„Wir alle stammen aus Afrika, und daher ist dies ein Buch für uns alle.“ – Mit diesem Satz beginnt „Eine afrikanische Geschichte Afrikas“, ein Buch von Zeinab Badawi. „Afrikanische Diaspora“ nennt sie uns Nachkommen der allerersten Menschen deshalb mit einem Augenzwinkern. Sie selbst wurde im Sudan geboren, lebt seit ihrer Kindheit aber in Großbritannien, wo sie für die BBC arbeitet. Vor vier Jahren drehte sie eine 20-teilige Fernseh-Serie zur Geschichte Afrikas. Man findet die Serie noch online.
Daraus wurde schließlich auch ein umfangreiches Buch von 500 Seiten, das vor allem Schlaglichter wirft: auf die Knochenfunde der allerersten Menschen, auf das alte Ägypten, auf den Einfluss von Christentum und Islam in Afrika, auf mittelalterliche Königreiche, Sklavenhandel und Kolonialismus und den Kampf der Südafrikaner gegen die Apartheid.
Eine akademische Edelfeder ist Badawi sicherlich nicht, trotzdem ist ihr Buch historisch bestens informiert und mit journalistischer Recherche prall gefüllt. Denn Badawi hat über Afrika nicht nur gelesen, sondern hat es auch erlebt. Von ihren ausgedehnten Reisen, Recherchen und Interviews zeugt dieses Buch, das ein Talent sowohl für die großen Zusammenhänge wie fürs praktisch Lebensweltliche hat.
Aber: Ist das Buch wirklich eine „afrikanische Geschichte Afrikas“, wie der Titel behauptet? Teils teils! Trotz ihrer sudanesischen Abstammung wirkt die in England aufgewachsene Fernsehjournalistin in ihren Filmen und auch im Schreiben sehr britisch. Ihre Gesprächspartnerinnen sind größtenteils HistorikerInnen vom Kontinent, so dass wir von ihnen lernen und uns in ihre Perspektiven eindenken können.
Mehr afrikanische Literatur
Buchkritik Nathacha Appanah - Das grüne Auge
Die Schriftsteller Nathacha Appanah erzählt in ihrem Roman "Das grüne Auge" vom Schicksal minderjähriger Flüchtlinge auf der Insel Mayotte, die zwischen Mosambik und Madagaskar liegt und damit eine Außengrenze der EU in Afrika bildet. In ihrem so ergreifenden wie poetischen Roman gibt sie den Kindern auf der Insel eine Stimme.
Rezernsion von Claudia Kramatschek.
Aus dem Französischen von Yla M. von Dach
Lenos Verlag 2021, 214Seiten, 20 Euro
ISBN 978-3-039-25012-7
Buchkritik Mia Couto - Asche und Sand
In seinem neuen Roman erzählt Mia Couto von einer Liebesgeschichte im Mozambik der 1890er Jahre. "Asche und Sand" ist nach "Imani" der zweite Teil einer eindrucksvollen Romantrilogie über die Geschichte seines Heimatlandes. Darin stellt Couto das gesamte Elend dar, das die portugiesische Kolonisation für Mosambik bedeutete.
Rezension von Eva Karnofsky.
Aus dem Portugiesischen von Karin von Schweder-Schreiner
Unionsverlag, 538 Seiten, 26 Euro
ISBN 978-3-293-00569-3
Buchkritik Edem Awumey - Die schmutzigen Füße
Bei der Flucht aus Afrika wurde Askia von seinem Vater Sidi getrennt. Viele Jahre später findet er in Paris endlich eine Spur von ihm. Mit „Die schmutzigen Füße“ hat der aus Togo stammende Edem Awumey einen ergreifenden Roman über das Drama von Flucht und Exil geschrieben.
Rezension von Eva Karnofsky.
Aus dem Französischen von Stefan Weidle
Weidle Verlag, 160 Seiten, 20 Euro
ISBN 978-3-949-44101-1