Nach dem Tod des US-amerikanischen Schriftstellers

Denis Scheck zu Paul Auster: Der Tod spielt eine große Rolle in seinem Werk

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INTERVIEW
Philine Sauvageot
Denis Scheck

Der US-amerikanische Autor Paul Auster ist am 30. April in New York verstorben. Denis Scheck erklärt im Gespräch mit SWR Kultur, warum der Schriftsteller für ihn zu den großen Literaten der Gegenwart zählt.

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Paul Auster: Einer der großen Autoren

Für den Literaturkritiker Denis Scheck war der kürzlich verstorbene Paul Auster einer der ganz großen Autoren. Auster, den Scheck auch persönlich kannte, habe es wie kaum ein anderer verstanden, über unsere Determiniertheit im Leben nachzudenken und darüber, welche Rolle der Zufall darin spiele. Genau das mache ihn zu so einem großen Autoren, meint Scheck.

„Am Ende ereilt seine Figuren ja oft eine zufällige, fantastische Wendung, mit der Paul Auster dann über Kunst und Kultur, über das Leben und den Tod philosophieren konnte,“ weiß Denis Scheck über Austers literarisches Werk.

Der Tod spielt eine große Rolle in Austers Werk

Dabei habe Auster Scheck selbst die Geschichte von seinem lebensverändernden Nahtoderlebnis erzählt, nämlich „dass er mit 14 in einem Sommercamp war, wie das viele amerikanische Jungen machen, zusammen mit 20 anderen Gleichaltrigen und einigen Betreuerinnen. Die unternahmen eine Wanderung und kamen dabei in ein sehr schweres Gewitter. Und tatsächlich starb der Junge, der wirklich nur einen halben Meter neben ihm stand, in diesem Gewitter durch einen Blitzschlag.“ Das sei der Moment gewesen, in dem sich Austers Weltaunschauung verändert hätte.

Denis Scheck: „Er sagte, wirklich, sein ganzes Werk könne sich aus diesem Nachmittag im Gewitter ableiten lassen. Die Rolle des Todes spielt ja eine eigentümliche, große Rolle in seinem Werk.“

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