Innenstädte leiden laut Handelsverband weiterhin stark unter den Folgen von Pandemie, Krieg und Inflation. Ulm und Heidenheim wollen sich mit neuen Ideen gegen das Ladensterben wehren.
Leere Läden, abgeklebte Scheiben, Räumungsverkauf - für dieses Bild reicht es in Ulm einmal durch die Einkaufsstraße zu gehen. Kein Einzelfall: Laut Handelsverband müssen in diesem Jahr voraussichtlich 9.000 Geschäfte in Deutschland schließen. Dem wollen Städte wie Ulm und Heidenheim mit verschiedenen Konzepten entgegenwirken. Um einen Wandel scheint man dabei nicht herumzukommen.
Ladensterben - was Ulm dagegen tut
In einem Schuhgeschäft in der Ulmer Fußgängerzone gehen trotz 1A-Lage bald die Lichter aus. Direkt gegenüber ist die Filiale einer Modekette schon ausgezogen. Hier öffnet für acht Wochen ein Popup-Store. Um Leerstand möglichst zu vermeiden, hat die Stadt extra eine Stelle geschaffen: Seit Anfang des Jahres ist Norbert Hoffmann Laden-Aktiv-Manager in Ulm.
Der Unternehmer bringt potentielle Ladenbesitzer und Vermieter zusammen und steht jenen zur Seite, bei denen es mal nicht so läuft. Es liege nicht immer nur am Onlinehandel, wenn Läden aufgeben, so Hoffmann. Die Gründe seien vielfältig: fehlende Nachfolgeregelungen, keine Investitionen ins eigene Geschäft, aber auch Sortimente und Produkte, die heutzutage nicht mehr so stark gefragt sind.
Laden-Aktiv-Manager: "Ulm steht wirklich sehr gut da!"
Der Leerstand in Ulm sei nicht alarmierend, meint Hoffmann. Viele der jetzt freien Ladenflächen seien schon wieder vermietet. Die Nachfrage sei hoch. Für die Zukunft müsse sich die Innenstadt aber immer weiterentwickeln.
Früher sei man in die Stadt gegangen, um einzukaufen. Heute seien Innenstädte weitaus mehr: Ein Freizeit- und Aufenthaltsziel, "das Wohnzimmer der Stadt", so Hoffmann. Das klappe aber nur mit gut funktionierendem Nahverkehr, mit Sitzbänken, grünen Oasen und kulturellen Angeboten. "Wo früher Einzelhandel war, kann heute ein Gastrobetrieb, ein Kulturzentrum oder auch ein Büro in die Läden kommen."
Eine neue Stadtmitte für Heidenheim
Die Stadt Heidenheim ist, wie Ulm, im bundesweiten Förderprogramm "Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren". Mit einer Fördersumme von 900.000 Euro baut Heidenheim eine ganz neue Stadtmitte mit Blick auf das Schloss. Der Rathausvorplatz wird begrünt.
Neben Umbau ist auch immer mehr Kreativität gefragt, um kauffreudige Kundschaft in die Innenstadt zu locken. Und das funktioniere, sagt der Heidenheimer Oberbürgermeister Michael Salomo (SPD).
In der Stadt Heidenheim ist Sensorik verbaut, um Besucherströme zu messen. Bei langen Einkaufsnächten, verkaufsoffenen Sonntagen und Events in der Stadt, zeigen die Daten, dass die Aktionen sich lohnten und potentielle Kundinnen und Kunden in die Innenstädte locken, sagt der Oberbürgermeister.
Ladensterben in Baden-Württemberg: Bis zu 1.500 Geschäfte betroffen
Laut Handelsverband ziehen solche Events vor allem junge Menschen an. Ein gutes Zeichen in trüben Zeiten: Bis zu 1.500 Läden in Baden-Württemberg müssen voraussichtlich in diesem Jahr schließen. Nach Angaben des Verbandes brauchen die Städte für einen stabilen Handel noch mehr Kaufkraft als in den Jahren vor der Pandemie.
Neue Ideen gegen das Ladensterben in Ulm
Sicherlich seien Pandemie, Inflation und internationale Konflikte ein Grund für das Ladensterben, sagt Laden-Aktiv-Manager Norbert Hoffmann. "Man hat aber auch außerhalb von Ulm genügend Beispiele aus den Jahren vor Corona, vor Ukraine, vor Inflation, wo Geschäfte zugemacht haben, weil es einfach nicht mehr funktioniert hat."
Heißt konkret: Man kann laut Norbert Hoffmann nicht jeden Laden retten. Aber mit neuen Ideen und Konzepten Menschen in die Innenstadt zu locken, das ist wohl machbar.