Igor Levit äußert sich mal kurz und knapp auf der Social Media Plattform X [ehemals Twitter] oder ausführlicher als Gast in TV-Talkshows. Nach dem Anschlag der Hamas auf Israel im vergangenen Oktober hatte er das Grundvertrauen in die deutsche Gesellschaft verloren. Der Hass auf Juden sei nicht nur eine Bedrohung für ihn selbst, sondern für die Existenzgrundlage dieser Bundesrepublik, so Levit. Und er vermisse eine klare Positionierung seiner Künstlerbranche.
Solidaritätskonzert: Gegen das Schweigen. Gegen Antisemitismus.
Ende 2023 stellte Igor Levit das Solidaritätskonzert "Gegen das Schweigen. Gegen Antisemitismus" auf die Beine. Dabei vereinte er Menschen aus den verschiedensten Bereichen: Unter anderem Die Toten Hosen, Publizist Michel Friedman oder Klimaaktivisten Luisa Neubauer. Eigentlich ein typischer Abend für Igor Levit. Einer seiner Leitsätze im Leben lautet "Passivität ist keine Option".
Sprach- und Fassungslosigkeit nach dem Angriff der Hamas auf Israel
Igor Levit war der erste internationale Künstler, der nach dem Angriff der Hamas nach Israel geflogen ist. "Ich wollte da sein, habe einen Flug und ein Hotel gebucht, ich hatte keinen Plan", erinnert er sich. Vor Ort hat er in Krankenhäusern für Verwundete gespielt, für Angehörige von Entführten, "für Menschen in Altersheimen, die den Holocaust überlebt haben und auf den letzten Metern ihres Lebens nochmals das überleben mussten – es erfüllt mich beinahe mit Scham, diesen Menschen überhaupt in die Augen zu schauen".
Was kann Musik für die Menschen bedeuten?
Mit seiner Musik erreicht Igor Levit auch eine ganze andere Generation - die von Nicht-Klassik-Hörern, wenn er zum Beispiel den SWR1 Hitparaden Top-Hit "Nothing Else Matters" von Metallica spielt.
Seine Social Media Posts bringen ihn auch in Lebensgefahr
"Neben Brahms lieb’ ich auch Süßkartoffeln" oder "Rosenkohl gehört ins Grundgesetz" - knappe, überraschende Social Media Statements eines der wichtigsten klassischen Pianisten unserer Zeit. Igor Levit weiß, wie er mit Social Media umgeht, gut 300.000 Menschen folgen ihm.
Die sozialen Medien machten ihm einfach Spaß, sagt er, obwohl er Twitter [heute X] anfangs gar nicht so ganz verstanden habe.
In manchen Fällen würden seine Posts in den sozialen Medien auch ganz konkret sein Leben gefährden - aber auch Todesdrohungen findet er zwar erschreckend, sie schrecken ihn aber nicht ab: "Diese Gesellschaft gibt mir ja Möglichkeiten, mich zu wehren".
Auf die Bühne nimmt er die Wut auf solche Angriffe übrigens mit: "Ich geh' doch nicht auf die Bühne und wünsche mir einen Auszeit, sondern verarbeite das, was in mir ist". Falsch wäre nur, sagt er ganz deutlich, per Gesetz das alles vermeid- und verbietbar zu machen.