Der deutsch-amerikanische Politikwissenschaftler Yascha Mounk wurde als Sohn polnischer Eltern in München geboren – wuchs unter anderem in Freiburg, Maulbronn, Laupheim und Karlsruhe auf. An seine Zeit in Laupheim erinnert er sich heute noch, ist begeistert vom Museum zur Geschichte von Christen und Juden dort. Und er sieht Fortschritte in der Vergangenheitsbewältigung seiner ehemaligen Heimatstadt.
Yascha Mounk studierte in den USA, wo er heute lebt und an der US-amerikanischen Johns-Hopkins-Universität in Baltimore lehrt.
Die USA sind gespalten
Als scharfer Beobachter amerikanischer Politik und jemand "der vor Ort ist", sieht er die USA auf eine Weggabelung zufahren. Die Gesellschaft habe sich stark verändert und er gehe davon aus, dass Donald Trump bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen erneut das Amt gewinnen wird.
Yascha Mounk ist viel beachteter Autor, ein scharfer Beobachter und Kommentator gesellschaftlicher Tendenzen. Er schreibt unter anderem für die "New York Times", das "Wall Street Journal" und gehört inzwischen zum Herausgeberrat der Wochenzeitung "Die Zeit". Er hat mehrere Bücher zur Krise der Demokratie verfasst.
Aktuell lässt Yascha Mounk seine Herausgeberschaft bei der "Zeit" ruhen. Anfang Februar 2024 wurde er von der US-Journalistin Celeste Marcus der Vergewaltigung bezichtigt. Mounk weist den Vorwurf zurück: "Ich bin mir der schrecklichen Anschuldigung gegen mich bewusst. Sie ist kategorisch unwahr", teilte er mit. Darüber hinaus ist zu dem Fall aktuell nichts bekannt.
In seinem neuesten Buch beschäftigt sich Yascha Mounk mit Identitätspolitik, mit dem, was unsere liberalen Demokratien zusammenhält oder spaltet – er liefert eine differenzierte Begründung dafür, warum sich aus seiner Sicht die Durchsetzung identitärer Ideen als kontraproduktiv erweist. Mounk findet Identität wichtig für die eigene Entwicklung, Problem sei, dass sich mittlerweile viele Menschen nur über Identität definieren und andere Identitäten ausschließen würden.
Gendern und das Gender Verbot in Bayern
Das Thema Gendern in der Sprache geht einher mit Identität und der Diskussion und gesellschaftlichen Veränderungen, so Mounk. Menschen hätten Angst vor Veränderung, Sprechweisen zu ändern sei mehr als ein Sternchen. Gewohnheiten und Gepflogenheiten seien eintrainiert und sie abzulegen schwieriger, als viele denken würden.
Wokeness als Spiegel der Spaltung der Gesellschaft
Der Begriff "Wokeness" beschreibt ein Bewusstsein für mangelnde soziale Gerechtigkeit, Sexismus und Rassismus zu haben. Mounk sieht Wokeness als wichtig an – sie dürfe aber nicht alle gesellschaftlichen Diskussionen bestimmen.
Das Gespräch miteinander, Gemeinsamkeiten finden anstatt Unterschiede zu betonen sei wichtiger, als den anderen umerziehen zu wollen, so Mounk.
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Das Berliner Wahldebakel, Waffenlieferungen an die Ukraine, Diskussionen um Rechtmäßigkeit von Corona Maßnahmen: Themen für Demokratieforscher Prof. Wolfgang Merkel.
Ist die Meinungsfreiheit in Deutschland bedroht?
Tatsächlich zeigen Umfragen, dass Menschen sich heute weniger frei fühlen ihre Meinung zu äußern, als noch vor einigen Jahren. Sie dürfen sie aber frei äußern – sie genießen also Meinungsfreiheit. Trotzdem sei das Gefühl bei den Menschen, dass ihre Meinung sofort kritisch gesehen werde, wenn sie nicht den gesellschaftlichen "Normen" entspreche.