Fußball | 2. Bundesliga

Markus Anfang und Florian Junge vor ihrer ersten Saison als FCK-Trainer

Stand
Autor/in
Sebastian Zobel
Bild von Sebastian Zobel, Redakteur im SWR Studio Kaiserslautern

Vor dem Auftakt in die Zweitliga-Saison sprechen die neuen Trainer Markus Anfang und Florian Junge im SWR Sport Podcast "Nur der FCK" über ihren Start und die Ziele auf dem Betze.

Markus Anfang und Florian Junge sind ein eingespieltes Trainerteam. Sie kennen sich seit der gemeinsamen Zeit im NLZ von Bayer Leverkusen. Dort war Junge schon 2010 bei der U19 der Werkself Co-Trainer unter Anfang. Nur die erste Profistation von Markus Anfang bei Holstein Kiel begleitete Junge nicht als sein Co-Trainer, da er erstmal den Fußballlehrer als höchstmögliche Ausbildungsstufe abschließen wollte, bevor er im Profifußball startet.

Als der FCK Ende Mai verkündete, dass Anfang und Junge künftig an der Seitenlinie der Roten Teufel stehen, waren die Reaktionen durchaus gemischt. Der Grund: Beiden Trainer hängt noch immer ihre Vergangenheit nach. In ihrer Zeit in Bremen hatten sie gefälschte Impfpässe vorgelegt, waren damit aufgeflogen und als Trainer bei Werder zurückgetreten. Im Anschluss wurden sie strafrechtlich verurteilt und vom DFB für ein Jahr gesperrt. Einigen Fans stößt das noch immer bitter auf.

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Beeindruckt von FCK und Stadion

Die meisten FCK-Fans scheinen aber inzwischen für sich entschieden zu haben, dass Anfang und Junge eine Chance verdient haben. So starteten die beiden auch mit großer Vorfreude in ihren neuen Job. Florian Junge betont zum Beispiel, wie beeindruckt er von Klub und Stadion war, als er in Kaiserslautern ankam.

Die ersten gemeinsamen Tage liefen gut und als die Roten Teufel in ihr Trainingslager in Südtirol aufbrachen, konnte niemand ahnen, dass bald ein Schicksalsschlag die FCK-Welt erschüttern sollte. Bei einem tragischen Fahrradunfall kam Zeugwart Peter "Piet" Miethe ums Leben. Über 20 Jahre hatte er beim FCK gearbeitet, war sowas wie die gute Seele des Klubs und von allen geschätzt.

Markus Anfang steht vor dem Mikrofon im SWR Studio Kaiserslautern und beantwortet die Fragen im SWR Sport Podcast "Nur der FCK".
Markus Anfang bei seinem Besuch im SWR Studio Kaiserslautern.

Tod von Zeugwart Peter Miethe hat FCK hart getroffen

Der FCK brach sein Trainingslager ab und trainierte unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Spielern und Staff wurde die benötigte Zeit gegeben, um das Geschehen zu verarbeiten, berichtet Markus Anfang: "Wir haben, glaube ich, einen guten, gemeinsamen Weg gefunden, wie wir damit umgehen. Wir haben viel darüber geredet, haben den Jungs aber auch die nötige Luft gelassen, dass sie das für sich verarbeiten können."

"Vergessen kannst du sowas nicht, weil es ein einschneidendes Erlebnis ist und weil wir auch den Menschen nicht vergessen wollen."

Man habe viel Verständnis dafür bekommen, dass in der Zeit danach nicht öffentlich trainiert wurde. Es sei für die Mannschaft wichtig gewesen, unter sich zu bleiben und Ruhe zu haben. Nach einer Trauerfeier für den verstorbenen "Piet" sind die Roten Teufel in ihren gewohnten Alltag zurückgekehrt und trainieren auch wieder öffentlich.

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Nach Schicksalsschlag muss es weitergehen

"Es ist leider so, dass es irgendwo ein Stück weitergehen muss. Der Tag (die Beerdigung von Zeugwart Peter Miethe) war nochmal für alle sehr schwer. Ich finde aber, dass die Jungs das sehr gut gemacht haben. Für uns war es auch wichtig, dass jeder mit seinen Gefühlen frei umgehen kann und dass wir keinen einschränken. Darüber haben wir gesprochen und die Jungs haben das gut verarbeitet und wir im Staff auch. Vergessen kannst du sowas nicht, weil es ein einschneidendes Erlebnis ist und weil wir auch den Menschen nicht vergessen wollen", betont Coach Anfang.

Dass der Fußball ein so schnelllebiges Geschäft ist, sieht der Trainer mit gemischten Gefühlen: "Auf der einen Seite bleibt die Zeit stehen, wenn sowas passiert. Auf der anderen Seite ist es aber auch irgendwo gut, dass es weitergeht, weil es auch ein Teil des Lebens ist. Unter diesen Umständen möchte man das natürlich nicht erleben." Es sei gut, dass jetzt mit dem Ligaauftakt Aufgaben auf das Team zukommen.

Marlon Ritter neuer FCK-Kapitän

Schon vor dem ersten Pflichtspiel der neuen Saison gab es eine große Veränderung bei den Roten Teufeln: Marlon Ritter ersetzt Jean Zimmer als FCK-Kapitän. Auch der Mannschaftsrat wurde neu zusammengestellt. Durch diese Veränderungen sei das eine oder andere nochmal neu aufgerollt worden, sagt Florian Junge. "So dass wir das Gefühl haben, dass da etwas Neues entstehen kann, sich eine neue Führungsstruktur herauskristallisiert."

Das Trainerteam hat bei der Wahl des Mannschaftsrats lediglich vorgegeben, dass ein junger Spieler und ein neuer Spieler dabei sein sollen. Der Rest wurde von den Spielern selbst bestimmt. Auch Kapitän Marlon Ritter wurde somit von den Spielern selbst gewählt.

Jean Zimmer soll weiter Verantwortung übernehmen

Jean Zimmer bleibe als erfahrener Spieler, der mit Verein und Region verbunden sei, weiterhin Ansprechpartner für das Trainerteam, so Markus Anfang. "Am Ende ist es für mich nicht entscheidend, dass einer nur die Binde trägt, sondern dass er auch Verantwortung übernimmt."

FCK will auf dem Platz das Heft in die Hand nehmen

Die FCK-Fans dürfen in der neuen Saison damit rechnen, dass ihr Team sich spielerisch anders präsentieren wird. "Wir würden schon gerne viel den Ball haben, wir würden schon gerne viel agieren und weniger reagieren. Wir wollen mutig nach vorne spielen, wir wollen auch Eins-gegen-eins-Situationen haben. Wir wollen natürlich viele Torabschlüsse haben und wollen auch, wenn möglich, so weit es geht vorm eigenen Tor verteidigen", beschreibt Markus Anfang seine Spielphilosophie.

Weitere Neuzugänge für Offensive sollen kommen

Ihren Kader halten Markus Anfang und Florian Junge schon jetzt für gut. Damit ihre Spielidee umgesetzt werden kann, soll aber noch etwas auf dem Transfermarkt passieren. "Ich glaube, dass wir im Defensivverbund grundsätzlich ganz gut aufgestellt sind. Die Frage, sie sich vielleicht für uns stellt, ist, wie können wir in der Offensive nochmal den einen oder anderen Spieler dazu nehmen, der den Unterschied machen kann", erklärt Anfang.

Man wolle jedoch keine schnellen und hektischen Entscheidungen treffen und keinen Aktionismus betreiben. Mit der sportlichen Führung um Thomas Hengen und Enis Hajri sei man in regelmäßigem Austausch.

Florian Junge bei seinem Besuch im SWR Studio Kaiserslautern
Florian Junge war schon 2010 Co-Trainer unter Markus Anfang. Damals bei der U19 von Bayer Leverkusen.

Zu hohe Erwartungen der FCK-Fans?

Immer wieder wird über das viel zitierte schwierige Umfeld auf dem Betzenberg gesprochen. Gerade erst hat sich Ex-Trainer Friedhelm Funkel im Kicker dazu geäußert und kritisiert, dass beim FCK zu viele Außenstehende versuchen würden, mitzureden.

Und auch die Fans sorgen für einen gewissen Druck. Viele träumen nach wie vor vom Wiederaufstieg in die Bundesliga. Wenn die Roten Teufel mal einen Lauf haben und mehrere Spiele gewinnen - in der Vorbereitung konnte das Team alle seine Spiele gewinnen - entsteht daraus eine ganz eigene Dynamik. Die kann die Spieler sowohl pushen, als auch unter Druck setzen.

Co-Trainer Florian Junge sagt dazu, dass es auf der einen Seite schön sei, dass es bei Tradiitonsvereinen viele Emotionen und auch eine hohe Erwartungshaltung gebe, aber: "davon müssen wir uns im Trainerteam und auch die Mannschaft versuchen zu lösen. Wir können am Ende des Tages nur die nächste Leistung auf dem Platz beeinflussen."

FCK-Saisonziel: Alles für den Erfolg tun

Unmittelbar vor dem Start in der Liga mit einem Auswärtsspiel bei Aufsteiger Ulm, bleibt natürlich die Frage nach dem Saisonziel nicht aus. Auf eine konkrete Platzierung will sich Coach Anfang nicht festlegen. Er hat das große Ganze im Blick: "Wir wollen darüber sprechen, was wir gewinnen können. Wir bereiten uns Woche für Woche vor, um rauszugehen und zu gewinnen. Wenn wir das schaffen und das transportieren können, dann wird auch der Fan dafür sensibel sein und auch anerkennen, wenn vielleicht das Ergebnis an dem Spieltag nicht geklappt hat, aber wir alles dafür getan haben, um das Spiel zu gewinnen."

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