Kriminalitätsstatistik

Zahl der Straftaten mit Messern in Baden-Württemberg nimmt weiter zu

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Michael Ströbel

Nicht erst seit dem Messermord in Illerkirchberg wird vor der Gefahr durch Stichwaffen gewarnt. Es wird kontrolliert, es wird bestraft - aber die Zahl der Angriffe steigt weiter.

Allen Verboten, Kontrollen und Strafen zum Trotz hat die Zahl der Straftaten in Baden-Württemberg mit Messern auch in den vergangenen zwölf Monaten zugenommen. Für das Jahr 2023 zeichne sich ein Anstieg der Messerangriffe sowie ein Anstieg bei der Anzahl der hierbei verletzten Personen ab, teilte das baden-württembergische Innenministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.

Das gelte auch für die Gewaltkriminalität, also für die schweren Fälle von Körperverletzung, Totschlag oder sogar Mord. Deren Zahl habe allerdings mit Blick auf die vergangenen fünf Jahre nur in geringer Weise zugelegt. Details wird der nächste Sicherheitsbericht verraten, der im kommenden März veröffentlicht werden soll.

Beispielhafte Fälle in den vergangenen Wochen

Auch bei drei Kriminal-Fällen aus den vergangenen Wochen haben Messer eine Rolle gespielt: In Schwäbisch-Gmünd etwa hat ein Mann mutmaßlich seinen Nachbarn erstochen, in Rheinstetten bedrohte ein anderer einen Kassierer im Supermarkt und in Bietigheim-Bissingen soll ein junger Mann seine Mutter erstochen haben. Das sind drei von Tausenden von Fällen, bei denen im ablaufenden Jahr Menschen mit Messern überfallen, oft auch verletzt oder getötet worden sind.

Nach den Angaben im sogenannten Sicherheitsbericht des baden-württembergischen Innenministeriums wurden im Jahr 2022 insgesamt 6.715 Fälle registriert, bei denen ein Messer eine Rolle gespielt hat - indem ein Angreifer es entweder dabeigehabt oder auch eingesetzt hat.

Hohe Aufklärungsquote bei Messerangriffen

Das Innenministerium hat bereits im vergangenen Jahr einen Anstieg von Messerdelikten verzeichnet: So gab es 2022 1.861 Fälle von schwerer Körperverletzung, Totschlag oder Mord. 2021 waren es 1.498, im Jahr 2019, also vor der Pandemie, 1.600 solcher Fälle.

Seit 2022 werden außerdem alle Fälle erfasst, bei denen Messer eine Rolle gespielt haben. Demnach wurden in 2.727 Fällen Messer bei einem Angriff genutzt. Ungeschoren kam kaum ein Täter davon, denn knapp 87 Prozent der Messerangriffe wurden laut Bericht im Jahr 2022 aufgeklärt.

Kriminalität Tatwaffe Messer – Ursachen und Folgen eines Gewaltphänomens

Die Messergewalt nimmt zu, besonders unter jungen Männern. Tödliche Angriffe von psychisch Kranken oder von Kindern wühlen die Öffentlichkeit auf. Die Politik reagiert nur zögerlich. Es fehlen Daten.

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Strobl warnt: Messer schützen nicht

Messer sind leicht und eigentlich fast überall zu bekommen - und sie können extrem gefährlich sein, weil sie verdeckt getragen und unvermittelt eingesetzt werden können. "Manch einem vermittelt ein Messer ein Gefühl von Macht oder auch vermeintlichem Schutz vor Anderen", heißt es dazu auch im Sicherheitsbericht für das vergangene Jahr.

Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) warnt allerdings: "Es ist ein völlig falscher Ansatz von Sicherheit, wenn man meint, sich mit einem Messer vor Angriffen schützen zu können." Das Gegenteil sei der Fall: "Nicht selten verschärfen sich dadurch Konflikte unnötig, oftmals mit verheerenden Folgen."

Waffenverbotszonen in Stuttgart und Mannheim sollen helfen

Eine Möglichkeit für Kommunen und Polizei im Kampf gegen Messer-Verbrechen sieht der Innenminister in den neuen Verbotszonen, in denen weder Messer noch andere Waffen getragen werden dürfen. Seit Oktober 2022 können diese Gebiete in den Städte eingerichtet werden.

Stuttgart hat seit Anfang Februar die erste Waffenverbotszone ihrer Art. In den Wochenendnächten sowie vor Feiertagen dürfen zwischen 20 und 6 Uhr keine Messer innerhalb des Cityrings sowie im Stadtgarten beim Uni-Campus Stadtmitte mitgeführt werden.

Verboten sind Messer mit einer Klinge, die länger als vier Zentimeter ist. Wer ein nicht erlaubtes Messer in der Verbotszone in Stuttgart bei sich hat, der begeht eine Ordnungswidrigkeit - die Geldbuße liegt bei mindestens 200 Euro. Wird die neue Regel mehrfach nicht beachtet, können bis zu 10.000 Euro fällig werden. Die Waffenverbotszone in der Landeshauptstadt endet zum 3. Februar 2025.

Erhöhte Straßenkriminalität in Mannheim

In der Mannheimer Innenstadt gilt seit einigen Wochen ebenfalls ein Waffenverbot. Am Wochenende und vor Feiertagen dürfen keine größeren Messer und andere Waffen mitgeführt werden in einer Zone vom Alten Messplatz über einen Teil der Innenstadt bis zum Mannheimer Hauptbahnhof.

Die Stadt reagiert damit auf die Zunahme von Straßenkriminalität. Von 2021 auf 2022 waren die Fälle mit Messerangriffen laut polizeilicher Kriminalstatistik in Mannheim gestiegen. Diese Entwicklung hatte sich laut Polizei vor allem im Sommer 2023 massiv verstärkt.

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