Georg Forster war ein berühmter Naturforscher, Ethnologe und Reiseschriftsteller. Im 18. Jahrhundert segelte er mit seinem Vater auf dem Schiff von Kapitän James Cook um die Welt. Dabei erforschte er die Pflanzenwelt und die Völker Polynesiens. Doch seine Sicht als weißer Europäer auf die "Neuen Welten" muss heute kritisch bewertet werden, sagen Ethnologen. Darum geht es in der Ausstellung „Tiny unpredictable material objects“ an der Universität Mainz.
Georg Forster hatte vorurteilsfreien Blick auf unbekannte Pflanzen
Die Ethnologin Anna-Maria Brandstetter hat die aus Göttingen stammende Ausstellung zusammen mit einem Team in Mainz kuratiert. Sie schätzt Georg Forster für sein wissenschaftliches Interesse an den für ihn fremden Welten. Das Besondere sei, dass Georg Forster ohne Vorurteile auf das Wissen von einheimischen Expert*innen eingegangen sei.
Forschungsreisen begünstigten Kolonialismus und Ausbeutung
Die Ausstellung wirft auch einen kritischen Blick auf die europäische Kolonialgeschichte und die Ausbeutung des Globalen Südens. Ohne die Expeditionen von Forschungsreisenden und die Entdeckung der außereuropäischen Welt wäre der Kolonialismus nicht möglich gewesen. „Die Ausstellung ermöglicht auch einen Blick in die Zukunft, wenn Menschen sich anders begegnen, ohne in kolonialen Strukturen von Unterwerfung und Aneignung zu denken“, so Brandstetter.
Mehr zur Kolonialgeschichte in SWR Kultur
Handel Tee in der Weltgeschichte (1/2) – Von der Seidenstraße bis zur Boston Tea Party
Tee gehört zu den Stoffen, die die Welt geprägt haben. Der Handel mit Tee verband Asien und Europa. Der Streit um Tee wiederum beschleunigte die Gründung der USA.
2.7.1960 "Afrikanisches Jahr" 1960: Kolonien werden zu unabhängigen Staaten
2.7.1960 | 1960 war das "Afrikanische Jahr". Fast 20 ehemalige Kolonien in Afrika werden zu unabhängigen Staaten, darunter Mali, die Republik Kongo, Nigeria und Madagaskar. Am 1.7.1960 auch Somalia, das aus gleich zwei Kolonien hervorging: Italienisch-Somaliland und Britisch-Somaliland. In diesem Jahr entstand im Südwestfunk eine Sendereihe mit dem Titel "Tribüne der jungen Völker", die sechs Jahre lang über die Situation in den ehemaligen Kolonien berichtete. Diese Folge vom 2. Juli 1960 macht deutlich, wie damals über die Entkolonialisierung berichtet wurde.