Große Landesausstellung

Liebe, Latein und Leben im Kloster – Ein Podcast zur Ausstellung „1300 Jahre Reichenau“

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Barbara Paul
ONLINEFASSUNG
Dominic Konrad

Warum wurden Klöster oft auf Inseln gegründet? Wie gut sprachen Mönche Latein? Solchen Fragen geht Marvin Gedigk in seinem Geschichtspodcast „Mönchsgeflüster“ nach, der im Vorfeld zur Großen Landesausstellung „1300 Jahre Klosterinsel Reichenau“ entsteht. Die Schau wird am 20. April im Archäologischen Landesmuseum Konstanz und auf der Reichenau eröffnet.

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25-minütige Gespräche zum Mönchsleben auf der Reichenau

Mit dem Geläut des Reichenauer Münsters beginnt jede Podcast-Folge: Gespräche mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, jeweils rund 25 Minuten lang. Etwa mit der Forensikerin Christine Lehn zur Frage, was die Mönche des Klosters Reichenau im 8. Jahrhundert aßen.

Lehn hat Skelette dort bestatteter Mönche untersucht: Man müsse annehmen, dass Schweine die Hauptnahrung der Mönche gewesen seien, Fisch weniger.

Das überrascht bei einem Kloster umgeben von Wasser. Bis zu acht Stunden lang haben die Mönche dort täglich gesungen und dabei den gregorianischen Choral maßgeblich entwickelt, wie der Musikhistoriker Stefan Morent schildert, denn im „8. und 9. Jahrhundert waren die Reichenau und St. Gallen die Wiege der europäischen Musikkultur.“

Konstanz

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Die Klosterinsel Reichenau begeht in diesem Jahr ihr 1.300-jähriges Jubiläum. Ergänzend zu den historischen Orten auf der Reichenau wird in Konstanz eine Landesausstellung gezeigt.

Kirchenmusik, Klosterküche und Sex unter Mönchen

Der Podcaster Marvin Gedigk moderiert die Gespräche und spricht dabei auch über außergewöhnliche Themen des Klosterlebens. Seine persönliche Lieblingsfolge sei die mit Mittelalterforscher Albrecht Diem von der Syracuse University New York, verrät der Podcast-Host: „Er hat anhand von frühmittelalterlichen Texten herausgefunden, dass es im Kloster des 9. Jahrhunderts durchaus die Diskussion um gleichgeschlechtliche Liebe gab.“

Gedigk ist Teil des Kuratoren-Teams des Badischen Landesmuseums Karlsruhe, das gerade die Große Landesausstellung „1300 Jahre Klosterinsel Reichenau“ erarbeitet. Er ist der Mann fürs Digitale, verantwortet dabei die 3D-Rekonstruktionen der mittelalterlichen Kirchenbauten und ist zuständig für die Inselerlebnis-App zur Ausstellung und eben für den Geschichtspodcast.

Reichenau - „Mönchsgeflüster“, ein Geschichtspodcast im Vorfeld der Landesausstellung „1300 Jahre Reichenau“
Marvin Gedigk ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projektteam zur Großen Landesausstellung „Welterbe des Mittelalters – 1300 Jahre Klosterinsel Reichenau“. Im Rahmen der Ausstellung ist auch die Idee zum Reichenau-Podcast entstanden.

Eine große Community Geschichtsinteressierter

Seit vier Jahren betreibt Gedigk privat den Geschichtspodcast „Epochentrotter“. Daraus entstand auch die Idee für „Mönchsgeflüster“.

„Also ich war mit dem Medium schon ganz gut vertraut“, erzählt der Host, „und wusste, dass es da eine große Community Geschichtsinteressierter gibt. Allerdings ist Mittelalter gar nicht so stark vertreten, wie man jetzt erwarten würde.“

Wie baut man ein Kloster? Führten Klöster Kriege? Wie gut sprachen Mönche Latein? Die Klickzahlen zu dem Geschichtspodcast sind bisher „im guten vierstelligen Bereich“, so Gedigk, das sei OK.

SWR4 zu Gast auf der Reichenau:

Bereits vorab kann man sich mit dem Podcast auf die Ausstellung einstimmen

„Man sollte sich schon anschauen, wie das Produkt ankommt. Ich muss aber zugeben, dass ich mich aus Eigenschutz ein bisschen zurückhalte“, erzählt Gedigk. „Das kann einen auch ganz schön kirre machen, wie viele Likes das jetzt hat und wie viele Klickzahlen.“

Bewusst steht der Podcast schon im Vorfeld der großen Landesausstellung online. Man hofft natürlich, dass sich möglichst viele der Hörerinnen und Hörer zu den Ausstellungsorten nach Konstanz und auf die Reichenau aufmachen.

Reichenau - „Mönchsgeflüster“, ein Geschichtspodcast im Vorfeld der Landesausstellung „1300 Jahre Reichenau“
Marvin Gedigk, wissenschaftlicher Mitarbeiter, und Prof. Dr. Eckart Köhne, Direktor des Badischen Landesmuseums, mit einem byzantinischem Vortragskreuz (2. Hälfte 6.Jh.- frühes 7.Jh.) und einer Öllampe (5.-7. Jh.).

Für den Direktor des Badischen Landesmuseums, Eckart Köhne, steht der Podcast aber auch unabhängig davon: „Wir sind als Institution aber da, um Bildung zu vermitteln. Und uns ist ein Hörer des Podcast total lieb und wert und wir zählen ich als einen digitalen Besucher mit. Und  wenn dann ein Teil davon noch in die Ausstellung kommt und sich die Kirchen anschaut“, so Köhne „dann sind wir besonders glücklich.“

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