Eine spannende Zusammenstellung

Die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2024: Verspielt, wild, politisch

Stand
Autor/in
Christoph Schröder

Die Jury des Deutschen Buchpreises bleibt sich treu und setzt auf Überraschungen, eine durchaus spannende Zusammenstellung – die die Versäumnisse bei der Auswahl der Longlist nicht wettmacht.

Hochgehandelte Namen wie Bossong oder Sanyal fehlen

Mit Maren Kames verspielter „Hasenprosa“ dürften nur wenige gerechnet haben, ebenso wenig mit Markus Thielemanns intelligenter Anti-Idylle „Von Norden rollt ein Donner“; dafür fehlen hoch gehandelte Autorinnen wie Nora Bossong, Mithu Sanyal oder Zora del Buono.

Dass Clemens Meyer mit seinem wilden 1000-Seiten-Werk „Die Projektoren“ auf der Liste stehen würde, war ebenso zu erwarten wie Martina Hefters hoch gelobter und bereits jetzt mehrfach ausgezeichneter Roman „Hey, guten Morgen, wie geht es dir?“.

„Für die Shortlist des deutschen Buchpreises 2024 haben wir Romane ausgewählt, die auf neue Weise Licht und Dunkel unserer jüngeren Geschichte erkunden, die auch erzählerisch Grenzen überwinden und dabei große literarische Abenteuer sind.“

Ein dezidiert politischer Akzent

Mit Iris Wolffs „Lichtungen“ steht ein Buchhändler-Lieblingstitel des Jahres 2024 auf der Shortlist; dafür wurde die Bestseller-Autorin Daniela Krien nicht berücksichtigt.

Ronya Othmanns Buch „Vierundsiebzig“, das den vom IS verübten Genozid an der êzîdischen Bevölkerung thematisiert, setzt einen dezidiert politischen Akzent. Eine durchaus spannende Zusammenstellung – die die Versäumnisse bei der Auswahl der Longlist nicht wettmacht. Das allerdings ließe sich jedes Jahr aufs Neue sagen.

Die Jury 2024: Mit Mitgliedern der SWR Bestenliste-Jury

Die Jurymitglieder entscheiden, wer den Deutschen Buchpreis 2024 erhält. Die Akademie Deutscher Buchpreis wählt die Jury jährlich neu. Eine mehrmalige Jurymitgliedschaft ist möglich. In diesem Jahr sind auch die Mitglieder der SWR Bestenliste, Gerrit Bartels und Klaus Nüchtern, Jurymitglieder des Deutschen Buchpreises.

„Echtzeitalter“: 2023 Roman des Jahres

Mit dem Deutschen Buchpreis zeichnet die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels jährlich zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse den deutschsprachigen „Roman des Jahres" aus. 

Der Preis ist mit insgesamt 37.500 Euro dotiert: Der oder die Preisträger*in erhält 25.000 Euro, die übrigen fünf Autor*innen der Shortlist erhalten jeweils 2.500 Euro.

Im vergangenen Jahr ging der Deutsche Buchpreis an Tonio Schachinger für den Roman „Echtzeitalter“.

Die Longlist des Deutschen Buchpreises 2024 Wenig Überraschung bei den Verlagen, dafür bei den nominierten Titeln

Zum 20-jährigen Jubiläum des Deutschen Buchpreises wählte die Jury diese Romane auf die Longlist. Unter den Nominierten sind bekannte Namen wie Nora Bossong und Michael Köhlmeier.

Auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2024:

Platz 1 (74 Punkte) Clemens Meyer: Die Projektoren

Auf mehr als 1000 Seiten ein wilder Ritt durch die Geschichte und durch Geschichten. Es kommen vor: Das Velebit-Gebirge, in dem die „Winnetou“-Filme gedreht wurden, ein Partisanenkämpfer und ein verschwundener Psychiatrie-Patient.

Buchkritik Martina Hefter – Hey guten Morgen, wie geht es dir?

Tagsüber hilft die Tänzerin Juno ihrem schwerkranken Partner, in den Nächten chattet sie mit einem Love-Scammer aus Nigeria. Martina Hefter erzählt eine Dreiecksgeschichte ganz neuer Art, in der es nicht nur viel um Tanz geht, sondern die bei aller existentiellen Schwere selbst ein leichtfüßiger Tanz mit vielen Themen und Motiven ist.
Rezension von Wolfgang Schneider

SWR Kultur am Abend SWR Kultur

Martina Hefter – Hey guten Morgen, wie geht es dir? Lesetipp von Schriftstellerin Anne Weber

Die Buchautorin Anne Weber empfiehlt „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“, den neuen Roman von Martina Hefter. Ein Titel so locker wie ein Chatbeginn.

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Lesung und Diskussion Ronya Othmann: Vierundsiebzig

Im August 2014 beginnt die Terrormiliz Islamischer Staat den Völkermord an den Eziden in der Region Shingal. Ronya Othmann reist in die Region, trifft Augenzeugen. Und versucht zugleich, eine Sprache für das Unaussprechliche zu finden.

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