit der größten Stadt Schwäbisch Gmünd. Aber auch von hier fahren noch manche nach Stuttgart zum Arbeiten, oder pendeln nach Aalen oder zu den großen Arbeitgebern in der Region wie Zeiss in Oberkochen.
Damit ist die Mobilität ein zentrales Thema im Wahlkreis. Seit Jahren wird um den Ausbau der großen Verbindungsstraßen gekämpft, die B14 bei Backnang und die B29 im Raum Schwäbisch Gmünd. Schon lange planfestgestellt, aber noch kein Spatenstich: Backnang hofft nun im Jahr 2022 auf den Start für den vierspurigen Ausbau der B14. Anders bei der B29: Hier hat sich das Bundesverkehrsministerium jetzt für die Tunnellösung bei Böbingen/Rems entschieden, die auch die Gemeinde favorisiert hatte. Sie sei mit ca. 215 Millionen Euro zwar die teuerste Variante, passe aber am besten zu den örtlichen Gegebenheiten, hieß es zur Begründung.
Remsbahn und Murrbahn sind die Zugverbindungen. Ärger gab es zuletzt nach der Vergabe der Remsbahn-Verbindung an den privaten Betreiber Go Ahead. Verspätungen, Ausfälle, kaputte Züge.
Wirtschaftlich kämpfen beide Regionen mit dem Strukturwandel in der Automobilindustrie, mancher Arbeitsplatz ging schon verloren. Unternehmen wie Bosch AS in Schwäbisch Gmünd bauen seit Jahren Stellen ab oder verlagern ins Ausland. Hier gibt es nun den Versuch, sich neuen Technologien zuzuwenden: Schwäbisch Gmünds Oberbürgermeister Richard Arnold (CDU) will sich für ein Wasserstoffzentrum einsetzen, von dem die ganze Region profitieren soll.
Nicht zuletzt liegen die Hoffnung auf dem Tourismus. Die Remstalgartenschau im Jahr 2019 stellt nun doch eine kleine Verbindung zwischen den Regionen her, da sich hier Kommunen aus beiden Regionen beteiligt haben, um sich auch langfristig als Ausflugs- und Urlaubsregion zu etablieren.
Die Direktkandidatinnen und Direktkandidaten
Wir stellen hier die sechs Kandidatinnen und Kandidaten der im Bundestag vertretenden Parteien vor. Alle Weiteren finden Sie im SWR Kandidatencheck. Die Reihenfolge ergibt sich aus dem Endergebnis der Bundestagswahl 2017 in Baden-Württemberg.
Die CDU will den Wahlkreis halten, schickt mit Inge Gräßle eine erfahrene Europapolitikerin ins Rennen. Die 60-Jährige war von 2004 bis 2019 Abgeordnete des Europaparlaments, davor saß die Christdemokratin schon im Stuttgarter Landtag.
Für die SPD tritt ein Newcomer an: Tim-Luka Schwab ist 20 Jahre alt, Student und kämpft in seiner Heimatstadt Schwäbisch Gmünd für den Klimaschutz. Dass er wie sein Vorgänger Christian Lange über die Liste in den Bundestag kommt, ist unwahrscheinlich. Er ist auf dem letzten Platz 36.
Die Grünen nominierten ein bekanntes Gesicht: Ricarda Lang, stellvertretende Bundesvorsitzende der Grünen und frauenpolitische Sprecherin ihrer Partei hat ihren Schwerpunkt bisher in Berlin. Sie ist aber in Nürtingen geboren und in Stuttgart aufgewachsen.
Für die FDP geht David-Sebastian Hamm ins Rennen. Andreas Wörner ist Direktkandidat der AfD. Wörner ist bislang als Kreistagsabgeordneter im Ostalbkreis bekannt. Für die Linke kandidiert die Hochschullehrerin und Unternehmerin Annette Keles. Alle anderen Kandidaten für das Direktmandat aus dem Wahlkreis können sie hier kennenlernen.
Alle Kandidatinnen und Kandidaten im Vergleich SWR Kandidatencheck zur Bundestagswahl 2021 in Baden-Württemberg
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Die Top-Themen vor der Wahl
Der Klimaschutz und damit verbundene Umbrüche sind wichtige Themen im Wahlkampf. Mit unterschiedlichen Auslegungen: Für die CDU ist es wichtig, wie Arbeitsplätze rund um den Verbrennungsmotor und Mobilität auch in Zukunft erhalten bleiben können, wo doch viele Jobs im Wahlkreis mit der Automobilbranche verbunden sind.
Die Grünen schreiben sich den klimagerechten Wohlstand als wichtigstes Thema auf die Fahnen, und auch die SPD will sich für den Umweltschutz einsetzen. Die FDP hält die Entwicklung nachhaltiger Schlüsseltechnologien für einen Weg in die Zukunft, Biotechnologie und der Softwarebereich werden als Beispiel genannt.
So gehen die großen Parteien in den Wahlkampf
Es wird wohl eine Mischung aus Straßenwahlkampf und Online-Veranstaltungen im Wahlkreis Backnang-Schwäbisch Gmünd. Wollen sich die Kandidatinnen und Kandidaten bei Institutionen, Vereinen und Organisationen vorstellen, müssen sie geduldig Besuche im Raum Schwäbisch Gmünd wie auch in Backnang absolvieren. Trotz Pandemie wird es aber bei manchen auf möglichst viele persönliche Gespräche hinauslaufen, Internet und auch soziale Medien erreichen nach wie vor nicht jeden Wähler und jede Wählerin.
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Seit 1965 nur Direktmandate für die CDU Bundestagswahl 2021 in Baden-Württemberg: Wahlkreis 270 - Aalen-Heidenheim
Bisher war es eine klare Sache: Seit 1965 gingen alle Direktmandate bei Bundestagswahlen an die CDU. Bleibt das auch so? Die SPD hofft auf einen Stimmungsumschwung.
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