Kaufhäuser verschwinden, Schaufenster veröden - das verbindet Stuttgart und Reutlingen mit vielen Kleinstädten im Land. Wie können Innenstädte und Ortskerne gerettet werden?
Das Thema ist seit Jahren ein Dauerbrenner in der Kommunalpolitik vieler Städte und Gemeinden in BW: Der Einzelhandel in der Innenstadt stirbt, zurück bleiben leere Schaufenster. Deshalb achten viele Wählerinnen und Wähler darauf, was die Parteien und Listen anlässlich der Kommunalwahl dazu sagen. Beispiele aus Stuttgart, Reutlingen und dem Breisgau zeigen, wie unterschiedlich die Kommunen das Problem lösen wollen.
So richtig schön sehen Teile der Stuttgarter Königstraße derzeit nicht aus: hier Leerstand, da eine Baulücke, dort die ewig gleiche Aneinanderreihung von Billig-Shops, die wohl in jeder deutschen Innenstadt zu finden sind. Zugleich schließen Kaufhäuser und Einkaufscenter, und renommierte, traditionelle Einzelhändler verlassen die Fußgängerzone. Außerdem machen es die mit Abstand höchsten Laden-Mieten in Baden-Württemberg Newcomern sehr schwer, sich zu etablieren.
Junge Designerin: Zweiter Anlauf, nun im Pop-up-Store "BRYCKE"
Hohe Ladenmieten kann sich auch Inna Schuldeschov nicht leisten. Die gebürtige Ukrainerin macht Mode und hatte mal ein Geschäft in Schorndorf (Rems-Murr-Kreis). "Bei zunehmendem Online-Handel sind die Ausgaben für einen eigenen Laden zu hoch, da musste ich leider aufgeben", erzählt die 35-Jährige. Aktuell nimmt sie das Angebot "BRYCKE" wahr, das durch die Stuttgarter Wirtschaftsförderung entstand. Es ermöglicht ihr, dass sie sich und ihre Marke INSA in der Schmalen Straße in Stuttgart präsentieren kann.
Inna Schuldeschov mag den Start-up-Gedanken hinter dem Projekt: "Das reduziert meine Kosten, ich kann die Größe der Verkaufsfläche flexibel bestimmen und quartalsweise testen. Zudem ist der Austausch mit den anderen hier toll!" Sie knüpfe wertvolle Kontakte. So wie sie denken auch etwa 20 andere Händlerinnen und Händler, die momentan ihre Verkaufsfläche günstig in der "BRYCKE" gemietet haben.
"Es ist schon krass, wenn man gerade die Königstraße sieht", sagt Patrick Rothweiler. Er kann hier seine selbstgebauten Möbel der Marke Paro Design besser anbieten als früher in einem eigenen Laden in Ludwigsburg. Vielleicht habe er in drei, vier Jahren mal wieder ein eigenes Geschäft, vielleicht aber auch nicht.
"Das Problem ist ja: Die Leute sagen immer, sie wollen regional, aber sie müssen auch danach handeln", sagt Rothweiler. "Ich glaube, es dauert einfach noch, bis das akzeptierter ist." Bis dahin könne Kommunalpolitik lediglich Weichen stellen.
"New Stuttgart": Wirtschaftsförderung will neue Marke schaffen
"Wir befinden uns in einem Transformationsprozess, von dem einfach alle Bereiche betroffen sind", sagt Bernhard Grieb. Er leitet seit rund zwei Jahren die Wirtschaftsförderung der Stadt Stuttgart. "New Stuttgart" will er etablieren, als Marke: "new" steht dabei für nachhaltig, elektrisierend, wirtschaftsstark. "Stuttgart ist innovativ, eine der innovativsten Städte Europas", so Grieb. Das besser zur Geltung zu bringen, ist ihm sichtlich auch ein persönliches Anliegen.
Grieb und seine Abteilung bieten konkrete Unterstützung in Sachen Stadtentwicklung. Es gibt beispielsweise zwei bis drei Mal im Jahr das "City Innovation Lab", ein Format aus Corona-Zeiten. Dabei tauschen sich Verbände mit der Stadt aus, aber es geht auch um konkrete Orte und ihre Zukunft, etwa den Königsbau oder bestimmte Abschnitte der Fußgängerzone. Außerdem gibt es seit 2020 das Projekt "Stuttgart bei Nacht" , bei dem sich der Nachtmanager um die Belebung des Nachtlebens kümmert und die Probleme der Clubs.
Welche Rolle könnten Stadtzentren künftig spielen?
Vernetzung sei das Ziel: "Wir fragen uns auch, welche Rolle Stadtteilzentren haben oder übernehmen könnten", erzählt Grieb, vor allem, wenn Verkaufsflächen zurückgehen und für viele Bevölkerungsgruppen dann auch der Lebensmitteleinkauf schwierig werde. So laufen bereits Ideen und Unterstützungen für einen "fahrenden Supermarkt" oder wenn eine Bäckerei beispielsweise in Möhringen umbauen möchte. Zum großen Thema Leerstand gibt es mit "roomstr" bereits eine Angebotsplattform für gewerbliche Flächen.
Reutlingen ohne Kaufhof und Breuninger
In Reutlingen hat Anfang des Jahres die Galeria-Karstadt-Kaufhof-Filiale geschlossen. Seither steht das Gebäude leer und was mit ihm passiert, ist unklar. Nur wenige Monate später erreichte die Stadt eine unerwartete Nachricht: Auch das Modehaus Breuninger zieht sich Ende des Jahres aus Reutlingen zurück. Die Gründe: weniger Kundschaft, Umsatzrückgänge, die Attraktivität der Innenstadt nehme ab.
Warenhaus gibt Standort auf Schlag für Reutlinger Innenstadt: Modehaus Breuninger schließt
Das kam überraschend: Die Firma Breuninger will zum Jahresende ihr Geschäft in Reutlingen schließen. Das gaben das Unternehmen und die IHK Reutlingen jetzt bekannt.
Dass Breuninger den Standort in Reutlingen schließt, ist für die Stadt und das Stadtmarketing ein herber Schlag. Denn eigentlich schien ihnen die Lage gar nicht so desolat, wie Breuninger sie darstellt. Die Stadt hatte noch im vergangenen Jahr ein Marktforschungsinstitut beauftragt, um die Lage in der Innenstadt zu analysieren.
Die Ergebnisse zeigen: Es gibt zwar weniger Verkaufsflächen, und die Umsätze sind noch nicht wieder auf Vor-Corona-Niveau. Die Besucherzahlen in Reutlingen seien 2023 aber schon wieder so hoch gewesen wie vor der Pandemie - wie in den meisten Städten in Baden-Württemberg, wie auch der Immobilienverband Süd feststellte.
Einzelhändler: "Begeisterung der Reutlinger für eigene Stadt fehlt"
Eigentlich habe Reutlingen mit 700 Metern eine ungewöhnlich lange Einkaufsstraße in einer besonders guten Lage, stellte das Marktforschungsinstitut im Auftrag der Stadt fest. Trotzdem gehen die Umsätze zurück. Laut Anna Bierig, der Geschäftsführerin der Stadtmarketing und Tourismus Reutlingen GmbH (StaRT), liegt das an Faktoren, die alle Städte derzeit betreffen: Dazu zählen der Online-Handel, der Wettbewerb mit anderen Standorten und dass Kundinnen und Kunden individuell auf sie zugeschnittene Angebote wollen. "Es fehlt die Begeisterung der Reutlinger für ihre eigene Stadt", sagt Christian Wittel, Vorsitzender der Einzelhandels-Interessengemeinschaft "RT-aktiv" und Mitglied im Handelsausschuss der Industrie- und Handelskammer.
Die jetzige, plötzliche Situation bedeutet nach Ansicht von Wittel aber auch: Die Stadt muss schnell handeln. "Es kommt Bewegung rein. Das war ein Weckruf", sagt Wittel. Am Ende seien die Möglichkeiten aber begrenzt. Denn anders als in Stuttgart gehören die Immobilien nicht der Stadt Reutlingen. Sie kann zwar Gespräche mit den Eigentümern führen - was laut Bierig auch gerade sehr intensiv passiert. Doch wem die Immobilieneigentümer letztlich die Flächen vermieten, kann die Stadt nicht kontrollieren. "Der Stadtrat und die Stadtverwaltung sind bis zu einem gewissen Grad nur Zaungäste", so Wittel.
Wittel, der selbst zehn Jahre lang für die CDU im Stadtrat saß und ein Brillengeschäft in der Innenstadt führt, fordert eine bessere "Empfangskultur" in Reutlingen. Damit meint er vor allem das Thema Verkehr und Infrastruktur. Denn alle sollten gut in die Stadt kommen können, wünscht sich Wittel - egal, ob sie dafür das Auto, das Rad oder den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Stattdessen werde "niemand mit offenen Armen empfangen", kritisiert er. Allerdings gibt es seiner Meinung nach auch nicht "den einen Fehler, es sind viele kleine Dinge".
Reutlingen: 16-Punkte-Plan gegen Leerstand
Immer wieder hat die Stadt Reutlingen gemeinsam mit dem Stadtrat Schritte unternommen, um die Innenstadt attraktiver zu machen. Mehr als 14 Millionen Euro hat Reutlingen seit 2006 aus der Städtebauförderung für die Innenstadt ausgegeben und vor zwei Jahren aus dem Bundesförderprogramm "Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren" 2,5 Millionen Euro bekommen. Vor wenigen Wochen hat die Stadtverwaltung einen 16-Punkte-Plan vorgestellt, mit dem sie wieder mehr Leben in die Innenstadt bringen will.
Gegen Leerstand und Abwanderung Innenstadt beleben: In Reutlingen soll ein Masterplan helfen
Umsonst Parken und kostenlos Busfahren sind einige Punkte des Masterplans, mit dem Reutlingen seine Innenstadt beleben will. OB Keck (SPD) hat es zur "absoluten Chefsache" erklärt.
Es scheint, als habe dabei jemand auch auf Wittel gehört: Der Plan beinhaltet vergünstigtes Parken in den städtischen Parkhäusern, zwei Stunden sollen sogar kostenlos sein. Außerdem soll Busfahren an Samstagen kostenfrei sein. Das müsse aber noch mit den Verkehrsbetrieben geklärt werden, heißt es. Leerstehende Geschäfte will die Stadt selbst anmieten und mit Pop-up-Stores füllen.
Zu den weiteren Ideen für mehr Besucherinnen und Besucher in der Reutlinger Innenstadt zählen kostenloses WLAN, mehr Dekoration sowie Feste und Aktionen. "Ich freue mich, dass die Stadt es ernst nimmt und etwas tut", sagt Wittel. Aber auch alle jetzt Kandidierenden bei der Kommunalwahl müssten zur Transformation bereit sein und handeln, wenn sie gewählt werden.
Gefragte Zwischennutzung: Subkultur in der Schwaben Bräu-Passage
Zurück in Stuttgart. Auch hier wird Zwischennutzung von Leerstand heiß diskutiert. Vor allem will der Gemeinderat die Weichen für das ehemalige Kaufhof-Gebäude in der Eberhardstraße stellen, das die Stadt noch vor der Signa-Pleite kaufen konnte. Für das Parkhaus daneben wurde bereits entschieden, dass das obere Stockwerk durch einen sogenannten Pocket Park vorübergehend begrünt werden soll.
Gut gelöste Zwischennutzung lässt sich derzeit in Bad Cannstatt testen: in der Schwaben Bräu-Passage zwischen Bahnhofsvorplatz und Wilhelmsplatz. Sie beherbergte früher unter anderem ein Hotel und ein Kino - als die Bahnhofstraße in Bad Cannstatt eher schick war. Nach sehr vielen Jahren Leerstand kaufte die Stadt Stuttgart die Passage schließlich 2020. Jetzt soll sie bis Ende 2025 ein Experimentierfeld sein, eine Blaupause vielleicht für andere Projekte, erklärt Maike Jakoby vom zuständigen Team bei der Wirtschaftsförderung.
Beim Thema Zwischennutzung kooperiert die Wirtschaftsförderung mit anderen Abteilungen der Stadtverwaltung. Dafür gibt es seit einiger Zeit ein Extra-Budget. Der Stuttgarter Gemeinderat stockte es im Dezember für den neuen Doppelhaushalt auf.
Inklusiver Club, Foodsharing-Küche und Atelier-Gemeinschaft
Aktuell bespielt die Kulturinitiative Prisma mit vielen unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren die Schwaben Bräu-Passage: Es gibt dort beispielsweise einen inklusiven Club, eine Atelier-Gemeinschaft und eine Foodsharing-Küche, die mit geretteten Lebensmitteln kocht. Auch die Volkshochschule ist eingezogen. Die beteiligten Vereine haben während der Corona-Zeit in vielen Stunden Arbeit selbst renoviert.
Matthias Murjahn, der mit anderen die "Commons Kitchen" in der Passage betreibt, ist voll des Lobes für die Angestellten der Stadt, die die Zwischennutzung dort ermöglichen und betreuen. "Die zentrale Frage hier ist ja: Wie kann Kommunalpolitik ermächtigend für die Stadtgesellschaft sein?", meint Murjahn, der schon seit Jahren in Stuttgart mit Foodsharing-Projekten arbeitet. Eine Stadt solle Teilhabe für alle ermöglichen, und seit Corona sei das nötiger denn je: "Wie kann denn Gemeinschaft sonst Blasen-übergreifend erlebt werden?"
Aber teilzuhaben, etwas zu kreieren, das hänge dabei auch von jedem Bürger und jeder Bürgerin selbst ab. "Es gehört dazu, dass man alternative Orte mit aufbaut", so Murjahn. Wie eine Sozialarchitektur dann verstetigt werde, sei wieder etwas anderes. Da aber günstige Orte zum Ausprobieren sonst in Stuttgart fehlten, sei diese Zwischennutzung eine richtig gute Möglichkeit - vor allem, weil die Stadtverwaltung nicht nur das Gebäude, sondern auch das Rückgrat dafür zur Verfügung gestellt habe. "Bei einer Miete von fünf Euro pro Quadratmeter wird so etwas unmöglich."
Leerstand setzt sich in ländlichen Gebieten fort
Und wie sieht es auf dem Land aus? Etwa, wenn die letzte Dorfbäckerei schließt? Elke Zängerle und ihr Mann führen seit mehr als 50 Jahren die Bäckerei Zängerle in Gottenheim (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald). Gottenheim ist ein 3.000-Einwohner-Dorf, malerisch gelegen zwischen Tuniberg und Kaiserstuhl. Wenn die beiden Ende Juni in Rente gehen, schließt ihre Bäckerei. Eine Nachfolge gibt es nicht.
Statt den beliebten, in liebevoller Handarbeit gebackenen Butterwecken gibt es für die Bewohnerinnen und Bewohner von Gottenheim fußläufig dann nur noch Backwaren aus dem Discounter kurz vor dem Ortseingang. "Es wird immer weniger", sagt eine Frau, die mit Papiertüten beladen aus der Bäckerei kommt. "Die ganze Infrastruktur nimmt ab. Früher gab es eine Tankstelle, eine Apotheke, einen Metzger. Das ist alles weg."
Das Einzelhandelssterben bedauert auch Bäckerei-Chefin Elke Zängerle. Hätte hier die Kommunalpolitik helfen können? Zängerle sieht das Problem woanders: bei den Kundinnen und Kunden. "Was sollen die Kommunalpolitiker attraktiver machen? Selbst wenn jetzt noch fünf Läden aufmachen, gehen die Leute trotzdem woanders hin, und die Geschäfte krebsen am Existenzminimum herum", sagt sie.
Das sieht Bürgermeister Christian Riesterer (parteilos) ähnlich. Gottenheim sei im Vergleich zu anderen Gemeinden noch gut versorgt. Der Discounter decke die Grundbedürfnisse der Einwohnerinnen und Einwohner ab. Natürlich sei ein Dorfladen charmanter, aber es lohne sich schlichtweg nicht für die Inhaber.
"Wir müssen uns davon verabschieden, dass jedes Dorf seinen Tante-Emma-Laden hat. In der Realität funktioniert das einfach nicht", sagt Riesterer. Der Einzelhandel habe es allgemein schwer, nicht nur in einem Dorf wie Gottenheim. Nach einer Prognose des Deutschen Handelsverbands setze sich das Ladensterben in diesem Jahr weiter fort.
Gemeinsam gegen das Ladensterben in Endingen
Die Stadt Endingen am Kaiserstuhl (Kreis Emmendingen) hat hingegen das geschafft, was sich viele Städte in ähnlicher Größe mit rund 10.000 Einwohnerinnen und Einwohnern für ihre Innenstädte wünschen: Im historischen Stadtkern stehen Kundinnen und Kunden am Mittag Schlange beim Metzger. Die Tische des Cafés auf dem Marktplatz sind voll besetzt, Touristinnen und Touristen begutachten interessiert die handgetöpferten Schalen im Schaufenster des Keramikladens.
Ingo Fuchs, der Inhaber des Modehauses Fuchs und Vorsitzende des Gewerbevereins Endingen, schwärmt von der sehr guten Situation für den Einzelhandel in Endingen. Er spricht von einem "glänzenden Angebot". Doch die Kaufkraft der Endingerinnen und Endinger allein reiche dafür auf Dauer nicht. "Da gehört das Umland dazu, das weiß jeder", so Fuchs.
Dass Menschen sogar aus der Schweiz anreisen, um in Endingen einzukaufen, liegt laut Fuchs daran, dass der Gemeinderat und die Einzelhändler vor gut 15 Jahren eine Entscheidung getroffen haben: Es sei das eindeutige Bekenntnis zur Innenstadt, das alles verändert habe. Geschäftsleuten, die sich beispielsweise von außerhalb der Kleinstadt ansiedeln wollten, wurde eine Absage erteilt. "Im Grunde sind wir ein Einkaufszentrum ohne Dach", erzählt Fuchs. "Wir haben verstanden, dass wir nach außen geschlossen auftreten müssen: als Einkaufsstadt Endingen."
Kostenloses Parken und Veranstaltungen in Endingen
Gemeinsam unternehmen der Gemeinderat und der Gewerbeverein alles dafür, Einzelhändlerinnen und Einzelhändler in der Endinger Innenstadt zu halten - zum Beispiel, indem der Gemeinderat kostenloses Parken ermöglicht. Oder indem der Gewerbeverein Verkaufsveranstaltungen plant, um Menschen in die Stadt zu locken - etwa einen Büchermarkt oder die Endinger Lichternacht, für die der Gemeinderat ein Budget zur Verfügung stellt.
Es laufe gut in Endingen, findet auch Bürgermeister Tobias Merz (CDU), aber auch hier stehe der Einzelhandel unter einem gewissen Druck. "Das liegt am Online-Handel. Und daran, dass viele Inhaber und Inhaberinnen inzwischen älter sind und teilweise Schwierigkeiten haben, eine Nachfolge zu finden." Man müsse dranbleiben, um das vielfältige Angebot in der Innenstadt noch über Jahrzehnte hinaus zu halten.
Gottenheim: Ein Markt als Dorf-Treffpunkt
Wenn in Gottenheim die Bäckerei Zängerle im Juni schließt, setzt das die lange Reihe der Geschäftsschließungen fort. Die Möglichkeiten des Gemeinderats, das zu verhindern, sind begrenzt. Bürgermeister Christian Riesterer sieht die Gefahr, dass durch das Ladensterben irgendwann auch der ganze Ort ausstirbt. Auch deshalb hat er einen Markt auf dem kleinen Platz vor dem Rathaus organisiert.
Der sei gar nicht so sehr zum Einkaufen da, sondern solle in erster Linie ein Treffpunkt sein. Denn "ohne die Bürgerinnen und Bürger geht es nicht", so Riesterer. Das heißt: Wenn auf dem Markt nicht eingekauft wird, dann kann das Angebot nicht weiter bestehen bleiben.
Hier hat Gottenheim mit Stuttgart und Reutlingen viel gemeinsam: In den Innenstädten geht es längst nicht mehr nur um das Einkaufserlebnis. Und meistens kreuzt sich das Thema Einkaufen mit Wohnen, Teilhabe und der Frage, wie eine Stadt für alle gestaltet werden kann - große Zukunftsaufgaben für Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker, die damit gleichzeitig Stadtplanerinnen und Stadtplaner werden.
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