Go Mani ist ein bisschen lahmarschig. Das zumindest sagt ihre Mutter, und damit hat sie recht. Als Kind hatte Go Mani einmal eine richtig leidenschaftliche Phase, in der sie Kunstturnerin werden wollte. Ihr Vorbild war damals die rumänische Weltklasse-Turnerin Nadia Comăneci. Doch aus Go Manis Karriere wurde nichts. Später bringt sie für nichts mehr ähnlich viel Energie auf. Heute ist sie 36 und wohnt noch bei ihren Eltern in einem ärmlichen Außenbezirk von Seoul.
Go Mani ist die Hauptfigur in Cho Nam-Joos neuem Roman „Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah“. Mit ihrem ersten Roman „Kim Jiyoung, geboren 1982“ hatte Cho international Erfolg. In ihren Geschichten geht es stets um prekäre Lebensverhältnisse. Im Zentrum stehen bei ihr Frauen, die Mühe haben, im Leben zurecht zu kommen.
Die Kritikerin Isabella Arcucci hat den Roman „Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah“ mit Interesse gelesen. Allerdings begegnen ihr in den letzten Jahren allzu viele passive Frauenfiguren in neuer ostasiatischer Literatur, auch etwa bei Sayaka Murata und Mieko Kawakami.
Es sind Frauen, die unverheiratet sind, isoliert leben und meist einer stumpfsinnigen Arbeit nachgehen. Im Gespräch mit SWR Kultur-Literaturredakteurin Katharina Borchardt wünscht sich Arcucci eine stärkere charakterliche Ausdifferenzierung der Figuren von Seiten der AutorInnen und mehr Lust an der literarischen Variation von Seiten der deutschen Verlage.
Mehr Literatur aus Korea
lesenswert Quartett lesenswert Quartett Bora Chung: Der Fluch des Hasen
Insa Wilke bringt "Der Fluch des Hasen" in die Runde mit.
Gespräch Han Kang - Weiß
Im 2020 erschienenen Buch der Erfolgsautorin und seit Oktober 2024 Literaturnobelpreisträgerin Han Kang ist alles „Weiß“. Die reine Farbe Weiß ist in Korea die Farbe der Trauer. In zahlreichen sehr persönlichen Episoden denkt Han Kang über ihre älteste Schwester nach, die bereits als Baby starb.
Buchkritik Young-ha Kim - Aufzeichnungen eines Serienmörders
In jungen Jahren war er ein Serienmörder. Jetzt aber hat Byongsu Kim Alzheimer, und sein Kurzzeitgedächtnis lässt ihn langsam im Stich. Um seine Gedanken zu ordnen, macht er sich Aufzeichnungen. Aber kann man dem alten Mann und seinen Notizen wirklich glauben? Ein außergewöhnlicher Thriller aus Korea.In jungen Jahren war er ein Serienmörder. Jetzt aber hat Byongsu Kim Alzheimer, und sein Kurzzeitgedächtnis lässt ihn langsam im Stich. Um seine Gedanken zu ordnen, macht er sich Aufzeichnungen. Aber kann man dem alten Mann und seinen Notizen wirklich glauben? Ein außergewöhnlicher Thriller aus Korea. Rezension von Katharina Borchardt. Aus dem Koreanischen von Inwon Park. Cass-Verlag ISBN 978-3-944751-22-1 152 Seiten 20 Euro