Ausstellung

Faszinierende Farben - Werke von Rudolf Levy in Kaiserslautern

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AUTOR/IN
Sandra Biegger
Sandra Biegger, Team SWR Kultur
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Gabriele Heuer

Die weltbekannten Uffizien in Florenz und die Pfalzgalerie Kaiserslautern arbeiten zusammen bei zwei Ausstellungen über den deutsch-jüdischen Expressionisten Rudolf Levy. Die Uffizien widmeten sich seinen Jahren im Exil in Florenz. Die Pfalzgalerie zeigt jetzt mit „Rudolf Levy - Magier der Farbe" eine sehr sehenswerte erste Retrospektive des expressionistischen Malers Rudolf Levy, der unter anderem Schüler von Henry Matisse war.

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Ein Mann in Bedrängnis - das wohl letzte Selbstporträt von Rudolf Levy

Einer der schönsten Ausstellungsräume der Pfalzgalerie Kaiserslautern befindet sich im zweiten Stock des Museums. Er ist nicht besonders groß, hat Oberlichter und erinnert an eine Kapelle. An der zentralen Wand hängt asymmetrisch nur ein einziges Gemälde. Das wohl letzte Selbstporträt von Rudolf Levy. Es zeigt einen Mann mittleren Alters in Hemd und Jackett, eine seiner Gesichtshälften liegt im Schatten. Man spürt, dass der Porträtierte in Bedrängnis ist.

Der Expressionist Levy hat dieses Bild von sich 1943 im italienischen Exil gemalt, wenige Monate vor seiner Deportation ins Vernichtungslager Ausschwitz. Steffen Egle, Leiter der Pfalzgalerie, hat das Gemälde von Anfang an in seinen Bann gezogen: „Es ist einfach eine Verdichtung von Emotionen, von Desorientierung. Es hat aber auch etwas Seherisches, Prophetisches, es hat aber auch etwas Distanziertes. Man sieht diese Physiognomie fast maskenhaft“ 

Porträts, Landschaftsbilder und Stilleben von enormer Farbigkeit

Porträtierte, die den Blick abwenden, sind so etwas wie ein Markenzeichen von Rudolf Levy. Egal ob die Gemälde seine lesende Frau Genia zeigen, den befreundeten Maler Hans Purrmann oder einen jungen Knaben. Dadurch wirken die Dargestellten immer distanziert und wie „ganz bei sich“ – die Porträts bekommen etwas sehr Intimes. Wie auch Levys Landschaftsbilder und Stillleben sind sie von enormer Farbigkeit.

„Diese Meisterhaftigkeit zeigt sich früh, sie ist auch natürlich Levys Einflüssen geschuldet“, sagt Steffen Egle. „Cézanne war ein Meister, aber noch mehr Matisse, der die Farbe zu ihrem Eigenwert gebracht hat – und in dieser Tradition arbeitet Levy fort.“

Rudolf Levy - Magier der Farbe
Torero, 1934/36

Stilleben als künstlerische Form des Exils

Rudolf Levy wird 1875 in Stettin geboren. Anfang des 20. Jahrhunderts sieht es so aus, als stünden ihm viele Türen offen. Er studiert Kunst in Karlsruhe und München, geht nach Paris. Dort lernte er Henri Matisse kennen, wird sein Freund und Schüler. Ab 1928 ist er Vorstand- und Jurymitglied in der Berliner Secession.

Die radikale Kultur- und Rassenpolitik der Nazis zwingen Rudolf Levy jedoch bereits 1933 in die Emigration. Er zieht durch halb Europa, lebt zeitweise in den USA. 1940 lässt er sich in Florenz nieder. Als die Nazis 1943 die Stadt besetzen, kann er sich auch dort nicht mehr frei bewegen. Er arbeitet jedoch weiter – unter anderem an einem Atelierstillleben in knallbunten Farben.

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„Das Stillleben ist nicht zufällig gewählt“, sagt Steffen Egle. „Künstlerinnen und Künstler durften draußen nicht mehr malen, es gab Malverbote in der Öffentlichkeit. Und insofern ist es auch die künstlerische Form des Exils, dass Levy hier ein Stillleben malt.“ 

Die Ausstellungsmacher in Kaiserslautern und Florenz unterstützen sich gegenseitig

Anders als die Levy-Ausstellung in den Uffizien zu Beginn des Jahres konzentriert sich die Kaiserlauterer Schau nicht ausschließlich auf das Exil. Chronologisch wird der künstlerische Werdegang des Expressionisten nachgezeichnet und dabei auch der Lebemann und Bohème Rudolf Levy gezeigt, der unter anderem den bekannten Künstlerkreis im Pariser Café du Dôme mitgegründet hat. 

Die Macher beider Ausstellungen haben sich mit gegenseitig mit Leihgaben, aber auch Rechercheergebnissen unterstützt. Pfalzgalerie-Chef Steffen Egle spricht von einer äußerst konstruktiven Zusammenarbeit.

Der Magie von Levys Farben kann man sich kaum entziehen

Uffizien und Pfalzgalerie wollen einem begnadeten Künstler zu seinem Recht verhelfen, dessen vielversprechende Karriere die Nazis jäh beendeten – und der mit 69 Jahren im Vernichtungslager Ausschwitz ermordet wurde. Auch vor dem Hintergrund des derzeit wieder zunehmenden Antisemitismus lohnt sich ein Besuch der Ausstellung. Und der Magie von Levys Farben kann man sich ohnehin kaum entziehen. 

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