Bettina Göring: Wie es sich anfühlt, mit einem Massenmörder verwandt zu sein

Stand
AUTOR/IN
Katja Heijnen
Katja Heijnen (Foto: SWR, SWR1 -)

Wie ist es, mit dem Nachnamen "Göring" aufzuwachsen und Großnichte eines der schlimmsten Kriegsverbrecher zu sein? Und zuhause Geschichten vom "guten Onkel" zu hören? Bettina Göring floh vor ihrer Familie nach Indien und die USA – bis sie erkannte, dass sie sich der Vergangenheit ihrer Familie stellen muss.

Audio herunterladen (43,4 MB | MP3)

Kümmerer oder Psychopath? "Der gute Onkel"

Als Kind wurde Bettina Göring vermittelt, dass ihr Großonkel Hermann Göring "Der gute Onkel" war, derjenige, der sich um die Familie und ihren Vater gekümmert und rausgeboxt hat, falls nötig. Sie glaubt der Großmutter, dass "Onkel Hermann" nichts mit den Konzentrations- und Vernichtungslagern zu tun gehabt hätte.

Das Bild des Psychopathen mit dem des guten Onkels zusammenzubringen, dafür habe ich mein ganzes Leben und einige Psycho-Workshops gebraucht.

"Mein verdammtes deutsches Erbe": Konfrontation half zu verarbeiten

Was Bettina Göring half, war die Begegnung mit Juden, eine gemeinsame Dokumentation mit einer Tochter von Holocaustüberlebenden und eigene Recherchen. Heute fühlt sich Bettina Göring mit ihrer Familie versöhnt – nicht aber mit ihrem Großonkel, der in der Zeit des Nationalsozialismus für hunderttausendfachen Mord verantwortlich war.

Von Wiesbaden nach Poona

Bettina Göring wurde 1956 in Wiesbaden geboren. Schon zu Schulzeiten engagierte sie sich in der linken Bewegung. Mit 13 flüchtete sie aus dem elterlichen Haus und schloss sich der Hippiebewegung an. In den 70er Jahren lebte sie in einer Kommune und ging später als Bhagwan-Anhängerin nach Poona in Indien. 1983 zog sie in die USA, heute lebt sie in Thailand. Bettina Göring ist ausgebildete Heilpraktikerin und Doktorin der Orientalischen Medizin.