Lange war Heilbronn der sicherste Stadtkreis in BW. Doch jetzt stieg die Zahl der Straftaten sprunghaft um 29 Prozent. Eine Gegenmaßnahme gibt es - und was tun andere Städte?
Vor drei Jahren am Alten Friedhof in Heilbronn: Mit Ketten und Stangen gehen zwei Männer aufeinander los, verletzen sich gegenseitig. Einer von ihnen schleppt sich noch mehrere Hundert Meter weit, bis er blutend zusammenbricht. Dies ist nur ein Fall von mehreren, die Schlagzeilen gemacht haben. Trotzdem galt Heilbronn laut Kriminalstatistik lange Jahre als sicherster Stadtkreis in Baden-Württemberg.
Mehr Kontrollen durch Polizei und Ordnungsdienst
Unabhängig von Statistiken haben viele Menschen in Heilbronn Angst, Opfer einer Straftat zu werden - das belegt eine Umfrage der Stadtverwaltung aus dem Jahr 2022. Besonders unsicher fühlen sie sich unter anderem abends und nachts auf dem Marktplatz, dem Bahnhofsvorplatz oder auch auf dem Alten Friedhof, der eigentlich eine grüne Oase mitten in der Stadt ist. Daraufhin haben Polizei und Ordnungsdienst ihre Streifen verstärkt.
Mehr Fälle entdeckt und aufgeklärt
Die Präsenz der Beamtinnen und Beamten soll vor allem das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung stärken. Doch die vermehrten Kontrollen führten im vergangenen Jahr auch dazu, dass mehr Fälle entdeckt wurden.
Die Steigerungen sind teils enorm: 75 Prozent mehr Rauschgiftdelikte (1.170 Fälle) und fast 59 Prozent mehr Gewaltkriminalität (487 Fälle) als im Vorjahr hat das Heilbronner Polizeipräsidium 2023 registriert. Die Gesamtzahl der Straftaten im Stadtgebiet betrug laut aktueller Kriminalstatistik rund 10.600.
Den Heilbronner Oberbürgermeister Harry Mergel (SPD) wundert dies nicht. Er führt den Anstieg auch auf den höheren Kontrolldruck zurück.
Die zusätzlich ermittelten Straftaten kosten Heilbronn allerdings den statistischen Spitzenrang als sicherster Stadtkreis in Baden-Württemberg. Die Stadt ist auf Platz vier abgerutscht, neuer Spitzenreiter ist Pforzheim. Immerhin hat Heilbronn laut Innenministerium mit 67,5 Prozent die zweithöchste Aufklärungsquote. Auch hier liegt Pforzheim vorne, mit knapp 86 Prozent.
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Stuttgarter Klett-Passage soll sicherer werden
Auch anderswo im Land sehen Polizei und Stadtverwaltungen Handlungsbedarf, wie etwa in der Klett-Passage am Hauptbahnhof in Stuttgart. Hier ist die Zahl der von der Polizei verfolgten Straftaten in den vergangenen Jahren gestiegen, zuletzt von 841 auf 874 Straftaten im Jahr 2023.
Dabei geht es vor allem um Diebstahl und sogenannte Rohheitsdelikte, aber auch um sexuelle Belästigung. Hinzu kommen Beschwerden bei der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) und der Stadtverwaltung über Menschen, die sich länger in der Passage aufhalten und das Sicherheitsgefühl beeinträchtigten.
Mehr Platzverweise, aber auch Hilfsangebote
Die Stadt hat nun die Rechtslage in der Passage geändert, sodass die Polizei dort schneller Platzverweise aussprechen kann. Zudem will sie gezielt Hilfsangebote wie Suchtberatung, Sozialarbeit oder Wohnungshilfe in der Passage koordinieren.
Außerdem ist geplant, das Erscheinungsbild zu verbessern. Unter anderem sollen Schaufenster von leer stehenden Läden in der Passage beklebt werden, defekte Beleuchtung soll repariert und es soll öfter gereinigt werden.
Mannheim: Waffenverbotszone in der Testphase
In Mannheim soll ein Waffenverbot helfen, die Kriminalitätsrate zu senken. Dies gilt seit dem 1. Dezember 2023 in der Innenstadt und am Hauptbahnhof. Das Verbot ist zeitlich beschränkt und gilt von Freitag auf Samstag, von Samstag auf Sonntag und an Tagen vor Feiertagen - immer von 20 Uhr abends bis 6 Uhr morgens.
Wer trotz des Verbots mit einer Waffe erwischt wird, muss mit einem Bußgeld von bis zu 10.000 Euro rechnen. Die tatsächliche Höhe legt ein Richter fest. In den ersten drei Monaten nachdem die Verbotszone eingeführt wurde, zog die Polizei 28 Waffen - darunter auch Messer - ein.
Keine speziellen Kontrollen
Auf Waffen kontrollieren die Polizistinnen und Polizisten während ihrer Routineüberprüfungen im Stadtgebiet, so eine Polizeisprecherin. Es gebe keine speziellen Kontrollaktionen. Die Waffenverbotszone ist zunächst auf ein Jahr befristet, bis Ende November 2024. Danach soll bewertet werden, ob sie tatsächlich dazu beigetragen hat, die Straßenkriminalität in Mannheim zu senken.
Waffenverbotszone auch in Heilbronn und Stuttgart
Im Sommer will die Stadt Heilbronn ebenfalls eine Waffenverbotszone einrichten. Sie soll vorerst für den Bereich rund um den Hauptbahnhof gelten, bei Bedarf aber ausgedehnt werden. In Stuttgart besteht bereits seit Februar 2023 eine Waffenverbotszone.
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